„We create value“

30.08.2021

Die beiden Geschäftsführer der assella GmbH Rainer Lemm, Alfred Schölzel (v.l.n.r.)

finanzwelt: Vor diesem Hintergrund bleiben Aktien weiterhin sozusagen „alternativlos“? Schölzel» Alternativlos ist an dieser Stelle etwas überzeichnet. Sachwerte, zu denen auch Aktien zählen, sind im vorherrschenden Umfeld sicherlich eine gute, unverzichtbare Wahl im Portfolio. Anleger, ob institutionelle oder eben private, lechzen doch nach auskömmlicher Rendite. Durch das quasi Nichtvorhandensein von Zinsen kann es natürlich zu einer Fehlallokation von Aktien in eigentlich risikoaversen Depots kommen. Tritt dann eine nachhaltige Marktkorrektur ein, wenden sich womöglich einige Investoren wieder vom Kapitalmarkt ab. Sie verharren am Spielfeldrand. Dennoch, die positiven Aspekte eines Aktienengagements überwiegen, zumal in einem breit diversifizierten Portfolio. Dem Bonmot „Aus Sparer werden Anleger“ ist grundsätzlich beizupflichten. Und schauen Sie sich die Performances rückblickend an. Alles in allem verzeichneten die Kapitalmärkte für das 1. Halbjahr 2021 positive, zweistellige Zugewinne. Die Aktienmärkte notierten teilweise auf Allzeithochs und legten dementsprechend weiter zu. Vergleicht man die Aktienbewertung mit den Zinsen, fällt auf, dass die Risikoprämie weiterhin attraktiv erscheint. Das sollten sich Investoren weiter vor Augen führen.

finanzwelt: Bei den Aktien-Stilen war Value längere Zeit in den Hintergrund getreten. Growth dominierte. Wird Value ein tragendes Thema (beispielsweise auch für 2022) bleiben? Lemm» Die enorme und lange Growth-Outperformance hat bereits Anfang dieses Jahres ihr Ende gefunden. Dennoch wäre ein Abgesang verfrüht. Betrachtet man die ganz langfristigen Zyklen an den Aktienmärkten, stellt man fest, dass über weite Strecken der Value-Faktor dominierend war. Im aktuellen Zyklus hat Value bis Ende vergangenen Jahres sehr unterdurchschnittlich performt. Nun wurde bereits viel vom ‚Value-Comeback‘ geschrieben. Fakt ist sicherlich, dass die klassischen Substanzwerte auch nach dem guten 1. Halbjahr erhebliches Nachholpotenzial haben, das sich insbesondere bei möglicherweise steigenden Zinsen manifestieren könnte. Folglich bleibt Value durchaus ein Thema, das auch künftig und insbesondere für dividendenorientierte Anleger mehr Fahrt aufnimmt. Auf was kommt es letztlich an? Wichtig und entscheidend sind die Chancen bei qualitativ gut positionierten Unternehmen, die langfristig einen Mehrwert erzielen und ein nachhaltiges Geschäftsmodell führen. Auf der anderen Seite ist die Wachstumsstory des Technologiesektors weiter intakt, wenngleich es auch zu Überbewertungen in diesem Bereich kommt.

finanzwelt: Neben dem Mischfonds Assella Value Invest haben Sie im Mai 2020 den Assella Alpha Family aufgelegt. Können Sie uns die Investmentphilosophie etwas darlegen? Lemm» Selbstverständlich. Wir sind überzeugte Value-Investoren und bevorzugen daher substanzstarke Unternehmen mit robusten Geschäftsmodellen, soliden Bilanzen, niedriger Bewertung, hoher Ertragskraft und überdurchschnittlichem Free Cashflow, der verlässliche Dividenden zulässt. Den letzten Aspekt möchte ich gerne unterstreichen. Denn Dividende ist nicht gleich Dividende. Der schiere Blick auf die Dividendenhöhe respektive -rendite verkennt oftmals das Wesentliche. Woraus speisen sich die Ausschüttungen? Wie viel investiert ein Unternehmen in F&E? Insofern spielt die Kontinuität/Nachhaltigkeit bei der Dividendenbetrachtung eine große Rolle. Wichtig ist uns ferner, dass die Positionen des Fonds tendenziell gleichgewichtet werden und regelmäßig eine Adjustierung erfolgt. In den ersten sechs Monaten 2021 haben wir mit unserem Ansatz mehr als 16 % eingefahren; auf 1-Jahressicht sind es gute 34 %. (ah)