Mehr Sicherheit für Transporte auf globalen Wirtschaftswegen

28.12.2022

Torben Siegmund, Abteilungsleiter für Transportversicherung - Foto: © KRAVAG-LOGISTIC

Innerhalb der R+V Versicherungsgruppe gehört die KRAVAG gemeinsam mit Condor und R+V zu den großen deutschen Versicherern. Im Werkverkehr, für Warentransporte und insbesondere in der Logistik-Branche gehören maßgeschneiderte Transportversicherungen zu den Garanten für geschäftliche Erfolge. Torben Siegmund, Abteilungsleiter für Transportversicherung der KRAVAG-LOGISTIC, schildert im Interview mit finanzwelt die Notwendigkeiten und Vorzüge der Transportversicherung für Unternehmenskunden.

finanzwelt: Für die Transportversicherung war 2022 sehr herausfordernd. Wie verläuft das Geschäft bei Ihnen? Torben Siegmund: Das Jahr 2022 stand wie das Jahr zuvor im Schatten von Corona. Die Spuren in den Transportsparten Reise und Entertainment waren recht deutlich. Zusätzlich beschäftigte uns das Unwetter ‚Bernd‘ im letzten Jahr stark und tut es noch. In anderen Bereichen konnten wir jedoch zulegen, so dass wir für 2022 bisher eine Beitragssteigerung von 4,0 % verzeichnen. Ebenso herausfordernd gestalten sich die Inflation und die daraus resultierende Preissteigerungen für Ersatzteile. Wir sehen die ersten Auswirkungen im Ansteigen der durchschnittlichen Schadenkosten sowie der Leistungen für Betriebsunterbrechungen. Die ESG-Regelungen und Nachhaltigkeit entwickeln sich gerade im Bereich der Transportversicherung zu komplexeren Themenfeldern, welche uns noch in den kommenden Jahren begleiten.

finanzwelt: Nach welchen Versicherungslösungen suchen Makler momentan besonders und warum sind gerade diese Lösungen aktuell so gefragt? Siegmund: Der KRAVAG-Logistic-Vertrag, bei uns kurz KLV genannt, genießt sehr hohe Aufmerksamkeit. Er ist ein Kombiprodukt mit Versicherungsschutz für die Haftpflicht- und Sachbereiche der Spediteure und Frachtführer. Die Verkehrshaftungsversicherung gehört mit zu den einzelnen Bausteinen, die eine überschneidungsfreie Rundum-Absicherung bieten. Dieser spezielle Transportschutz übernimmt die Haftung der Verkehrsträger, wenn diese für Schäden am Transportgut verantwortlich sind. Weiteren Schutz vor Haftpflichtrisiken wie z. B. die Betriebs-, Produkt- und Umweltschadenhaftpflicht runden den KLV ab. Mit der Betriebsgebäude- und Geschäftsinhaltsversicherung erhalten die Makler und deren Kunden Ersatz im Rahmen einer Allgefahrendeckung an Betriebs- und Lagergebäuden, Kfz-Werkstätten sowie Fahrzeughallen. Ebenso beinhaltet der KLV Schadensersatz an kaufmännischer und technischer Betriebseinrichtung sowie eigenen Vorräten.

finanzwelt: Warum sollten Warenversender noch eine eigene Transportversicherung abschließen, obwohl die Spediteure, Frachtführer und andere Verkehrsträger für die Warentransporte haften? Siegmund: Güter sind auf dem Land-, Luft- und Wassertransport vielfältigen Gefahren ausgesetzt, überschreiten Grenzen und gehen durch viele Hände. Vielen Warenversendern ist dabei nicht klar, dass die Haftung der Verkehrsträger eingeschränkt ist. Es hält sich eisern die Ansicht, Warentransportversicherungen seien entbehrlich, schließlich haften ja die Transporteure. Eine Fehleinschätzung mit fatalen Folgen. Die Haftung der Spediteure und Frachtführer richtet sich nach dem Gewicht der Güter und nicht nach dem Wert, was dann häufig nicht ausreicht. Teilweise ist eine Haftung ganz ausgeschlossen. Darüber hinaus spielt bei dem Haftungsumfang des Spediteurs das Mitverschulden des Absenders zunehmend eine Rolle. Je nach Grad des Mitverschuldens trägt der Ladungsinteressent einen Teil des Schadens selbst. Diese Haftungsgrenzen haben für den Wareneigentümer im schlimmsten Fall existentielle Folgen. Die Warentransportversicherung schützt vor solchen Risiken und leistet, ungeachtet der bestehenden Haftungsvorschriften, den Schadenersatz bis zur Höhe des vollen Warenwerts. Mögliche Schadenersatzansprüche gegen Spediteure bzw. Frachtführer werden durch den Abschluss einer Warentransportversicherung selbstverständlich nicht aufgegeben. Das Gegenteil ist der Fall: Der Warentransportversicherer nimmt nach der Regulierung des Transportschadens den Regress gegen den Verkehrsträger vor.

finanzwelt: In welcher Form beeinflussen der Ukrainekrieg und andere Konflikte die Transportversicherung? Siegmund: Aktuell beschäftigt uns der Ukrainekrieg, da sich die Situation dort nicht entspannt. Deshalb gelten die Ausschlüsse der politischen Gefahren nach wie vor. Die Versicherung von Transporten von, nach sowie durch die Ukraine, Russland und Belarus bleibt zum Teil ohne politische Gefahren möglich, sofern die jeweils gültigen Sanktionen eingehalten werden. Derartige Anfragen prüfen wir einzeln. Durch den Krieg, aber ebenso in Folge von Lockdowns in China oder wegen fehlender Container, wird der Welthandel gebremst. Das stellt uns unter anderem in der Transportversicherung vor neue große Herausforderungen.

finanzwelt: Wie begegnen Sie diesen besonderen Krisenzeiten als Risikoträger? Siegmund: Wir stehen den Maklern und deren Kunden mit sinnvollen Erweiterungen zur Seite. Beispielsweise ist in der privaten Haftpflichtversicherung des KLV eine Erweiterung des versicherten Personenkreises um Schutzsuchende aus der Ukraine aufgenommen. Zudem können Kunden mit einer Speditions-Güter-Versicherung beitragsfrei Hilfsgütertransporte absichern. Wir unterstützen unsere Kunden aber auch jederzeit in der Lösungsfindung für ihre individuelle Situation, zum Beispiel durch entsprechende Beitragsanpassungen an die aktuelle Risikolage oder aber auch durch Beitragsstundungen bei finanziellen Schwierigkeiten im Einzelfall. (gg)