Sie kommen wieder

09.12.2015

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Der geschlossene Publikums-AIF (Alternative Investmentfonds) wird 2016 eine Rückkehr auf breiter Front sehen, wenn man den Ankündigungen der Emissionshäuser für das kommende Jahr glauben schenken darf.

Gerald Feig, Vorstandsvorsitzender der FLEX Fonds Capital, ist sich sicher, dass der Durchbruch bevorsteht. „Wir sehen das Jahr 2016 in einem deutlichen Trend nach oben. Die Produkte werden besser“, ist er überzeugt. Erst wenn sich die Branche vom Graumarkt-Image befreit habe, könne es einen echten Durchbruch geben, so die allgemeine Meinung. Vor diesem Hintergrund sehen es viele Anbieter positiv, dass die Zahl der Emissionshäuser deutlich zurückgegangen ist. „Unseriöse Marktteilnehmer sind größtenteils verschwunden“, beobachtet etwa Feig. Dass die Regulierung helfen werde, den Ruf des grauen Kapitalmarkts abzustreifen, glaubt auch Marc Nagel, Geschäftsführer Buss Capital. „Die Branche hat sich in den letzten Jahren konsolidiert. Daran muss sich auch die Erwartung orientieren“, so Nagel. Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter der PROJECT Investment Gruppe, sieht bei einigen Emissionshäusern nach wie vor Lethargie und Frustration angesichts der momentanen Absatzschwierigkeiten. Diese Häuser würden eine große Chance verpassen. „Jetzt wird der Markt neu verteilt“, so Dippold. „Ich glaube, dass nächstes Jahr deutlich mehr Fonds auf den Markt kommen“, ist Martin Brieler, Vertriebschef des Initiators ILG, sicher. Das werde auch mehr Nachfrage erzeugen. ´

Nicht alle Anbieter sind so optimistisch.

„Einen echten Durchbruch sehen wir noch nicht“, sagt etwa Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf, geschäftsführender Gesellschafter der BVT. Bei vielen Vertrieben stehe das Thema Beteiligungen aufgrund von Problemen aus der alten Welt unter Vorbehalt. Auch Hans-Georg Acker von asuco glaubt nicht daran, dass sich bei den privaten Anlegern viel ändern wird. Die Regulierung werde an der öffentlichen Meinung nichts ändern, so Acker. Das Produkt habe immer noch ein schlechtes Image. Die Gefahr sieht auch Wolfgang J. Kunz, Vertriebsdirektor der DNL REAL INVEST AG: „Wenn es überhaupt wesentliche Veränderungen gibt, dann zum Negativen, wenn einige derzeit kritische Angebote wieder das Geld der Anleger vernichten.“ Schon 2015 verhagelten schlechte Nachrichten, etwa bei Öl- und Gasinvestments, die aufkeimende gute Stimmung. „Es ist leider zu erwarten, dass dies 2016 anhält“, befürchtet Kunz.

In der Tat könnte es noch einige Zeit dauern,

bis die Branche nicht mehr unter den Altlasten leidet.

Daran dürfte auch der Versuch des Sachwerteverbandes bsi nichts ändern, die alte Welt von der neuen zu trennen. „Größte Herausforderung bleibt tatsächlich der Vertrieb, der sich entweder aus Reputations- oder Ertragsgründen aus dem Vertrieb zurückgezogen hat“, stellt ZBI-Vorstand Marcus Kraft fest. Hier gelte es in besonderem Maße, Vertrauen zurückzugewinnen. Thomas Böcher, Geschäftsführer der Paribus Capital, erwartet daher eine nachhaltige Erholung der Branche erst 2017/2018. Dabei sieht er das Problem auch eher bei den Vermittlern. „Bei den Anlegern ist das Produkt des Publikums-AIF gar nicht so negativ besetzt“, glaubt Böcher. Kai-Michael Pappert, Geschäftsführer der PCE Capital, sieht dagegen die Regulierung noch als Hemmschuh für die Branche. Viele Vertriebspartner seien noch mit der Umsetzung beschäftigt. „Wenn diese wieder in das Marktsegment der geschlossenen AIFs einsteigen und ihren Kunden ihr Portfolio anbieten, werden die Produktpalette und die Platzierungszahlen wieder steigen“, glaubt Pappert. „Wir sind davon überzeugt, wenn sich alle Beteiligten an die neue regulierte Welt gewöhnt haben, dass der Gesamtmarkt auch wieder mehr Investitionen in AIFs tätigt.“

Dass nur der Vertrieb an den schleppenden Platzierungszahlen schuld sein sollte, ist Dr. Jürgen Gerber, Geschäftsführer bei JAMESTOWN, zu simpel: „Am Ende sind es die Anbieter, die ein gutes Produkt auf die Beine stellen müssen.“ Daran ändere auch die Regulierung nichts. Das sieht Anselm Gehling, CEO der Dr. Peters Group, ähnlich. Wichtiger als über steigende Absatz- und Umsatzzahlen zu spekulieren, sei es, Qualität zu liefern und die Anleger davon zu überzeugen. „Wenn wir als Branche das schaffen, kommt der erhoffte Durchbruch von ganz allein“, ist Gehling überzeugt. Der Bedarf sei unbestreitbar vorhanden, pflichtet WealthCap-Geschäftsführerin Gabriele Volz bei. „Wir müssen nun unter Beweis stellen, dass wir Qualität liefern. So können wir auch neue Kunden und Vertriebspartner überzeugen.“ WealthCap will weiterhin breit aufgestellt sein. Der Sachwerte-Portfoliofonds, der weiterhin im Vertrieb ist, soll gegen Ende des Jahres einen Nachfolger bekommen. Ein Flugzeugfonds stehe ebenfalls kurz vor dem Start. Und auch im Bereich US-Immobilien könne sich der Münchener Initiator noch ein Produkt vorstellen.

Hoffnung auf eine größere Auswahl an

Fonds macht, dass ein paar längst verschollen

geglaubte Emissionshäuser zurückkommen.

Seit Oktober hat die HANSA TREUHAND Assetmanagement GmbH & Co. KG ihre Zulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft und will nun Produkte nach den neuen regulatorischen Vorgaben anbieten. „Wir hätten uns die Mühe nicht gemacht, wenn wir nicht überzeugt wären, dass es sich rentiert“, gibt sich Hermann Ebel, Geschäftsführer der HANSA TREUHAND, optimistisch, dass der Markt wieder anspringt. Im kommenden Jahr will das Emissionshaus mit einem Flugzeugfonds beginnen und dann etwa einmal im Jahr einen neuen Fonds starten. Nach langer Vorbereitung kommt nun auch die PATRIZIA GrundInvest unter ihrem neuen Chef Andreas Heibrock mit einem Angebot für private Anleger. Der erste Fonds wird zwei Immobilien auf dem Campus-Gelände der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen enthalten und soll Anfang 2016 in die Platzierung gehen. Ende 2016 soll ein weiterer Fonds folgen. Dazu hat PATRIZIA bereits eine Wohnungsbauentwicklung in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen gekauft. Heibrock kündigt an, dass im kommenden Jahr bis zu vier neue Fonds aufgelegt werden könnten.

Die verschiedenen Assetklassen.

Immobilien

Es gibt durchaus Anzeichen, dass die lange Flaute endlich vorbei ist. „Wenn wir auf die Assetklasse Immobilien schauen, dann lässt sich durchaus ein positiver Trend feststellen. Hier erwarten wir auch im kommenden Jahr eine Zunahme der Platzierungszahlen“, sagt etwa Thomas Kuhlmann, Mitglied des Vorstands der HAHN Gruppe. Seiner Einschätzung nach beginnen sich die regulierten Fondsprodukte am Kapitalmarkt zu etablieren. Das gilt vor allem für Immobilien, die nach Einschätzung fast aller Marktteilnehmer auch im kommenden Jahr die beliebteste Assetklasse bleiben wird. „Wir rechnen damit, dass auch vermögende Privatanleger in den kommenden Jahren den Immobilienanteil in ihrem Anlagevermögen weiter ausbauen werden. Es bieten sich schließlich kaum attraktive Anlagealternativen an“, sagt Kuhlmann. HAHN plant im Privatkundenbereich zwei neue Publikums-AIF, die wieder in Fachmarktzentren, Verbrauchermärkte oder Bau- und Heimwerkermärkte investieren. Das Problem sieht Kuhlmann vielmehr in der Beschaffung guter Immobilienobjekte. Auch darin sind sich die Anbieter einig. Darum werden nach Ansicht von Martin Eberhardt, Geschäftsführer der Bouwfonds Investment Management in Deutschland, Nischenprodukte wie Student-Housing, Pflegeimmobilien, Micro-Apartments oder Parkhausimmobilien in Zukunft einen wesentlich höheren Anteil haben.

„Immobilien bleiben der Hit unter den Kapitalanlagen“, glaubt auch Feig. FLEX Fonds plane am Beginn des neuen Jahres einen Immobilienfonds mit drei Nahversorgungszentren in baden-württembergischen Mittelzentren und eine typisch stille Beteiligung im Bereich Kreditfinanzierung. „Ich bin überzeugt, dass Immobilien für Kapitalanleger eine attraktive Anlageklasse sind. Daran wird sich nichts ändern“, betont JAMESTOWN-Manager Gerber. Bis Ende des Jahres will JAMESTOWN seinen 250 Mio. Eigenkapital schweren Fonds Nummer 29 komplett platziert haben. Für das kommende Jahr ist ein Nachfolger geplant. Auch die DNL profitierte von dem mangelnden Angebot an US-Fonds. Vertriebschef Kunz kündigte bereits jetzt einen Nachfolger für TSO-DNL Active Property an. Der Fonds soll Mitte 2016 vollständig platziert sein. Über schleppenden Absatz konnte sich auch HANNOVER LEASING nicht beschweren. Der erste Immobilien-Publikums-AIF „Direktion Münster“ war nach vier Monaten platziert. „Für das kommende Jahr gehen wir von einer weiteren Erholung der Branche und steigenden Platzierungszahlen aus“, sagt Geschäftsführer Michael Ruhl. Ohne konkret zu werden, kündigte Ruhl an, man werde weiterhin geschlossene Publikums-AIF in den Kernassetklassen Immobilien und Flugzeuge anbieten. Kleinere Fonds, die sich schneller platzieren lassen, scheinen derzeit bei den Anbietern ohnehin mehr im Fokus zu stehen. Die ILG traut sich dennoch zu, im kommenden Jahr einen Handelsimmobilienfonds mit 50 Mio. Euro Eigenkapital zu platzieren. Mit weiteren Platzierungssteigerungen rechnet Dippold für sein Unternehmen. Insgesamt vier neue Fonds will das Bamberger Unternehmen 2016 präsentieren. Davon werde aber nur der Nachfolgefonds 16 privaten Anlegern angeboten. „Wir bleiben uns treu und machen weiterhin das, was wir können“, verspricht Thomas F. Roth vom Pflegeimmobilienfonds-Spezialisten IMMAC. Man setze auch 2016 auf Publikum-AIFs, die ausschließlich in Pflegeheime, betreutes Wohnen und Reha-Kliniken in Deutschland und Österreich investieren. ZBI Zentral Boden Immobilien will ihre Professional-Reihe fortsetzen. „Wir setzen auf bewährte Traditionen und möchten keine Experimente zu Kosten der Anleger durchführen“, sagt Kraft. Die ZBI werde auch in den nächsten Jahren Publikums-AIF im Wohnimmobilienbereich anbieten. Anfang 2016 soll der ZBI Professional 10 in den Vertrieb.

Erneuerbare Energien

„Neben dem Spitzenreiter Immobilien werden Alternative Investments in erneuerbare Energien zu den Marktgewinnern gehören“, meint Karsten Reetz, geschäftsführender Gesellschafter bei reconcept. Bereits 2014 waren Sachwertanlegen im Bereich Wind, Wasser und Solar mit rund 13 % der zweitgrößte Anlageschwerpunkt bei den Sachwertanlagen. Reetz sieht Investitionschancen am deutschen Windenergiemarkt. Daneben wird reconcept weiter im finnischen Windenergiemarkt sowie im Wasserkraftmarkt in Kanada unterwegs sein. Auch die BVT sieht Chancen im Bereich der regenerativen Energien, insbesondere bei der Windkraft. Die BVT will ihre Portfolioserie Top Select fortsetzen. Multi Asset-Portfoliofonds seien ein geeignetes Basisinvestment für Privatanleger. Darüber hinaus könnte es weitere Publikums-AIF in den Bereichen Immobilien Deutschland, Windenergie und Private Equity von der BVT geben.

Flugzeuge

Bei den Flugzeugfonds bleibt der Ausblick schwierig. Die Zeit der großen A380-Platzierungen dürfte angesichts der immer noch unsicheren Zukunft des Fliegers erst einmal vorbei sein. Wahrscheinlicher ist es, dass die Anbieter zunächst auf kleinere und gängigere Flieger setzen werden. Dr. Peters-Chef Gehling verriet, man arbeite an verschiedenen Angeboten für private und institutionelle Anleger.

Zweitmarkt

Vor besondere Probleme hat die Regulierung die Zweitmarkt-Anbieter gestellt. asuco wird seine Produkte daher künftig unter den Regelungen des Vermögensanlagegesetzes anbieten. Geplant ist ein Zweitmarktimmobilienfonds, der auf einer Namensschuldverschreibung basiert. „Wir sind sicher, mit diesem neuen Produkt eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen aufweisen zu können“, sagt Acker. Patrick Brinker, Geschäftsführer der HTB Hanseatische Fondsinvest, sieht zwar, dass viele Berater noch zögerlich sind, wenn es darum geht, geschlossene Publikums-AIFs an ihre Kunden zu vermitteln. Allerdings würden sich gute Assets nach wie vor schnell platzieren lassen. Darum plane man auch im kommenden Jahr sowohl im Immobilien-Zweitmarkt als auch im Erstmarkt Publikums-AIFs.

Schiffe

Bei den Schiffen wird es auch im kommenden Jahr sehr mau aussehen. Immerhin wird sich die Münchener Conti Corona wohl mit einem geschlossenen Schiffs-AIF an den Markt wagen. Auch wenn Conti-Sprecher Oliver Lewark glaubt, dass sich tendenziell prozyklische Produkte besser platzieren lassen werden. Einen weiteren Schiffsfonds wird es auch von der PCE Capital geben. Das Unternehmen will im kommenden Jahr ein neues Flusskreuzfahrtprojekt auflegen. Bei Buss Capital ist man nach dem Start des ersten Container-AIF im Juli zwar zufrieden, zu konkreten Produkten im kommenden Jahr wollte sich Nagel nicht äußern. Man werde aber weiterhin geschlossene Transport- und Container-AIFs sowie Container-Direktinvestments anbieten. (ah)

Printausgabe 06/2015