Schwaches Niveau bei Solvenzberichten
13.11.2017
Das Lesen der Solvenzberichte der privaten Krankenversicherer machte den Analysten alles andere als Freude / Foto: © pfpgroup -stock.adobe.com
Die privaten Krankenversicherer in Deutschland haben erkennbare Schwierigkeiten mit den Solvenzberichten. Besonders die großen Versicherer offenbaren erhebliche Defizite.
Der Bund der Versicherten hat gemeinsam mit dem Analysehaus Zielke 40 private Krankenversicherungen auf Herz und Nieren geprüft. Dabei stand die Frage im Raum, in wie weit diese über ausreichend Kapital verfügen, um medizinische (Pandemien) oder monetäre Extremereignisse (Finanzmarktkrisen) zu überstehen. Dazu wurden die Solvenzberichte der Versicherer anhand von neun Kenngrößen ausgewertet. Das Ergebnis wurde in einem Ampelsystem dargestellt.
Deutlicher Nachholbedarf
Bei der Auswertung der Transparenz gibt es in der Branche noch großen Nachholbedarf: Kein einziges Unternehmen mit internem Modell hat einen nach Auffassung der Analysten angemessenen Bericht vorgelegt und nur jedes vierte untersuchte Unternehmen hat einen umfassenden, verständlichen und nachvollziehbaren Solvenzbericht vorgelegt.
Auch bei der Kenngröße Solvenz steht es in der Branche nicht zum Besten, denn nur jedes zweite Unternehmen hat eine Solvenzquote, die von den Analysten als „angemessen“ eingestuft wird. Nicht viel besser sieht es bezüglich der Gewinnerwartung aus. So haben 21 Versicherer Probleme, eine aus Verbrauchersicht akzeptable Gewinnerwartung auszuweisen.
Auch bezüglich der Risikomarge sehen die Analysten Grund zur Kritik: Bei 17 Unternehmen wird diese als zu niedrig angesehen.
Intransparenz bei großen Anbietern
Dieses Ergebnis schreckt auf: 9 der 10 größten PKV-Unternehmen haben es nicht geschafft, einen Solvenzbericht vorzulegen, der von den Analysten als „angemessen transparent“ beurteilt wurde: Allianz, AXA, Barmenia, BBKK, Central, Continentale, Debeka, DKV und HUK-Coburg.
Hallesche KV Sieger bei Transparenz
Mit Abstand den transparentesten Solvenzbericht legte nach Auffassung der Analysten die Hallesche KV ab. „Der Solvenzbericht ist gleichermaßen umfassend und nachvollziehbar wie auch aussagekräftig zusammengefasst. Sämtliche Risiken werden exemplarisch aufgezeigt und es werden alle nötigen Informationen zur Kapitalanlage detailliert dargestellt“, so die Begründung. (ahu)