Viel Bewegung, wenig Richtung
17.07.2016
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Fed im Dilemma
Dieses niedrige Wachstum in den Vereinigten Staaten stellt die US-Notenbank Fed vor eine erhebliche Herausforderung. Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik will sie eigentlich die Zügel straffen. Angesichts des fragilen weltwirtschaftlichen Umfelds und der Tempoverlangsamung der USA wird dieses Vorhaben aber zunehmend schwieriger. „Wir erwarten maximal noch eine Zinserhöhung in den nächsten Monaten“, sagt Wilhelm. „Dabei ist meiner Einschätzung nach überhaupt kein Zinsschritt mehr notwendig. Die Diskussion über mögliche geldpolitische Maßnahmen wird die Märkte in jedem Fall weiter in Atem halten.“
Herausforderndes Umfeld für Aktien
Insgesamt geht Wilhelm daher von einem Marktumfeld aus, das durch eine Mischung aus hoher Schwankungsintensität und übergeordneter Seitwärtstendenz gekennzeichnet sein wird: „Anleger sollten sich darauf einstellen, dass die Nervosität der letzten Monate anhält.“ Für Aktien sieht der Kapitalmarktstratege angesichts des abnehmenden Konjunkturmomentums neue Herausforderungen: „Weniger BIP-Wachstum bedeutet auch geringere Gewinnsteigerungen bei den Unternehmen. Damit wird der Weg für Aktien steiniger.“ Gleichwohl sorgt das Umfeld von anhaltend niedrigen Zinsen für eine solide Unterstützung der Anlageklasse. „Die Aktie bleibt langfristig ein Renditebringer und wird umso unentbehrlicher, je länger das Niedrigrenditeumfeld anhält.“ Besondere Chancen sieht Wilhelm bei Unternehmen mit stabilem Geschäftsverlauf und robusten Cashflows. Gerade diese aufgrund ihrer strukturellen Nähe zu Anleihen auch „Bond-Proxies“ genannten Papiere dürften künftig noch höhere Bewertungen rechtfertigen.
Zinsen bleiben niedrig – Alternativen gesucht
Auch auf der Rentenseite verschärft sich die Suche nach Ertragsquellen. „Wir erwarten zum Jahresende bei zehnjährigen Bundesanleihen eine Rendite von minus 0,1 Prozent“, sagt Wilhelm. In den USA dürften Staatsanleihen gleicher Laufzeit noch mit 1,5 Prozent rentieren. „Das ist schlicht zu wenig für viele Investoren.“ Alternativen sieht der Kapitalmarktstratege vor allem in den aufstrebenden Volkswirtschaften (Emerging Markets) und bei Hybridanleihen. „Für die Schwellenländer spricht die Zurückhaltung der US-Notenbank Fed, die ausgewogene Positionierung der Investoren sowie der realwirtschaftliche Trend“, erläutert Wilhelm beispielhaft die Aussichten von Rentenpapieren aus den Emerging Markets. „Bei Schwellenländeranleihen gibt es nach wie vor attraktive Renditeniveaus, bei Hartwährungsanleihen sind vier Prozent auf Sicht von zwölf Monaten durchaus realistisch. Eine sorgfältige Titelauswahl ist dabei wichtiger denn je, denn die offensichtlichen Investmentgelegenheiten sind längst abgegrast.“ So gilt es, bei den aufstrebenden Volkswirtschaften genau zwischen den Ländern zu unterscheiden, da ein Engagement in bestimmten Staaten wie Südafrika oder Venezuela mit hohem Risiko verbunden ist.
Rohstoffe: Besser auf Gold statt auf Öl setzen
Im Rohstoffbereich sieht Wilhelm viele Segmente in der Findungsphase zu neuen Gleichgewichtspreisen nach dem Ende des Superzyklus: „Die Sonderkonjunktur der letzten 20 Jahre ist vorbei. Das müssen die Kapitalmärkte derzeit verarbeiten.“ Chancen erkennt er dabei insbesondere bei Edelmetallen. Gold beispielsweise profitiert im Niedrigrenditeumfeld vom Wegfall der Opportunitätskosten. „Früher hatte Gold mit dem Makel zu kämpfen, dass es keine Zinsen bringt. Da heute viele sichere Anleihen negativ rentieren, ist aus diesem Nachteil ein Vorteil geworden“, analysiert Wilhelm. Zudem sorgt die hohe politische Unsicherheit für eine stete Nachfrage nach dem Edelmetall. Union Investment sieht daher weiteres Kurspotenzial bis zu einem Niveau von 1.450 US-Dollar je Feinunze bis zum Jahresende. Hingegen ist der Kapitalmarktstratege eher skeptisch, was die Aussichten bei Rohöl angeht. „Die Erholung der letzten Wochen war vor allem von unvorhergesehenen Produktionskürzungen ausgelöst“, sagt Wilhelm mit Verweis auf die Waldbrände in Kanada. „Solche Effekte werden nicht dauerhaft tragen.“ Daher prognostiziert Union Investment bis zum Jahresende 2016 keinen weiteren nachhaltigen Anstieg, sondern geht von einem Ölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel aus.
Flexibilität schlägt Volatilität
Wilhelm rät Anlegern in den kommenden Monate daher zu flexiblen Ansätzen: „Es gilt, auf alles vorbereitet und jederzeit handlungsfähig zu sein. In schwankungsstarken Seitwärtsphasen gewinnt die Taktik an Bedeutung für erfolgreiches Investieren.“ Gut aufgestellte Anleger können die Anpassungsbewegungen an den Märkten für sich nutzen. Dafür eignen sich besonders moderne Multi-Asset-Lösungen. „Flexibilität schlägt Volatilität“, resümiert Wilhelm. www.union-investment.de