Wirtschaftskräfte werden sich 2017 durchsetzen
22.12.2016
Claus Walter
Die Ankündigungen massiver Infrastrukturinvestitionen und Steuersenkungen könnten gestützt von den aktuellen Konjunkturdaten dem Wachstum zusätzlich Schwung verleihen sowie steigende Gewinne, Inflation und Zinssteigerungen ein Ende der Niedrigzinsära bedeuten. Allerdings ist das globale Wirtschaftswachstum zu schwach, um einen überraschend schnellen Anstieg der Zinsen zu verkraften. Das weiß auch der Unternehmer Trump und die amerikanische Zentralbank.
Ganz besonders spannend wird es in Europa, wie die EZB auf die US-Entwicklung reagiert. Einerseits kann sie sich der Zinswende nicht entziehen, andererseits kann sie aber auch die Haushaltsprobleme der südeuropäischen Staaten nicht ignorieren. Den deshalb zu erwartenden moderaten Zinsanstieg werden die Aktienbörsen gut verkraften. Einen Bogen sollten Anleger jedoch um langlaufende Anleihen machen, bei denen selbst kleine Zinsanstiege zu temporären Wertverlusten führen.
Bei den anstehenden Wahlen in Europa wird sich zeigen, ob sich die Erosion der Union fortsetzt. Das könnte tatsächlich zu einer Belastungsprobe für die Architektur des Euros werden. Was aber auch die Chance mit sich bringen kann, wenn das Jahr 2017 überstanden wird, das baufällige europäische Haus umfassend zu sanieren und attraktiver für die Zukunft zu machen.
Letztendlich werden sich die Kräfte der Wirtschaft durchsetzen und die politischen Unwägbarkeiten im Zaum halten. Die Märkte haben 2016 schon mit Unterstützung der Notenbanken bewiesen, dass sie nicht panisch auf Entwicklungen wie den Brexit oder die Trump-Wahl reagieren. Auch 2017 bietet eine breit gestreute Anlagestrategie mehr Chancen als Risiken.
Kolumne von Claus Walter, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Freiburger Vermögensmanagement GmbH