Warum Dividenden in jeder Marktphase Sinn ergeben
31.05.2023
Dyrk Vieten. Foto: ficon
Dividendenwerte spielen in der Vermögensallokation eine entscheidende Rolle. Sie spielen eine herausragende Rolle als Portfoliostabilisatoren in schwierigen Zeiten und sind das einzig kalkulierbare Instrument, um stabile Cashflows aus einem liquiden Portfolio zu generieren. Und in guten Zeiten profitieren Anleger zusätzlich von den Wertsteigerungen ihre Wertpapiere.
Dividendentitel waren in den vergangenen Jahren nicht immer erste Wahl bei Anlegerinnen und Anlegern. Mittlerweile sind die vielfältigen Krisenfaktoren positiv für Dividendenaktien, denn diese haben mit ihrer oft weniger zyklischen Ausrichtung weniger zu kämpfen als Wachstumswerte. Das ist wiederum ein Problem für Growth-Aktien vor allem aus dem Technologiesektor, den Gewinnerinnen der Boomjahre zwischen 2010 und 2021 (2020 einmal ausgenommen). Sie sind tendenziell von einem starken Konjunkturumfeld und niedrigen Zinsen abhängig sind und werden aufgrund der Aussichten zumindest kurzfristig Schwierigkeiten haben.
Solange der Dreiklang aus steigenden Zinsen, hoher Inflation und sich abschwächenden Wirtschaftswachstums also bestehen bleibt, stehen Dividendenaktien innerhalb der Anlageklasse Aktien im Fokus. Denn gerade in inflationären und konjunkturschwachen Zeiten ist eine vollständige Investmentsubstanz nicht unwichtig. Dividenden spielen in der Vermögensallokation eine entscheidende Rolle – als planbarer Cashflow für konkrete Zwecke und als Stabilisator für Aktienmärkte unter hoher Unsicherheit und in Zeiten von weiterhin fehlenden Zinseinnahmen im Investment-Grade-Segment.
Ausgewählte europäische Bankaktien bieten interessante Dividendenrenditen
Die realisierte Dividendenrendite liegt bereits seit 2013 über den Renditen von Unternehmensanleihen mit fünfjähriger Laufzeit. Vergangenes Jahr haben die Dax-40-Unternehmen fast 47 Mrd. Euro an Dividenden ausgeschüttet. Beispielsweise werden bei Mercedes-Benz und BMW für 2022, also in diesem Jahr, Dividendenrenditen von mehr als acht Prozent erwartet, bei BASF rund 7,3 %. Unter anderem bieten derzeit auch ausgewählte europäische Bankaktien interessante Dividendenrenditen. Durch die guten Wachstumsperspektiven können bestimmte Dividendenkonzepte rasch die Fünf-Prozent-Marke in der durchschnittlichen Dividendenrendite nehmen.
Das ist für Anleger ein hochinteressantes Konzept, um in schwierigen Zeiten deutliche Ausschüttungen zu erreichen und damit beispielsweise die Auswirkungen der Inflation bekämpfen beziehungsweise abschwächen zu können. Ausschüttungsorientierte Anleger haben somit eine gute Möglichkeit, sich mit substanzstarken Dividendentiteln auszustatten und ihr laufendes Einkommen abzusichern. Wichtig ist, auf Unternehmen zu setzen, die Dividenden dauerhaft auszahlen. Die Kontinuität spielt dabei eine größere Rolle als die Höhe der Dividende selbst.
Historisch macht die Dividende mehr als 50 % an der Aktienperformance aus
Natürlich sind Dividendenaktien nicht nur in einem instabilen Umfeld favorisiert. Auch wenn sich die Kapitalmärkte im Rallye-Modus befinden, stellen Dividenden einen beinahe unverzichtbaren Bestandteil des Kapitaleinkommens dar. Entsprechende Aktien unterliegen zum einen nicht den Ausfallrisiken von Unternehmensanleihen. Dazu kommt, dass Dividendenaktien auch von möglichen Kursgewinnen profitieren können. So schnitten Dividendenaktien in den vergangenen Jahren in schwachen Konjunkturphasen deutlich besser ab als der gesamte Aktienmarkt, da sich Dividenden in der Regel stetiger als die Unternehmensgewinne entwickeln. Historisch ist belegt, dass die Dividende mehr als 50 Prozent an der Aktienperformance ausmacht. Der Hintergrund: Üblicherweise haben dividendenstarke Unternehmen ein voll funktionsfähiges Geschäftsmodell und verfügen über eine hohe fundamentale Stärke. Ihren geschäftlichen Erfolg geben sie damit an die Aktionäre weiter. Die Dividende sollte aber immer nur aus dem Cashflow gezahlt werden, um die Substanz eines Unternehmens nicht zu beschädigen.
Deutliche ESG-Verbesserung ist stark mit Outperformance korreliert
Besonders aussichtsreich dürften Aktien von Unternehmen sein, die sich stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten. Denn einerseits dürfte diese Fokussierung langfristig die Geschäftsmodelle stärken. Andererseits steigen die Anforderungen an die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Zum einen erfüllen dividendenorientierte Nachhaltigkeitsstrategien die ESG-Ansprüche der Anleger, die nach Möglichkeiten suchen, ihr Geld mit gutem Gewissen anzulegen und damit Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zum Guten zu verändern. Und auf der anderen Seite lässt sich feststellen, dass eine deutliche ESG-Verbesserung auch stark mit Outperformance korreliert. Studien belegen, dass Unternehmen, die bei den ESG-Faktoren gut abschneiden, auch insgesamt profitabler sind. Dementsprechend kann ESG ein Indikator für die Rentabilität und das Wachstum eines Unternehmens sein, und entsprechend höher ist die Wahrscheinlichkeit, ein gutes Unternehmen auszuwählen. Die Performance wird erhöht, indem gezielt Umwelt- oder soziale Risiken gemieden werden.
Dabei ist die Transparenz der Anlagestrategie wichtig. Experten schätzen, dass nur zehn Prozent der Daten tatsächlich nachprüfbar sind und 90 % geschätzt werden. Das Risiko von Greenwashing sollte bestmöglich vermieden werden, indem eben alle Wertpapiere im Anlageportfolio streng nach ESG-Kriterien ausgewählt werden und die Einhaltung dieser ESG-Kriterien jederzeit nachvollziehbar sein müssen. Hilfreich ist der Nachweis, dass Manager mit einem führenden, auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Haus zusammenzuarbeiten und sich auf diese Weise bei ihren Investmententscheidungen absichern können. Ein Beispiel dafür sind die auf Nachhaltigkeit spezialisierten Research-Häuser ISS-oekom und MSCI.
Gastbeitrag von Dyrk Vieten,
geschäftsführender Gesellschafter ficon Vermögensmanagement und
Manager des nachhaltigen Dividendenfonds ficon Green Dividends-INVEST I