US-Finanzen droht unter Trump dramatische Schieflage

27.01.2017

Josef Braml © AXA IM

Gleichzeitig seien weitere Einnahmeverluste auf der Steuerseite zu erwarten: Denn der neue US-Präsident Trump werde seine Investitionsvorhaben vermutlich nur dann im US-Kongress durchsetzen können, wenn er der republikanischen Mehrheit dort Steuererleichterungen für Unternehmen zusage.

Probleme drohen nach Bramls Meinung zudem auch auf der internationalen Finanzierungsseite des Defizits. Amerikas Verschuldung sei kein größeres Problem gewesen, solange das Ausland bereit gewesen sei, die aus Exportüberschüssen erwirtschafteten Währungsreserven den USA wieder als Kredite zur Verfügung zu stellen, damit die Supermacht über ihre Verhältnisse wirtschaften konnte. „Doch jetzt sinkt die Bereitschaft Chinas, diesen Kurs fortzusetzen. Das Land will sich emanzipieren.“

Insgesamt drohe eine dramatische Schieflage der US-Finanzen, die nur durch eine weiter expansive Geldpolitik der Zentralbank abgemildert werden könnte, wodurch die Schulden entwertet würden. Hier sei jedoch das Instrumentarium erschöpft. Es drohen die Handlungsunfähigkeit der Regierung und eine Blase am Aktienmarkt, die nur durch das billige Zentralbankgeld genährt werde.

Nach Bramls Auffassung ist daher die derzeitige Euphorie verfehlt, mit der die Börse Trumps Ausgabenpolitik feiere. Es könnte zwar kurzfristige Möglichkeiten geben Gewinne zu erzielen – etwa mit hochverzinslichen kurz laufenden US-Unternehmensanleihen. Langfristig rät er jedoch zur Vorsicht.

Marktkommentar von Dr. Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik auf Einladung von Axa Invest Managers