Wiedereinsteiger und neue Konzepte

13.12.2023

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Sachwertebeteiligungen mit Erneuerbaren Energien als Alternative zu Immobilien.

Potenzielle Anleger von Immobilienbeteiligungen halten die Füße still. Sinken die Preise weiter? Wann lohnt ein Einstieg? Da kann es nicht verwundern, dass die Anbieter Gelegenheiten bei anderen Assets erkennen. Stichwort: New Energy. Mancher bastelt an neuen Vehikeln, andere sehen erstmals ausgerechnet jetzt wieder Chancen im Geschäft mit privaten Investoren.

Beendet ein etablierter Anbieter von Publikumsfonds eine elfjährige Vertriebspause, verdient das besondere Beachtung. EURAMCO, früher Sachsenfonds, hat sich entschieden, mit einem Artikel-9-Fonds wieder den Markt der Sachwertebeteiligungen für Privatanleger zu betreten. Anleger des AIF „EURAMCO Clean Power“ beteiligen sich an einem Portfolio mit Investitionen in Erneuerbare Energien. „Wir sehen ganz klar bessere Chancen mit Erneuerbaren Energien – auch wenn die Entwicklung auf diesem Markt nicht losgelöst ist von der Gesamtsituation. Die Anleger überlegen derzeit ganz genau, ob sie ihr Kapital langfristig binden wollen. Das kann aktuell niemanden überraschen“, sagt Jürgen Göbel, EURAMCO-Geschäftsführer.

Der Fonds startet als Blind-Pool. Fondszeichner kennen also die Fondsobjekte nicht, doch das ist genau die Art, wie Publikumsfonds schon seit geraumer Zeit konzipiert sind. EURAMCO nennt in seinen Verkaufsunterlagen Solar- und Windkraftanlagen in Europa, die entweder bereits in Betrieb oder zumindest genehmigt sind. Das Angebot ist knapp, vor allem institutionelle Großanleger haben den Markt weitgehend leergeräumt. EURAMCO will daher kleine bis mittelgroße Objekte zu Preisen zwischen fünf und 20 Mio. Euro erwerben – eine Größenordnung mit vergleichsweise wenig Konkurrenz durch Versicherer und Pensionskassen, die lieber großvolumigere Anlagen bevorzugen. Als Standorte kommen Deutschland, Finnland, Frankreich, Spanien und Portugal in Frage. Bei den Einnahmen verfolgt EURAMCO eine Doppel-Strategie: Entweder den direkten Verkauf über Power Purchase Agreements (PPA) an Unternehmen oder den Handel an der Strombörse. In diesem Fall rechnet der Fondsinitiator mit Preissteigerungen von 2 % ab 2028.

Im Musterportfolio geht EURAMCO von einem 40 Mio. Euro schweren Gesamtinvestitionsvolumen aus. Die Investition verteilen sich auf drei Standorte: 43 % Wind in Deutschland, 35 % Sonne in Spanien und 22 % Wind in Finnland. Der AIF selbst wird keine Fremdfinanzierung aufnehmen, die jeweiligen Projektgesellschaften allerdings schon. Hier rechnet der Anbieter mit Zinsen von 4 % und einer anfänglichen Fremdkapitalquote von 33 %. Sind alle Kosten, Gebühren und Zinsen beglichen, bleiben in der Prognose Ausschüttungen von 4,75 %, die bis auf 5 % steigen. Inklusive kalkuliertem Verkaufserlös von 102 % kommen Anleger im Base-Case auf einen Gesamtrückfluss von 145 % vor Steuern. Die Initialkosten summieren sich auf 13,4 % des Eigenkapitals oder 8,6 % auf Fondsebene. Das sind gute Werte für einen Alternativen Investmentfonds.

Warum überhaupt ein AIF?

Bei Erneuerbaren Energien bietet sich auch ein ELTIF an, der European Long Term Investment Fund. Commerz Real beispielsweise hat sich vor drei Jahren für dieses Modell entschieden und mit dem „klimaVest“ seitdem mehr als 1,3 Mrd. Euro bei Investoren eingesammelt. Für EURAMCO-Chef Jürgen Göbel ist das keine Alternative: „Einen ELTIF halte ich für intransparenter als einen AIF. Bei einem geschlossenen Fonds weiß der Anleger nach der Investitionsphase, was er hat. Und bei einem vergleichbaren offenen Fonds ist die Gesamtkostensituation über einen Zeitraum von zehn Jahren auch nicht günstiger. Eher im Gegenteil.“

Das sieht hep Global offenbar ähnlich. Das Unternehmen möchte ebenfalls am Konzept des AIF festhalten und hat bereits Ende vergangenen Jahres einen geschlossenen Publikumsfonds aufgelegt, der die Voraussetzungen nach Artikel-9 der EU Offenlegungsverordnung erfüllt. Der Fonds will zu Tickets ab 5.000 Euro plus Agio mit dem Kapital seiner Zeichner die Entwicklung von Solaranlagen in den USA, Kanada, Deutschland und Japan finanzieren. Bei einer prognostizierten Laufzeit von sechs Jahren kommen sie im Basis-Szenario aus dem Verkauf der New-Energy-Anlagen auf eine Rendite von 5 % p.a. und auf eine Gesamtrückzahlung von 133 % – nach Abzug des Einsatzes ein Plus von 28 % also.

New-Energy-Experte Ökorenta hat durchaus Sympathien für einen ELTIF bekundet und arbeitet an einem entsprechenden Angebot, bietet derzeit aber auch einen AIF an. Ebenfalls als Artikel-9-Fonds konzipiert, investiert der „Ökorenta Energien 14“ diversifiziert in Windkraftanlagen und Solarparks an verschiedenen Standorten.

KGAL versucht, private Kapitalanleger mit einem anderen Konzept zu erreichen. Der offene Artikel-8-plus-Fonds „KGAL klimaSUBSTANZ“ will ein europaweit diversifiziertes Portfolio mit Schwerpunkt auf nachhaltiger Energieerzeugung aufbauen, ebenfalls vor allem in den Segmenten On-shore-Wind und Photovoltaik. Neben verschiedenen Technologien erfolgt die Diversifizierung dabei geografisch, nach Art der Stromvermarktung und Lebenszyklusstadien der Assets. Anleger beteiligen sich bereits mit Mini-Tickets ab 25 Euro. „Mit dem neuen Angebot übertragen wir als einer der ersten Anbieter das bei Vertriebspartnern und Privatanlegern etablierte Konzept eines offenen Immobilien Publikumsfonds auf die Assetklasse Erneuerbare Energien“, sagt Matthias Weber, Head of Sales Retail Business von KGAL. So könnten Anleger ihr Kapital nachhaltig einbringen, um die europaweite Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig mittel- und langfristig Vermögensaufbau betreiben.

Markus Gotzi
Chefredakteur
„Der Fondsbrief“