Ist passiv das bessere aktiv?

16.10.2017

André Kunze, Geschäftsführender Gesellschafter der Prometheus Vermögensmanagement GmbH/ Foto: © Prometheus

Derzeit liegen passive Investmentlösungen wie ETFs voll im Trend. Selbst Fondshäuser wie Fidelity und Franklin Templeton, die den Fondsmarkt über Jahrzehnte mit ihren aktiven Investmentansätzen geprägt haben, wollen am rasant wachsenden ETF-Markt partizipieren und bieten entsprechende Produkte an.

Wenn nun sogar aktive Investmenthäuser mit der Passivität einen Pakt schließen, muss etwas dran sein an der Sache mit der Passivität. Ist passiv also das bessere aktiv? Schaut man sich die Ergebnisse aktiver Manager in den letzten 20 Jahren an, liegt in der Tat auf den ersten Blick der Schluss nahe, dass aktives Management in der Breite wenig überzeugend ist.

Vergleicht man beispielsweise die Ergebnisse von aktiv gemanagten US-Aktienfonds mit dem amerikanischen Aktienindex S&P 500 über die vergangenen 20 Jahre ist das Resultat ernüchternd. Während der S&P 500 inklusive Dividenden in diesem Zeitraum auf eine Rendite von 6,7 Prozent pro Jahr kommt, weist die Datenbank des Fondsanalysehauses Morningstar lediglich 5,3 Prozent pro Jahr als durchschnittliches Ergebnis aller US-Aktienfonds aus – bei vergleichbaren Kursschwankungen. Mit einem passiven ETF wäre man hier also in der Vergangenheit besser gefahren.

Wie schwierig es ist, mit aktivem Management gute Ergebnisse zu erzielen, zeigt auch ein Blick auf das Segment der flexiblen vermögensverwaltenden Fonds – also der Königsklasse der Investmentfonds. Diese können ihr Portfolio je nach eigener Markteinschätzung flexibel auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Währungen aufteilen und haben somit einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten zur Verfügung, um auf die Widrigkeiten der Märkte zu reagieren.

Doch trotz der Flexibilität kam der Durchschnitt der flexiblen vermögensverwaltenden Fonds in den vergangen 20 Jahren lediglich auf eine Rendite von 2,9 Prozent pro Jahr – vor Steuern versteht sich. Dabei mussten Anleger zwischenzeitlich Verluste von 33,5 Prozent erleiden und in der Spitze fast sieben Jahre warten, bis die Kursverluste wieder aufgeholt waren. Das sind wenig überzeugende Zahlen.

Diese Beispiele geben den Anhängern passiver ETF-Investments ohne Zweifel Rückenwind und lassen zurecht die Frage aufkommen, ob aktives Management in Anbetracht dieser Zahlen überhaupt Sinn macht. Ganz so eindeutig wie es auf den ersten Blick scheint, ist die Sachlage jedoch nicht.

Betrachten wir beispielsweise mal die Kategorie der deutschen Aktienfonds. Diese konnten über die vergangenen 20 Jahre mit 6,3 Prozent pro Jahr etwas besser als der deutsche Aktienindex DAX mit 5,8 Prozent pro Jahr abschneiden und verloren in der Spitze zwischenzeitlich statt 72,7 Prozent (DAX) „nur“ 67,4 Prozent. Mit einem passiven ETF wäre man hier somit trotz der deutlich günstigeren Kosten am Ende schlechter gefahren.

Ist die Entscheidung, ob aktiv oder passiv besser ist am Ende also vielleicht doch nur eine Frage des Marktes? Eher nicht. Denn es gibt – das belegen zahlreiche Studien – lediglich eine überschaubare Anzahl aktiver Manager, die ihren Vergleichsindex schlagen. Je nach Studie und Betrachtungszeitraum gelingt dies im Durchschnitt lediglich 20 bis 30 Prozent der aktiven Manager.

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