Warnung vor Schieflagen von Lebensversicherern

27.11.2013

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*Es gilt (nicht) das gesprochene Wort

Das gesprochene Wort kann nur schwer wieder eingefangen werden. Das musste aktuell Felix Hufeld, Exekutivdirektor für die Versicherungsaufsicht bei der BaFin, feststellen.*

(fw) Als Redner hatte er am Dienstagabend an einer Veranstaltung der Uni Frankfurt teilgenommen. Es ging um Solvency II und die damit verbundenen höheren Eigenkapitalanforderungen für die Versicherer. Und dann sagte er laut Nachrichtenagentur Reuters zufolge einen verhängnisvollen Satz: „In bin nicht sicher, ob es alle Versicherer schaffen werden." Einige könnten möglicherweise das für Solvency II erforderliche Eigenkapital nicht aufbauen. Und er setzte dem Bericht zufolge noch einen drauf: „Es könnten fünf oder zehn sein – ich weiß es nicht."

Zum Hintergrund: Bis zu fünf Milliarden Euro müssen die Lebensversicherer jährlich zurücklegen, um den neuen Vorschriften gerecht werden zu können. Solvency II tritt Anfang 2016 in Kraft, es gilt allerdings eine 16-jährige Übergangsfrist. Doch damit ist es nicht getan. Wegen des niedrigen Zinsniveaus bei gleichzeitig noch hohem durchschnittlichem Garantiezins im Bestand sind die Versicherer zur Bildung einer Zinszusatzreserve verpflichtet. Dies muss Jahr für Jahr aufgestockt werden. Fünf Milliarden Euro wurden dafür im vergangenen Jahr auf die Seite gelegt, 2013 dürften es sechs Milliarden Euro sein. Bei unverändert niedrigen Marktzinsen könnten Experten zufolge bis 2023 bis zu 90 Milliarden Euro erforderlich werden. Notfalls müssen die Unternehmen an ihre stillen Reserven. Doch die werden zurzeit in nicht geringem Maß an diejenigen Kunden ausgeschüttet, die ihre Policen vorzeitig kündigen. Momentan handelt es sich dabei um einen Batzen von drei Milliarden Euro jährlich. Schon länger fordern die Lebensversicherer deshalb, die Ausschüttung von stillen Reserven an diese Kunden mit gesetzlichem Segen drastisch kürzen zu dürfen. Die BaFin wissen sie dabei an ihrer Seite. Vor wenigen Tagen ist ihnen auch Bundesfinanzminister Schäuble beigesprungen. Auf dem Versicherungstag in Berlin stellte er eine entsprechende gesetzliche Neuregelung in Aussicht.

Selbst wenn die Marktzinsen irgendwann rapide steigen sollten, wäre dies keine gute Nachricht für die Branche. Viele Kunden könnten dann versucht sein, ihre Policen abzustoßen, um das Geld lukrativer anzulegen. Einen Tag nach den verhängnisvollen Sätzen ihres Aufsehers ruderte die BaFin jedoch zurück. Hufeld habe keineswegs konkret Alarm schlagen wollen. Und auch aus Kreisen des Finanzministeriums kam Entwarnung: Von drohenden Schieflagen einiger Lebensversicherer könne nicht die Rede sein. Dennoch bleibt abzuwarten, in welchem Ausmaß Lebensversicherer künftig von Abwicklungsplattformen Gebrauch machen werden. Diese scheinen gerade in Mode zu kommen.

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