Vielversprechende Zeiten für Anleger

22.10.2014

Thomas Meyer

Bald ist es wieder soweit: Alle Auguren werden einen Ausblick auf das Kapitalmarktjahr 2015 geben. Was haben Anleger zu erwarten von Anleihen, Aktien und Währungen. Dabei kann sich dies fast täglich ändern. Die vergangenen Tage haben es mal wieder bestätigt. Dies nur im Vergleich zu den Prognosen von Ende 2013.

Die jüngste Unsicherheit dürfte noch weiter anhalten. Wir befinden uns in einer Übergangsphase mit bisher mehr oder weniger unbekannten Rahmenbedingungen. Neben einer bisher noch nie gesehenen sehr lockeren Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken, einer neuen Ausgangslage bei der Regulierung von Finanzinstituten und einer immer stärkeren Sensitivität von Anlegern gegenüber Verlusten bzw. Kursrückgängen.

Mit den Notenbanken aus den USA und Großbritannien haben die ersten großen „Geldproduzenten" den Rückzug von dieser Politik angekündigt. Dies ist eigentlich nichts neues für die Kapitalmärkte, jedoch ist die Abhängigkeit von der Droge „Zentralbankliquidität" sehr stark gestiegen, da die Gelder nicht unbedingt lokal verwendet wurden, sondern auf der Suche nach höchstmöglicher Rendite global angelegt wurden. Die Auswirkungen konnten wir schon im vergangenen Jahr erleben, als Gelder aus den Risikoassets global abgezogen wurden. Die Regulierung der Finanzinstitute verstärkt diese Effekte zunehmend. In der Vergangenheit konnten z.B. Banken Verkäufe bei Anleihen auf die eigenen Bücher nehmen. Diese Zeiten sind vorbei. Der Preis wird zukünftig stärker Schwanken und Anleger werden sich dabei verwundert die Augen reiben, zu welchen Sprüngen es kommen wird. Je kleiner und risikoreicher ein Investment ist desto höher die Differenzen und auch der zukünftige Grad an Illiquidität. Auch diesen Umstand konnten wir in diesem Jahr schon des Öfteren beobachten. Da verwundert es schon, dass Notenbanker sich darüber kritisch äußern. Diese Damen und Herren haben den Politikern doch beratend bei der Regulierung zur Seite gestanden. Schlussendlich fragen Anleger ob privat oder institutionell zunehmend Strategien mit einem nur geringen Verlustpotential nach. Daraus ergibt sich ein zunehmendes Herdenverhalten. Portfoliomanager reagieren gleichgeschaltet und verstärken dadurch Trends, die durch den Handel über Computer und Algorithmen in sehr kurzen Zeiten stattfinden können.

All diese liest sich bedrohlich, eröffnet aber auch unglaubliche Chancen. Anleger mit einer klaren Vorstellung der Kapitalallokation, können hiervon profitieren. Hierzu sollte die Ausrichtung jedoch langfristig sein. Das globale Wirtschaftswachstum bleibt solide und die niedrigeren Energiepreise wirken wie ein Konjunkturprogramm. Der schwäche Euro fördert zusätzlich die Exportwirtschaft.

Die gewählte Strategie sollte aktiv und nicht Benchmark gebunden sein und von hoher qualitativer Ausrichtung. Ein regelmäßiges Rebalincing der Assetklassen ist wichtiger Bestandteil, um Gewinne zu realisieren und bei guter Gelegenheit in günstige Anlagen zu reinvestieren. Käufe sollten gestaffelt erfolgen, in klar definierten Kursabständen. Das Vorgehen erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Alternativ bietet sich die Auswahl verschiedener Multi-Asset- und/oder vermögensverwaltender Fonds an. Die Manager sollten sich durch unterschiedliche Ansätze bzw. Risikograde ergänzen. Zu guter Letzt: nicht jeden Tag auf die Kursentwicklung schauen, es gibt auch noch andere schöne Dinge im Leben.

Viel Erfolg!

(Autor: Thomas Meyer, Country Head Germany Petercam S.A.)