US-Wahl: Sieg des Populismus

11.11.2016

Dr. David Kelly

3. Auch wenn die Ergebnisse der letzten Nacht wie ein republikanischer Siegeszug wirken, könnten die tatsächlichen Veränderungen in der Politik weit weniger dramatisch ausfallen, als von Donald Trump in seiner Kampagne vorgesehen. Einerseits besteht eine große Kluft zwischen Trumps Agenda und derjenigen von vielen „etablierten“ Republikanern, so dass sich diese durchaus unfundierten Steuersenkungen oder Ausgabenerhöhungen widersetzen könnten. Darüber hinaus werden der neue Präsident und der Kongress wahrscheinlich nur langsam mit der Auflösung von Handelsabkommen oder dem „Affordable Care Act“ beginnen, bis bessere Alternativen gefunden werden.

Schließlich ist anzumerken, dass sich – wie bereits in anderen Teilen der Welt in diesem Jahr – die Wähler eher für einen Wechsel anstatt das Festhalten am Status Quo entschieden haben. Politiker neigen dazu, auf das zu reagieren, was die Wähler wollen, anstatt ihnen zu geben, was sie brauchen. Auch wenn die Trump-Agenda sicherlich nicht in vollem Umfang umgesetzt werden wird, ist es wahrscheinlich, dass die Mitglieder des Kongresses einigen von Trumps Vorschlägen zur Steigerung der Ausgaben in Zusammenhang mit niedrigeren Steuern, Reduzierung der illegalen Einwanderung oder Einführung von Zöllen zustimmen werden. Wenn sie dies tun, wird dies auch weitere Inflation in einer Volkswirtschaft schüren, die sich bereits aufheizt. Langfristig gesehen birgt eine steigende Staatsverschuldung, die notwendig ist um Trumps Initiativen zu finanzieren, zudem offensichtliche Gefahren.

Die reflexartige Reaktion der Anleger in Anbetracht des US-Wahlausgangs war, globale Aktien zu verkaufen und in Staatsanleihen zu investieren. Jedoch könnte mittelfristig eine sich aufheizende Wirtschaft, die durch expansive Fiskalpolitik angefeuert wird, dazu beitragen, dass Aktien doch besser abschneiden könnten als Staatsanleihen. 

In der langfristigen Betrachtung täten Investoren allerdings gut daran sicherzustellen, dass sie breit diversifiziert sind, und auch außerhalb der USA in Aktien und Anleihen investieren sowie alternative Anlagen berücksichtigen. Vor dem Hintergrund der Brexit-Abstimmung und der US-Wahlen  zeigt sich, dass Populismus eine lohnende politische Strategie ist – ob es sich langfristig als gut für die wirtschaftliche Entwicklung erweist, ist allerdings eine ganz andere Frage. 

Kolumne von Dr. David Kelly, Chief Global Strategist bei J.P. Morgan Asset Managment