Werden die Verlierer die Gewinner sein?

12.12.2013

Thomas Meyer

Ohne Rohstoffe geht in unserer modernen Welt nicht mehr sehr viel: Öl, Eisen, Gas und Kupfer sind in unserem täglichen Leben wichtige Bestandteile. Häufig nehmen wir sie nicht wahr, aber in der kalten Jahreszeit wird nun einmal überwiegend mit Gas und Öl geheizt und unsere Smartphones und Computer wären ohne Kupfer und andere (Edel-)Metalle nicht vorstellbar.

Diese Fakten sollten jedem bekannt sein. Auch die Tatsache, dass der steigende Wohlstand in den Entwicklungs- und Schwellenländern die Nachfrage nach Rohstoffen konstant steigen lässt, ist nicht neu. An den Aktienbörsen wird aktuell aber ein anderes Spiel gespielt. Aktien der Bereiche Energie und Bergbau fristen seit Längerem ein Schattendasein und werden von den Anlegern vernachlässigt. Beide Segmente laufen der Wertentwicklung der breiten Indices nicht nur hinterher, sondern entwickeln sich zum Teil auch deutlich negativ. Dies gilt nicht nur für das Jahr 2013, sondern auch für die Jahre 2011 und 2012.

Kurzfristig mag das wirtschaftliche Umfeld noch durch Unsicherheit über die Wachstumsaussichten der Wirtschaft geprägt sein, klar ist jedoch, dass das Wachstum in den Entwicklungs- und Schwellenländern auch zukünftig vorhanden sein wird. Ob es nun z.B. 7,5% in China sein werden oder nur 6,5 % - 7% ist in diesem Zusammenhang nur eine Kennzahl. Urbanisierung, steigender Lebensstandard und der Ausbau bzw. die Verbesserung von Intrastruktur bilden weiterhin eine solide Basis für Nachfrage, auch in den Industriestaaten.

In den vergangenen Jahren waren die Schlagzeilen, welche die Unternehmen aus dem Bereich Energie und Bergbau veröffentlichten, häufig von großen Übernahmen und Investitionsvorhaben geprägt. Doch hat sich das Bild deutlich verändert. Der Druck von professionellen Aktionären auf das Management der Gesellschaften hat sich stark erhöht. Die Interessen der Investoren stehen wieder im Mittelpunkt. Dazu wurden bereits von vielen Gesellschaften die Investitionsbudgets gekürzt und die Dividendenpolitik verbessert. Die Generierung von Liquidität tritt mehr und mehr in den Mittelpunkt. Angesichts der zum Teil deutlich gesunkenen Notierungen für einige Rohstoffe wurden auch teure Explorationen geschlossen oder deren Schließung als Option in Betracht gezogen. Diese Maßnahmen zielen auf der einen Seite auf die Profitabilität, dienen aber auch auf der anderen Seite der Stabilisierung der Rohstoffnotierungen.

China importierte 1995 1,2 Millionen Tonnen Kupfer (10% des Weltmarktes). Im Jahr 2010 waren es 7,2 Millionen Tonnen (37% Weltmarktanteil). Dies entspricht einer Veränderung von 6 Millionen Tonnen. Die Prognosen für 2025 liegen bei 16,4 Millionen Tonnen und einem Weltmarktanteil von 51%. Gleichzeitig sind die Anforderungen an die Produktion für Kupfer deutlich gestiegen. 1990 mussten für die Produktion von 1 Tonne Kupfer noch ca. 200 Tonnen Gestein verarbeitet werden, 2012 waren es bereits ca. 500 Tonnen Gestein und die Prognosen für 2016 gehen von ca. 750 Tonnen aus. Parallel wurden die Auflagen für den Umweltschutz strenger. Faktoren, die die Preise für Kupfer und andere Rohstoffe steigen lassen werden. Dies gilt nicht nur für Metalle, sondern auch für Energieträger wie Öl und Gas. Auch wenn Fracking derzeit ein großes Thema ist und die Karten für Angebot und Nachfrage sich verschieben, gibt es Probleme. Die USA als größter Verbraucher von Öl und auch Gas hat bisher keine Möglichkeiten, diese zu exportieren. Derzeit ist es gesetzlich verboten und es bestehen auch keine großen Anlagen, um dies in nennenswertem Umfang zu betreiben. Gas müsste z.B. verflüssigt werden. Auch die Reichweite der neuen Funde und der zukünftigen Produktion aus Fracking müssen beobachtet werden, da die Prognosen hierzu sehr unterschiedlich sind. Hieraus ergeben sich lokal immer noch Preisunterschiede.

Die Bewertung insbesondere der großen börsennotierten Gesellschaften aus den Bereichen Bergbau und Energieexploration ist weiterhin unterdurchschnittlich zum historischen Mittel. Des Weiteren haben die großen Investoren die Bereiche Energie und auch Bergbau in den Portfolios deutlich untergewichtet. Wie bereits eingangs vermerkt, bauen aktive Aktionäre wie Hedge-Fonds Positionen auf, um das Potential an Cash für die Aktionäre zu heben. In der Vergangenheit hatten diese Investoren eher direkt in Rohstoffe investiert. Dies lässt sich beispielweise auch an der relativen Entwicklung des Goldpreises zur Entwicklung des Goldminindex ablesen. In den vergangenen Jahren gaben die Notierungen der Aktien im Index trotz steigender Notierungen des Goldes nach. Seit Mai diesen Jahres hat sich diese Entwicklung ins Gegenteil umgekehrt. Zuletzt haben Investoren wieder mehr in die Aktien der Goldförderer investiert.

Bei den Energieträgern gilt es ebenso den Trends zu folgen. Öl wird nicht nur durch Fracking in den USA gewonnen: neue Lagerstellen liegen zunehmend unter tiefen Ozeanen, so z.B. vor der Küste Brasiliens oder in Regionen, die bisher eher vernachlässigt wurden, wie Ostafrika.

Dadurch kommen neue Gesellschaften in den Blickpunkt, welche die entsprechende Technik entwickelt haben oder die Rechte an den neuen Vorkommen besitzen. Kleine Gesellschaften dürften in diesem Zusammenhang von höheren Wachstumsraten profitieren und auch das Ziel für Übernahmen sein. Beides sind Argumente für die Erwartung von Kurssteigerungen bei Energie- und Minenaktien und deren gesamtem Umfeld. Das richtige Branchen Know-how ist für die Realisierung dieser Chancen ebenso wichtig wie die Möglichkeit, in Small & Mid Caps investieren zu können. Die gesamte Wertschöpfungskette bietet sowohl im Energie- als auch Bergbaubereich interessante Perspektiven.

Die Chancen stehen gut, dass die Underdogs sich in 2014 besser entwickeln werden. Professionelle Investoren, die sich aktiv für die Belange der Aktionäre einsetzen sind ein gutes Zeichen. Rechtzeitig dabei sein sichert eine ordentliche Rendite.

Autor: Thomas Meyer, Country Head Germany PETERCAM S.A.