Steigende Zinsen nur eine Fata Morgana?

05.05.2014

Thomas Meyer

Okay, es ist schon sehr viel über steigende Zinsen in der nahen Zukunft geschrieben worden: Wo, wann und wie hoch, oder doch runter? Seit nunmehr über 30 Jahren gehen die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere nun schon zurück.

Dabei gab es im Trend durchaus markante Rücksetzer. Schauen wir uns die Zeit davor an, müssen wir feststellen, dass die Zinsen in einem noch viel längeren Zeitraum in einem Korridor zwischen zwei und fünf Prozent schwankten. Klar, das Umfeld war und ist mit der heutigen Situation nicht vergleichbar. Die Kapitalmärkte sind in der aktuellen Situation frei und nicht durch Kapitalmarktkontrollen und sonstige Einschränkungen im Handel und der Entscheidung begrenzt. Dies war früher anders.

Theoretisch lässt sich auch mit Sicherheit viel über die inflationäre Wirkung der kräftig gestiegenen Geldmenge durch die Zentralbanken streiten. In den vergangenen Jahren blieb die offiziell gemessene Inflationsrate aber im Rahmen der Toleranzgrenzen. Die überschüssigen liquiden Mittel flossen in Anlagen und weniger in die Waren des täglichen Bedarfs. Neben steigenden Aktienkursen waren auch rückläufige Renditen für Anleihen eine der Folgen. Dabei profitierten auch neue Märkte und Emittenten von der reichlichen Liquidität. Risiken wurden nicht immer ausreichend beachtet und dann durch das Platzen von Spekulationsblasen wieder korrigiert. Die Rückkopplungseffekte auf die Realwirtschaft waren teilweise gravierend und wurden durch neues Geld und nochmals niedrigere Renditen kompensiert. Zusätzlich half Vater Staat durch schnelle Konjunkturprogramme aus.

Nun zahlen alle Kapitalanleger den Preis für diese Entwicklung.

Die Notenbanken wissen, dass sehr viele Industrieländern nicht in der Lage sind, steigende Zinsen für die Schuldenlast zu tragen. Auch Deutschland würde Probleme bekommen. Daher wird das mögliche Potential für steigende Renditen verbal heruntergespielt und so auf die Märkte Einfluss genommen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was schnell und deutlich steigende Renditen am Ende bewirken könnten: Ein Schuldenschnitt wie bei Griechenland wäre kein Einzelfall und würde auch für bisher als relativ sicher geltende Länder gelten. Die finanzielle Repression dürfte für viele die angenehmere Variante sein. Vor diesem Hintergrund wird der Abtrag der Staatsschulden und auch der Privatschulden in einigen Ländern das Potential für steigende Renditen begrenzen. Träume von Renditen über vier Prozent für 10jährige Bundesanleihen sollten platzen. Institutionelle Anleger würden sich aus heutiger Sicht schon über drei Prozent für diesen Emittenten freuen.

(Autor: Thomas Meyer, Country Head Germany Institutional Asset Management Petercam)