Ungemütliche Weihnachtszeit an Kapitalmärkten

02.12.2016

Sascha Rehbein, Pop

Die anstehenden Notenbank-Entscheidungen treffen auf einen bereits angespannten Anleihemarkt. Insbesondere Staatspapiere mussten in den vergangenen Wochen Kursrückgänge verkraften. Einer der größten Einflussfaktoren für diese Entwicklung ist in der anziehenden Inflationserwartung zu finden. Hierbei spielen zum einen die Erwartungen an das große Fiskalprogramm Trumps eine wichtige Rolle, aber auch die OPEC-Einigung zur Drosselung der Ölproduktion hat sich zuletzt auf die Inflationserwartung ausgewirkt. Somit sind wir weiterhin vorsichtig und halten die Duration unserer Anleiheportfolios auf sehr niedrigem Niveau. Optimistischer sind wir für US-Unternehmensanleihen geworden. Mit dem Wahlsieg von Donald Trump sollten US-Unternehmen von erhöhten heimischen Infrastrukturausgaben, einer geringeren Steuerlast und Deregulierung in den Sektoren Finanzen und Energie profitieren. Somit empfehlen wir, die Investitionsquote von bonitätsschwächeren Unternehmensanleihen aus den USA zu erhöhen. Gleichzeitig empfehlen wir, dieses Segment mit einer niedrigen Laufzeit einzusetzen. Dies hat den Hintergrund, dass wir ein Umfeld von gutem Wirtschaftswachstum gepaart mit einer anziehenden Inflation in den USA erwarten, was wiederum für eine restriktivere Geldpolitik der US-Notenbank spricht. Vorsichtiger sind wir hingegen gegenüber Schwellenländeranleihen geworden. Der erwartete Protektionismus der Trump-Administration hat das Wachstumsbild diverser Schwellenländer eingetrübt. Gleichzeitig sollte ein erhöhtes Zinsniveau in den USA die relative Attraktivität der Schwellenländeranleihen mindern. Somit steht dieses Segment im Moment unter einer verstärkten Beobachtung in unseren Portfolios.

Auch an den Aktienmärkten hilft es momentan zu differenzieren. Während die großen US-Indizes von einem neuen Allzeithoch zum nächsten eilen, verhalten sich die europäischen Aktienmärkte etwas zurückhaltend. Ein Blick auf den DAX beispielsweise verrät, dass sich die deutschen Aktien seit dem Spätsommer in einem Seitwärtsmarkt befinden und es nicht schaffen, nachhaltig die 10.800er Markte zu durchbrechen. Dementsprechend bleiben wir weiterhin in US-Titeln übergewichtet und werden auch hier von den positiven Impulsen der zukünftigen Trump-Politik in unserer Meinung unterstützt. Analog zu den bereits getätigten Ausführungen zu Schwellenländeranleihen sind wir auch für die Aktienmärkte aus diesen Regionen skeptischer geworden und raten hier zur Vorsicht.

Für ein Übergewicht der US-Aktienmärkte spricht im Übrigen auch unsere Währungsmeinung. Analog zu unserem positiven Wachstumsbild der USA, einer restriktiveren Fed und diversen Unsicherheiten in der Eurozone – hierzu gehören unter anderem zahlreiche Wahlen im kommenden Jahr sowie der angeschlagene Bankenmarkt in Italien – gehen wir von einem starken US-Dollar aus. Hierbei können wir uns einen Test der Parität durchaus vorstellen, was Investitionen in US-Aktien zusätzlich unterstützt.

Marktkommentar von Sascha Rehbein, Weberbank