Steuern sind kontraproduktiv
25.11.2014
Dem Vertrieb von privaten Kranken- und Pflegeversicherungen wurde in der Vergangenheit nichts geschenkt. Von Frank Lamsfuß, stellvertretendes Mitglied der Vorstände der Barmenia Versicherungen, wollte die finanzwelt wissen, wie sein Unternehmen sich für die Zukunft fit macht und welche Chancen er sieht.
finanzwelt: Herr Lamsfuß, kürzlich wurde von der Techniker Krankenkasse eine neue Studie zur Zufriedenheit der Menschen mit dem deutschen Gesundheitssystem veröffentlicht. Dreiviertel der Deutschen halten danach das deutsche Gesundheitssystem für gut, 25 % sind sogar sehr oder vollkommen zufrieden. Gleichwohl gehen in Sachen Leistungsangebot mehr als die Hälfte der Deutschen davon aus, dass der Umfang in der gesetzlichen Krankenversicherung in Zukunft eingeschränkt wird. Für die Private Krankenversicherung somit eine Chance, den Menschen individuelle Zusatzleistungen anzubieten?
Lamsfuß: Im kommenden Jahr wird der Beitrag der gesetzlich Versicherten wieder im Fokus stehen, was durchaus dazu führen könnte, dass insbesondere die verbleibenden 5 % freiwillige Leistungen der Krankenkassen nur noch eingeschränkt angeboten werden. Beispielhaft nenne ich hier die Leistungen für Naturheilverfahren, die bei einzelnen Kassen im neuen Jahr deutlich geringer bezuschusst werden. Hier stehen wir mit unserem Angebot an Ergänzungsversicherungen bereit. Natürlich beinhalten diese Tarife auch Mehrleistungen anderer Art, wie etwa die wichtige Auslandsreise-Krankenversicherung. Denkbar sind überdies auch Zahn-Zusatzversicherungen für Versicherte, die großen Wert auf eine optimale Zahnversorgung legen. Gerade hier bieten wir ausgezeichnete Produkte mit einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis an. Last but not least empfehle ich natürlich den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung.
finanzwelt: Sie erwähnen die zusätzliche Absicherung für den Pflegefall. Meinen Sie, dass dieses Thema bei den Versicherten ausreichend im Fokus steht?
Lamsfuß: Nein, das hat die von Ihnen bereits zitierte Studie ja auch eindrucksvoll herausgestellt: Erst jeder zweite Deutsche hat sich bisher mit einer Absicherung für den Pflegefall beschäftigt, und selbst im Alter verdrängt jeder Dritte das Thema. Vergleichsweise wenige haben bisher vom Abschluss einer staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung Gebrauch gemacht, die eine Zulage zum Beitrag von bis zu 33 % garantiert. Da ist viel Potenzial, auch wenn die staatlich geförderte Variante als „Teilkaskoversicherung" die Finanzierungslücke bei weitem nicht deckt. Es gibt Aufklärungsbedarf bei diesem Thema. Das Kostendelta zwischen Pflegeplatzkosten und Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung ist kaum jemandem bewusst. Schon deshalb müssen wir die Menschen weiter sensibilisieren und für unsere Produkte werben. Denn wir bieten über die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung hinaus ja noch deutlich mehr in diesem Segment.
finanzwelt: Der Vorteil der staatlich geförderten Pflegeversicherung liegt ja darin, dass sie jeder bekommen kann, unabhängig vom Gesundheitszustand. In Bezug auf die demografische Entwicklung und den daraus resultierenden Fachkräftemangel sollte Gesunderhaltung aber doch erst einmal das Thema für alle Beteiligten sein.
Lamsfuß: Darauf gibt es einen klaren Vorschlag: den Abschluss einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Die bKV ist eine durch den Arbeitgeber organisierte und meist auch durch ihn finanzierte Form der Krankenzusatzversicherung für Mitarbeiter. Sie kann aus „Bausteinen" entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammengesetzt werden, versteht sich als Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung und soll Gesundheitsleistungen abdecken, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht oder nur zum Teil bezahlen, zum Beispiel Wahlleistungen im Krankenhaus, Zahnersatz, Vorsorge, Pflege und vieles mehr. Der Versicherungsschutz ist altersunabhängig und wird ohne Gesundheitsprüfung angeboten. Das Barmenia-Angebot finden Sie im Übrigen unter dem Namen „BusinessClass", mit Bausteinen zu allen wichtigen Zusatzversicherungen.
finanzwelt: Ein solches Angebot könnte für den Arbeitgeber mit sehr viel Arbeit verbunden sein. Warum sollte er diesen organisatorischen Aufwand betreiben?
Lamsfuß: Es lassen sich eine ganze Reihe von Vorteilen aufzählen: sinnvolle Alternative oder auch Ergänzung zur Gehaltserhöhung, erleichterte Mitarbeitergewinnung und -bindung im internationalen Wettbewerb, möglicherweise weniger Fehlzeiten. Die bKV wirkt sich positiv auf die Gesunderhaltung und Prävention der Gesellschaft aus und integriert auch ältere Mitarbeiter.
finanzwelt: Seit Januar 2014 müssen aber wieder Abgaben und Steuern abgeführt werden. Ist das nicht kontraproduktiv?
Lamsfuß: Es ist kontraproduktiv. Deshalb plädieren wir ja auch dafür, eine gesetzliche Regelung analog zur betrieblichen Altersvorsorge, nach der Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung in einem definierten Rahmen lohnsteuer- und abgabenfrei sind, einzuführen. Möglich wäre es auch, das fordern übrigens auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, die höchstrichterliche Rechtsprechung anzuerkennen und zur 44 Euro-Regelung zurückzukehren. Wir würden uns jedenfalls wünschen, dass die wirtschaftliche Bedeutung der betrieblichen Krankenversicherung in den Mittelpunkt der Diskussion rückt und der politische Handlungsbedarf gesehen wird. Die Wirtschaft ist auf gesunde und motivierte Mitarbeiter angewiesen. Mit Hilfe der bKV können deutlich mehr Mitarbeiter ergänzend abgesichert werden und damit ihre Gesundheit auch in Anbetracht einer längeren Lebensarbeitszeit erhalten. Aber eigentlich sollte die steuerliche Behandlung auch nur eine untergeordnete Rolle spielen.
finanzwelt: Die in der zitierten Studie befragten Privatversicherten legten ein klares Bekenntnis dazu ab, am medizinischen Fortschritt teilhaben zu wollen. Davon waren 75 % sogar bereit, mehr zu zahlen. Sind Sie im Segment der Vollversicherung immer noch erfolgreich aufgestellt?
Lamsfuß: Gut, dass wir dieses Thema noch ansprechen. Die Barmenia Krankenversicherung war und ist auch in Bezug auf ihre Vollversicherungstarife gut im Markt positioniert. Wir bieten seit vielen Jahren nur qualitativ hochwertige Kranken-Vollversicherungen an, die weit mehr als die Mindeststandards bieten. Mit unseren Tarifen garantieren wir unseren Kunden die Teilhabe am medizinischen Fortschritt. Unser Tarif „einsA expert+" ist mehrfach ausgezeichnet und wird dem anspruchsvollen Kunden gerecht. Aber auch die Einsteigertarife der Tariflinie „einsA" bieten ein umfangreiches Leistungsspektrum. Nicht zuletzt haben uns die Makler deshalb auch im Oktober 2014 zu ihren Lieblingen gewählt. Die Barmenia Krankenversicherung punktet hier mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis und ist bei den unabhängigen Maklern und Vermittlern die Nummer 1 in der Privaten Krankenversicherung. Das wurde soeben auch vom Deutschen Finanz-Service Institut noch einmal bestätigt. Unsere Vollkostentarife „einsA prima+" und „einsA expert+" erhielten ein „Sehr Gut".
finanzwelt: Bitte noch einen Ausblick auf das Jahr 2015.
Lamsfuß: Ganz sicher werden wir auch 2015 unsere vielfältigen Tarife in der Voll- und Ergänzungsversicherung anbieten. Dabei lassen wir uns gewiss auch produktmäßig wieder etwas einfallen. Nur verraten möchte ich heute noch nichts. Sie dürfen mich aber gerne Anfang Februar noch einmal ansprechen. (hwt)