Sicher und renditestark?
29.04.2014
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Beim Kauf von Zinspapieren geht man davon aus, dass eine Rendite oberhalb der Inflationsrate zu erzielen ist. Fast alle Papiere, die über ausgezeichnete Bonität verfügen, bieten aber heute keinen Inflationsausgleich mehr. Wer auf die ganz „sichere" Nummer gehen will, muss sich mit mickrigen Zinsen begnügen. Ansonsten kann sich ein höheres Risiko im Anleihensegment bezahlt machen.
Ihrem ausgezeichnetem Rating und der ständigen Versicherung der Regierung, dass Anleihen der Bundesrepublik stets verzinst und zurückgezahlt werden, ist es zu verdanken, dass die Bundesanleihe als weithin sicheres Investment einzustufen ist. Doch die Rendite ist mager. Der Zinssatz der ausgegebenen Bundesanleihe mit 10-jähriger Laufzeit beträgt gerade einmal 1,58 %. Zugegeben, nach der Zinssenkung im Frühjahr 2013 lag die Rendite der zehnjährigen Laufzeit bei gerade einmal 1,16 %. Aber der minimale Renditeanstieg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit deutschen Staatsanleihen nichts zu verdienen ist. Wie Bloomberg jüngst bekannt gab, zählten deutsche Staatspapiere im vergangenen Jahr zu den Verlierern unter den Staatsanleihemärkten der Euroländer. Aufgrund ständig fallender Zinserwartungen hatte sich die Durchschnittsrendite von Bundesanleihen gemischter Laufzeit immer mehr abgeschwächt, ohne dass Investoren auf der anderen Seite große Kursgewinne hätten mitnehmen können.
Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen hat hingegen seit Frühjahr 2013 merklich angezogen und zur Jahreswende 2013/2014 mit 3 % den höchsten Stand seit Juli 2011 erreicht. Nach einem Rücksetzer zum Jahresbeginn zogen die US-Renditen vor kurzem wieder über alle wesentlichen Laufzeiten an und profitierten dabei von vergleichsweise guten Arbeitsmarktzahlen. Verbesserte Konjunkturaussichten in den Vereinigten Staaten stützen in aller Regel die Risikofreude von Investoren und nähren die Erwartung steigender Zinsen in einer Volkswirtschaft. 10-jährige US-Staatsanleihen rentierten mit 2,65 %. Rentenmarktexperten von Kames Capital gehen aktuell davon aus, dass die Renditen der Staatsanleihen im weiteren Verlauf des Jahres leicht steigen werden und die Rendite Ende 2014 bei rund 3,25 % liegen wird, was gegenüber dem aktuellen Niveau einem Anstieg von 60 Basispunkten entspricht. Im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen zwar zu favorisieren, aber auch noch kein wirklicher Bringer. Die Renditejagd geht weiter und führt zu höher verzinslichen Unternehmensanleihen oder Staatspapieren der zweiten Reihe. In den vergangenen Wochen konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Risikokandidaten der Vergangenheit wie Spanien und Italien zu vermeintlich „sicheren" Häfen mutiert sind. Spanische Anleihen fanden regen Absatz und die Renditen lagen jüngst bei 3,35 %, dem niedrigsten Wert seit 2006. In diesem Fall glaubt der Markt an die Stärke der Iberer. Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, sagt: „Staatsanleihen aus der Peripherie der Eurozone bleiben unter Bewertungsgesichtspunkten attraktiv, obwohl die Spreads sich in den vergangenen Monaten verengt haben, denn dieser Prozess hinkt der Verengung bei europäischen Investmentgrade-Anleihen noch hinterher."
Was gibt es noch Spannendes und Ertragreiches im Anleihenumfeld? Nach wie vor sprechen immer noch gute Gründe für Hochzinsanleihen. Jedoch sind diese deutlich risikoreicher als sicher geglaubte Staatsanleihen und aufgrund der stark eingeengten Spreads dürfte das Kurspotenzial begrenzt sein; sie werfen aber deutlich höhere Zinsen ab als Bonds von höherer Qualität. Ein weiterer Grund für Hochzinspapiere ist, dass hier aufgrund der verbesserten Wirtschaftslage die Ausfallrate relativ niedrig bleiben wird. Desweiteren sind Hochzinsanleihen oft weniger zinsempfindlich. Viele Unternehmen haben aus der letzten Krise ihre Lehren gezogen, ihre Bilanzen auf Vordermann gebracht und den Verschuldungsgrad merklich gesenkt. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Firmen im Hochzinsbereich ihre Anleihen nicht zurückzahlen können, gesunken. Die Ausfallrate lag nach Berechnungen von Moody´s im vergangenen Jahr bei knapp 3 %. Unter den Begriff Hochzinsanleihen fallen Anleihen von Emittenten, deren Bonität schlechter als „BBB" bzw. „Baa" ist. Die Kreditqualität liegt also unterhalb des „Investment-Grade-Bereichs". AXA IM-Experte Iggo: „Investment-Grade-Anleihen haben Staatsanleihen um 30 bis 80 Basispunkte outperformt, High-Yield- Bonds sogar um 170 bis 180 Basispunkte". US-Hochzinsanleihen sind dabei momentan noch sehr interessant.
Jenseits der gesetzten etablierten Volkswirtschaften lohnt mitunter auch ein Blick auf Anleihen der Schwellenländer. Andy Howse, Leiter des Anleiheteams von Fidelity Worldwide Investment, ist positiv für dieses Segment gestimmt. „Nach starken Schwankungen in diesem Jahr sind derzeit Anleihen aus den Schwellenländern am attraktivsten bewertet. Zwar sind die Risiken hier – nicht nur kurzfristig – höher als bei allen anderen Anleiheklassen, dafür bringen Schwellenländeranleihen derzeit im Schnitt Renditen von 6 bis 7 %. Langsameres Wachstum in China und schnelles Kreditwachstum könnte in den kommenden Quartalen zu einem schwierigen Umfeld für Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern führen. Umgekehrt sind geplante Reformen in einigen Schwellenländern und die im Vergleich zu den Industriestaaten geringere Staatsverschuldung, Katalysatoren für eine positive Entwicklung."
Auch Wandelanleihen sind aktuell sehr gefragt. Dabei handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere, die dem Inhaber das Recht einräumen, die Anleihe in einer festgelegten Frist und im vorher definierten Verhältnis in Aktien zu tauschen. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie Bewegungen der zugrundeliegenden Aktien nach oben stärker nachvollziehen als nach unten. Wegen dieses Ertragsprofils könnten Wandelanleihen ein guter Einstieg in risikoreichere Anlagen sein, die wichtig sind, um letztlich den Folgen der Finanzrepression zu begegnen und in der Renditewüste fündig zu werden.
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Fazit**
In den letzten Monaten war es schwierig attraktive Rentenmarktsektoren ausfindig zu machen. Hochzinsanleihen sind eine Möglichkeit, eine angemessene Rendite zu erzielen, wobei auch hier selektiv vorgegangen werden sollte, zumal dieses Segment bereits in der Vergangenheit gut gelaufen ist und die Renditen mittlerweile runtergekommen sind. Staatsanleihen bester Bonität (Deutschland) haben zwar den Nimbus „sicherer Hafen", rentieren aber kaum. Nischensegmente wie Wandelanleihen bieten vor diesem Hintergrund einen gewissen „Renditekick". (ah)