R+V investiert kräftig in die Zukunft
27.04.2023
R+V-Vorstandsvorsitzender Dr. Norbert Rollinger. / Foto: @ R+V
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, Zinswende und Inflation haben das zurückliegende Geschäftsjahr der R+V Versicherung geprägt und Spuren in Umsatz und Ergebnis hinterlassen. Und sie sorgen auch weiterhin für herausfordernde Rahmenbedingungen. „Vor diesem Hintergrund, der auch bei den Versicherten zu starker Verunsicherung führt, ist es umso wichtiger, dass die R+V ihnen als verlässlicher Partner mit modernen Vorsorge- und Absicherungslösungen weiterhin zur Seite steht“, erklärte der R+V-Vorstandsvorsitzende Dr. Norbert Rollinger im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 27. April in Wiesbaden.
Kundenzentrierter, schneller, effektiver: Um den Kundenbedürfnissen in Zukunft noch besser gerecht zu werden, weitet die R+V ihr 2017 gestartetes Investitionsprogramm weiter aus. Dieses umfasst weitreichende Maßnahmen in der gesamten Organisation, für die die R+V insgesamt einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Hand nimmt. Es geht dabei sowohl um diverse große IT-Systeme, als auch um Fachkräfte in den unterschiedlichsten Bereichen.
Der genossenschaftliche Versicherer stellt die IT in der Lebensversicherung und in der Schaden- /Unfallversicherung komplett neu auf: In der Lebensversicherung setzt die R+V auf eine flexible, effiziente und modular aufgebaute Standardsoftware. Für das Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft entsteht eine von Grund auf neue Business-Plattform. Prozesse und Produkte lassen sich so in beiden Segmenten kundenzentrierter und schneller entwickeln.
Außerdem forciert die R+V ihre Bemühungen, den Vertrieb konsequent auf Omnikanal auszurichten, um den Kundinnen und Kunden ein optimales Zusammenspiel aus persönlichen und digitalen Zugangswegen zu bieten. Damit stärkt sie auch die Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern, insbesondere den Genossenschaftsbanken vor Ort. Elementarer Teil dieser Omnikanalstrategie im Vertrieb ist das Customer Relationship Management (CRM)-System „emma“, das mit seiner 360-Grad-Kundensicht bereits erfolgreich läuft und sukzessive ausgebaut wird.
Neben den Investitionen in IT-Systeme ist ein weiterer Schwerpunkt des Investitionsprogramms der Anbau von Arbeitsplätzen: 100 neue IT-Positionen sind hier im vergangenen Jahr bereits besetzt worden, weitere 100 Positionen in der agilen IT-Landschaft der R+V sind noch offen. Zum Jahresende 2022 zählte die R+V Versicherung in Deutschland insgesamt 16.831 Beschäftigte, 124 mehr als ein Jahr zuvor.
Altersvorsorge dringend stärken
Im deutschen Erstversicherungsgeschäft erzielte die R+V im 1. Quartal 2023 Beitragsvolumen von 5,8 Milliarden Euro und lag damit leicht unter dem Vorjahreszeitraum. Die gesamten laufenden Beiträge, die sich aus dem Umsatz in der Schaden- und Unfallversicherung, der Krankenversicherung und dem laufenden Beitrag in der Lebensversicherung zusammensetzen, kletterten um 4,8 Prozent auf 5,0 Milliarden Euro.
In der Schaden-/Unfallversicherung setzte sich der Wachstumskurs über alle Sparten fort. Der Umsatz legte um 5,5 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. In der Lebens- und Pensionsversicherung lagen die Beiträge in den ersten drei Monaten des Jahres mit rund 2 Milliarden Euro um 15,8 Prozent unter dem Vorjahr. Die laufenden Beiträge stiegen um 2,4 Prozent. Sehr erfolgreich habe sich das Top-Produkt „Safe+Smart“ entwickelt, das im Neugeschäft eine Verzinsung von 2,75 Prozent bietet: Der Neubeitrag steigerte sich um 31,3 Prozent auf fast 300 Millionen Euro.
Für den weiteren Jahresverlauf ist die R+V zuversichtlich, Kundinnen und Kunden davon zu überzeugen, mehr für ihre Altersvorsorge zu tun. Im Biometriegeschäft habe sie hervorragend bewertete Produkte, und in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) sei sie mit dem ersten bundesweit umgesetzten Sozialpartnermodell Vorreiter im Markt. „Auf dem wichtigen Gebiet der Altersvorsorge besteht auf Seiten der Politik weiterhin Handlungsbedarf, um den Menschen dringend benötigte Perspektiven für einen auskömmlichen Ruhestand zu bieten“, betont der R+V-Chef auf der Pressekonferenz.
Die R+V Krankenversicherung hat ihren Erfolgskurs fortgesetzt und ist mit einem Plus von 6,6 Prozent sehr gut ins Jahr gestartet. „Für das Gesamtjahr 2023 gehen wir im deutschen Erstversicherungsgeschäft davon aus, beim nachhaltigen Geschäft mit laufenden Beiträgen weiterhin oberhalb der Branche zu wachsen“, sagt Dr. Norbert Rollinger.
2022: Schnelle Zinswende führt zu negativem Konzernergebnis
Der R+V Konzern schloss das Geschäftsjahr 2022 mit einem Ergebnis vor Steuern (IFRS) von minus 258 Millionen Euro ab. Grund für den starken Ergebnisrückgang gegenüber dem sehr hohen Vorjahresgewinn von 914 Millionen Euro war vor allem der starke Zinsanstieg im vergangenen Jahr. Marktbewertungseffekte führten zu einem Kapitalanlageergebnis von minus 3,6 Milliarden Euro (2021: 5,6 Milliarden Euro).
Hintergrund für die hohe Volatilität der Ergebnisse der R+V sei eine bilanzielle Besonderheit: Sie bilanziert ihre Kapitalanlagen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum DZ BANK Konzern im Gegensatz zum Großteil der Versicherer bereits nach IFRS 9 und damit zu einem relativ hohen Anteil erfolgswirksam. Dagegen konnten Marktbewertungen in der Versicherungstechnik bislang noch nicht adäquat berücksichtigt werden. Dies ändert sich ab dem Jahr 2023 mit der Einführung von IFRS 17, was zu einer Stabilisierung der Ergebnisse beiträgt.
Nach HGB-Rechnungslegung beendete die R+V Versicherung AG das Jahr 2022 mit einem Ergebnis von 120 Millionen Euro vor Steuern (2021: 163 Millionen Euro).
Kosten liegen weiter unter Markt
Auch im Geschäftsjahr 2022 lagen die Verwaltungskostenquoten der R+V in allen Segmenten deutlich unter dem Markt: Schaden/Unfall: 11,1 Prozent (Markt: 14,2 Prozent), Leben/Pension: 1,3 Prozent (Markt: 2,1 Prozent), Kranken: 2,0 Prozent (Markt: 2,3 Prozent). Die R+V gehört seit Jahren zu den finanzstärksten deutschen Versicherungsunternehmen. Die SCR-Quote (Solvency Capital Required) lag zum 31.12.2022 bei 220 Prozent (nach 222 Prozent ein Jahr zuvor).
Strategisches Wachstumsziel bei laufenden Beiträgen erreicht
Im Jahresergebnis der R+V schlug sich auch ein gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufiges Beitragsvolumen nieder. Dieses lag in der R+V Gruppe mit 19,5 Milliarden Euro um 3,1 Prozent unter dem Vorjahreswert von 20,2 Milliarden Euro. Während das Geschäft in der Schaden-/Unfallversicherung und in der Krankenversicherung weiter wuchs, verzeichnete die R+V in der Lebens- und Pensionsversicherung im schwierigen Marktumfeld einen Umsatzrückgang.
Insbesondere aufgrund eines schwächeren Einmalbeitragsgeschäfts beliefen sich die Beiträge in der inländischen Erstversicherung im zurückliegenden Geschäftsjahr insgesamt auf 15,6 Milliarden Euro (minus 3,8 Prozent). Bei den gesamten laufenden Beiträgen erzielte die R+V dagegen ein Plus von 4,0 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro und setzte sich hier deutlich vom Markt ab (plus 2,8 Prozent). Sie erreichte damit das Ziel, ihr nachhaltiges Wachstum mit laufenden Beiträgen fortzusetzen.
Mit betrieblicher Krankenversicherung weiter wachsen
Ein wichtiger Wachstumstreiber war 2022 erneut das Geschäftsfeld Gesundheit. Hier erzielte die R+V im zurückliegenden Geschäftsjahr mit 13 Prozent ihre höchste Wachstumsrate. Der Umsatz erhöhte sich auf 849 Millionen Euro. Der genossenschaftliche Versicherer strebt an, bis 2026 das Beitragsvolumen auf 1 Milliarde Euro zu steigern.
Auf Basis ihrer wachstumsstarken Produkte, wie der betrieblichen Krankenversicherung, will die R+V den dynamischen Wachstumskurs der vergangenen Jahre weiter fortsetzen. „Unsere enge Vertriebskooperation in der genossenschaftlichen FinanzGruppe bietet uns hier exzellentes Potenzial“, so R+V-Chef Dr. Norbert Rollinger.
Im Firmenkundengeschäft wolle die R+V mit weiteren Produktverbesserungen in der betrieblichen Krankenversicherung, die für 2023 geplant sind, zusätzlich punkten. Bei den Privatkunden der Genossenschaftsbanken kommen die Mitgliedertarife der R+V seit Jahren hervorragend an. Weitere Produkt-Highlights sind die neuen Beihilfe- und Budgettarife sowie attraktive Gesundheitsservices.