Rasantes Wachstum beflügelt den Aktienmarkt

15.05.2017

Tine Choi, Chefanlagestrategin bei Danske Invest / Foto: © Danske Invest

EUROPA: Wahl Macrons wendet politische Unsicherheit ab

In Europa war die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl das größte Ereignis des Monats. Zwar deuteten die Meinungsumfragen schon vor der ersten Runde darauf hin, dass wir uns nicht über einen Sieg der EU-Kritikerin Marine Le Pen sorgen mussten. Trotzdem war der Markt bis zur ersten Wahlrunde beunruhigt mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Demoskopen sowohl beim Brexit-Referendum in Großbritannien als auch bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl nicht unbedingt richtig lagen. Deshalb war es eine positive Überraschung, dass der EU-Befürworter und reformwillige Emmanuel Macron die meisten Stimmen erhielt und neben Le Pen in die zweite Runde einzog.

Dass Macron auch die Stichwahl für sich entscheiden konnte und als neuer Präsident in den Élysée-Palast einzieht, sorgt zunächst für politische Kontinuität und stabile Verhältnisse im Euroraum.

Was die Wirtschaft anbelangt, ist das Geschäftsklima im April weiter gestiegen. Es sieht nun danach aus, dass die europäische Wirtschaft auf Jahresbasis deutlich über dem Trend zwischen 2,5 und 3 Prozent wachsen wird. Darüber hinaus sorgte gegen Monatsende die Kerninflation für eine positive Überraschung: Sie stieg um 1,2 Prozent. Das übertraf alle Erwartungen und zeugt davon, dass die Stärke der europäischen Wirtschaft zurückgekehrt ist.

CHINA: Peking hält Wachstum an der kurzen Leine

In China fielen die Wirtschaftsdaten robuster aus als erwartet. Das BIP legte im ersten Quartal mit einer Jahresrate von knapp 7 Prozent zu, was die Markterwartungen übertraf. Unterdessen hat sich die Kreditvergabe etwas verlangsamt.

Diese zwei Aspekte spiegeln wider, dass die chinesische Wirtschaft Fahrt aufgenommen hat und die Politiker in Peking das bemerkt haben. Die Regierung hat daher ganz langsam mit der Straffung der Wirtschaftspolitik begonnen, was in vielen Bereichen spürbar ist. Unter anderem hat sie die Vergabe von Immobilienkrediten im März und April erschwert. Sie hat außerdem die Regulierung des Finanzsystems verschärft. Insbesondere die Aktivitäten im Schattenbanksystem (d.h. dem unregulierteren Bereich des Bankensystems) werden überwacht.

Insgesamt versucht China unserer Meinung nach mit diesen Initiativen, die finanzielle Stabilität sicherzustellen. Das Wachstum im Reich der aufgehenden Sonne soll im Wesentlichen sanft und nicht abrupt abgebremst werden. Wir rechnen damit, dass die Wirtschaft in den kommenden Quartalen langsamer wachsen, aber immer noch über dem Trend liegen wird.

Marktkommentar von Tine Choi, Chefstrategin der Dankse Bank und Beraterin bei Danske Invest