Schnelligkeit schlägt Konditionen

02.09.2020

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In der aktuellen Krise ist für die deutschen Mittelständler wichtiger, schnell Finanzierungsmittel zu erhalten, die Bedingungen hierfür sind weniger wichtiger. Jedoch hakt es bei vielen Banken am entscheidenden Kriterium.

Die Corona-Krise stürzt tausendende mittelständische Unternehmen hierzulande in existenzielle Sorgen. Um ihren Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten zu können, sind viele deshalb auf Kredite angewiesen und das ohne lange Wartezeit. „Der Auftrags- und Nachfrageeinbruch im Zuge der Corona-Pandemie war beispiellos, viele Unternehmen des Mittelstands sahen sich in kürzester Zeit mit zum Teil dramatischen Liquiditätsengpässen konfrontiert", so Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf. Um in solch einer Extremsituation handlungsfähig zu bleiben, müsse das Zusammenspiel zwischen Kreditgeber und -nehmer reibungslos funktionieren. „Hilfreich sind schlanke Prozesse und ein hoher Automatisierungsgrad beim Finanzierungspartner, damit der Antrag möglichst schnell abgearbeitet wird", so Bartsch weiter.

Jedoch dauert es bei vielen Banken nach dem Geschmack der Mittelständler deutlich zu lange, bis das Geld fließt. Das geht aus dem „Finanzierungsmonitor 2020 – Corona Update“ hervor, für den creditshelf im Juli gemeinsam mit der TU Darmstadt mehr als 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt hat. Von diesen gaben 88 % an, dass in der aktuellen Krise der Faktor Geschwindigkeit bei der Beschaffung von Fremdkapital stark Bedeutung gewonnen habe. „76 % der Befragten stimmten sogar der Aussage zu, dass der Faktor Geschwindigkeit in Krisenzeiten wichtiger sei als die Konditionen", berichtet Dr. Daniel Bartsch. Jedoch können nach Aussage von 85 % der Befragten viele Banken die geforderte Geschwindigkeit bei der Beschaffung von Fremdkapital nicht einhalten.

Im Frühjahr waren die Geschäfte des nicht-täglichen Bedarfs wochenlang geschlossen und konnten damit keinen Umsatz machen, während die Fixkosten weiterliefen. Entsprechend ist gerade für die mittelständische Handelsbranche die aktuelle Situation eine große Belastung. So gaben hier 90 % der Unternehmen an, dass während der Corona-Krise der Druck zugenommen habe, bei der Beschaffung von Fremdkapital möglichst schnell vorzugehen. Nach Ansicht von Prof. Dr. Dirk Schiereck, der den „Finanzierungsmonitor“ seit seiner ersten Auflage im Jahre 2016 wissenschaftlich begleitet, sollten Unternehmen alternative Finanzierer nutzen, um ihre Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten zu sichern. Dem Leiter des Fachgebiets Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt zufolge haben sich digitale Direktfinanzierer als ideale Partner erwiesen, um auf die Wünsche der Unternehmen einzugehen: "Der deutsche Mittelstand steht heutzutage im weltweiten Wettbewerb. Das heißt: Der Druck wird immer größer, und in Kombination mit den Verwerfungen der Corona-Pandemie müssen Kreditnehmer offen für neue Lösungen sein, um das für sie optimale Paket zu erhalten", erklärt Schiereck. (ahu)