Und es hat „bumm“ gemacht
07.02.2022
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Aber auch der Markt selbst hat sich Probleme geschaffen. Hohe Lombardkredite werden bei größeren Korrekturen kräftige Verluste an der Börse (und bei den Spekulanten) verursachen, Trendfolger den Trend verstärken. Auch das beliebteste Produkt der letzten Jahre könnte zum Problem werden. In USA wurde veröffentlicht, dass bei den rund 1.750 ETF ́s - etwa 25 % aller Investments - in neun führenden Aktien angelegt sind. Ebenso Besorgnis erregend: Rund 38 % aller an der Nasdaq gehandelten Werte lagen im Januar 50 % und mehr unter ihren 52-Wochen-Höchstständen. Hat der Bärenmarkt schon begonnen?
Ein Lichtblick
Aber es gibt auch Hoffnungen: Erleben wir in 2022 das Ende der Pandemie? Und: Crash-Propheten schießen wie Pilze aus der Erde. Noch gefährlicher wäre es, wenn alle Analysten die ermäßigten Kurse als Jahrzehnt-Chance für den Nachkauf sehen würden. Wichtigste Erkenntnis für mich ist: Die Zinsen werden langfristig niedrig bleiben. Doch weil auch die Inflation vorerst deutlich über 2 % liegen dürfte, finden die Geldwertverluste ihre Fortsetzung. Daraus ergibt sich die langfristige Strategie, sein Vermögen großteils in Sachwerte anzulegen, wie zum Beispiel die selbstgenutzte Immobilie, Qualitätsaktien und Edelmetallen. Trotz alledem die Liquidität nicht vernachlässigen.
Zu früh gefreut
Ein weiteres Damokles-Schwert „wackelt“ und könnte herunterfallen: Der US-Dollar. Die USA hat ein riesiges, Kredit finanziertes Konjunkturprogramm aufgelegt, sogar Geld mit dem „Helikopter“ (per Scheck) verteilt. Das hat der Wirtschaft massiv geholfen. Aber auch den Schuldenberg extrem aufgeschüttet. Der ist mittlerweile auf fast 30 Billionen angewachsen. Zukünftig bedeutet dies, dass jede Zinsverteuerung um 1 % das Haushaltsdefizit um 300 Milliarden Dollar (Prognose 2022 : 1,7 Bill.) erhöht. Dies grenzt den Handlungsspielraum der FED ungeheuer ein. Aufgrund der Inflationsrate von zuletzt 7 % wäre aber ein konsequentes Eingreifen ein Muss. Passiert dies nicht, wird das Vertrauen in den Dollar fallen.
Die Edelmetalle signalisieren erste Ängste. Trotz dem jüngsten Anstieg der Zinsen, haben deren Kurse weitere charttechnische Widerstände überwunden. Die Bestände in deren Trusts steigen ebenso wie die Aktienkurse der Produzenten, wenn auch bisher nur im überschaubaren Umfang. Sie erlebten mit der FED-Drohung nochmals einen Rückschlag. Das bedeutet aber, dass die Edelmetalle steigen und kaum jemand ist darin investiert. Hier schlummert ein riesiges Nachfragepotenzial. Sobald der Anstieg sich beschleunigt, wird dieses peu-à-peu abgerufen. Die entsprechenden Indices waren bisher neben den Rohstoffen die Gewinner 2022. Die Notenbanken selbst haben in 2021 etwa 400 Tonnen Gold netto gekauft. Nach 255 Tonnen in 2020 und 650 Tonnen in 2019. Insgesamt erwarben die Zentralbanken über 5.000 Tonnen im letzten Jahrzehnt. Man sollte nie gegen die Notenbanken agieren.
Meine Hinweise: Sonderthemen prozentual zu begrenzen, Liquidität zu erhöhen, Investitionen in Qualitätsaktien mit Dividendenkontinuität und 20 % in Edelmetalle tragen erste Früchte in Sachen Gelderhaltung. Dazu wiederholt eine mathematisch hinterlegte Börsenweisheit: Wer 50 % verliert, muss danach sein Kapital verdoppeln, um wieder bei Null zu sein.
Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH
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