Privat oder gesetzlich – was ist besser?

07.01.2015

In Deutschland ist eine Krankenversicherung Pflicht. Das duale Gesundheitssystem in Deutschland ermöglicht Privilegierten sich bei einer privaten Krankenversicherung statt gesetzlich zu versichern.

2015-01-08 (fw/db) Seit 1. Januar 2015 gelten bei vielen privaten Krankenversicherern neue Prämien. Für einige Privatversicherte werden die Prämien angepasst, aber die Höhe der Anpassung wird für langjährig Versicherte geringer ausfallen, da diese treuen Kunden Gutschriften aus Rückstellungen für die Kollektive erhalten. Laut dem Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV) sind zurzeit neun Millionen Menschen privat krankenversichert – das sind dreimal so viele Menschen, wie in der Hauptstadt Berlin leben.

Die Auswahl für die Privilegierten wird durch eine ständige Neid-Diskussion derer, die sich nicht privat versichern dürfen, erschwert. Es gibt Politiker, welche die Individualversicherung hassen, wie die Bundesministerin Andrea Nahles, sie wollte die private Krankenversicherung abschaffen und durch eine allgemeine Bürgerversicherung ersetzen. Jetzt wehrt sich die Branche. Die Süddeutsche Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit (SDK) räumt mit den pauschalen Vorurteilen auf.

„Die PKV wird von vielen als unsolidarisch empfunden – dabei stützen Private Krankenversicherungen die gesetzlichen Kassen und das gesamte deutsche Gesundheitssystem“, sagt SDK-Vorstandsmitglied Timo Holland.

Die PKV ist solidarisch

Die medizinische Versorgung in Deutschland gehört zu den besten der Welt. Und das liegt unter anderem daran, dass Privatversicherte einen Großteil des Fortschritts finanzieren. Sie zahlen höhere Ärztehonorare als gesetzlich Versicherte. Zudem zahlt die PKV als privates Unternehmen Steuern, die zum Teil direkt in das Gesundheitssystem fließen.

Zum Vergleich: Gesetzliche Krankenkassen bekommen stattdessen staatliche Zuschüsse. Ohne die Privatversicherungen gingen dem gesamten Gesundheitswesen jedes Jahr rund elf Milliarden Euro verloren, wie das Wissenschaftliche Institut der PKV errechnet hat.

„Die Koexistenz von gesetzlicher und privater Krankenversicherung zählt zu den Stärken des deutschen Gesundheitssystems“, sagt Holland. „Das Zwei-Säulen-Modell zahlt sich für alle Versicherten aus.“

Nicht nur Besserverdiener dürfen in die PKV

Die so genannte Versicherungspflichtgrenze für Angestellte legt fest, ab welchem Bruttolohn Angestellte frei wählen dürfen zwischen gesetzlicher und privater Versicherung. Die Grenze liegt aktuell bei einem Brutto-Monatsgehalt von 4462,50 Euro und steigt laut Berichterstattung der Tagesschau in 2015 weiter auf 4575 Euro. Diese finanzielle Hürde ist hoch, doch tatsächlich sind nur knapp zwölf Prozent der Privatversicherten Angestellte mit einem Einkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze. Für Selbstständige, Freiberufler und Beamte ist die PKV freiwillig und einkommensunabhängig. Hinzu kommen all jene gesetzlich Versicherten, die private Zusatzversicherungen abgeschlossen haben. Auch für sie gibt es keine Einkommensuntergrenze.

System- und Tarifwechsel sind möglich

Sinkt beispielsweise der Verdienst unter die Versicherungspflichtgrenze, dann müssen die Betroffenen sogar in aller Regel wieder in die gesetzliche Krankenversicherung. Ein Wechsel ist außerdem vom einen Tarif in den anderen möglich. Bei der SDK können Mitglieder in regelmäßigen Abständen sogar in einen höherwertigen Tarif wechseln, ohne sich vorher noch mal einer Gesundheitsprüfung unterziehen zu müssen. Um die guten Wechselbedingungen einiger Unternehmen auf die ganze Branche zu übertragen, hat der PKV-Verband Leitlinien für einen transparenten und kundenfreundlichen Tarifwechsel entwickelt.

Der Gesetzgeber hat die PKV verpflichtet ihren Kunden einen Wechsel in für sie günstigere Tarife zu ermöglichen. 

Im Alter leistungsstark und bezahlbar

In jungen Jahren wird nur ein Teil der Beiträge für die aktuellen Krankheitskosten benötigt. Den anderen Teil sammelt die PKV für die Alterungsrückstellungen. Aus diesen werden dann die höheren Gesundheitskosten im Alter finanziert. Welchen Anteil die Versicherung zurückstellt, bleibt ihr überlassen.

„Die SDK spart von jedem eingezahlten Euro 47 Cent für spätere Zeiten auf“, erklärt Holland.

Privatpatienten zahlen also in jungen Jahren etwas mehr, damit der Versicherungsschutz auch im Alter bezahlbar bleibt. Deshalb lohnt sich ein früher Eintritt in die private Krankenversicherung besonders, denn dann verteilen sich die Rückstellungen auf einen größeren Zeitraum.

Ein Vergleich der PKV-Anbieter lohnt sich. Die SDK hat im letzten Assekurata-Ratingbericht mit „sehr gut“ abgeschnitten, weil sie ihre Beiträge im Vergleich zu den Mitbewerbern in den vergangenen Jahren sehr stabil gehalten hat.

Die PKV ist familienfreundlich

Die meisten privaten Krankenversicherungen haben flexible Tarife entwickelt, um den Nachwuchs mitzuversichern. Wenn zum Beispiel zeitweise nur ein Ehepartner berufstätig ist, gibt es günstige Tarife, die einen kompletten Schutz für die gesamte Familie gewährleisten. Und sobald beide Eltern wieder arbeiten, kann die Familie in ihren ursprünglichen Tarif zurückwechseln.

Die PKV-Prämien dienen den Versicherten

Rund die Hälfte der PKV-Unternehmen ist als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) organisiert. Das bedeutet: Die Versicherten sind gleichzeitig Mitglieder und damit – ganz nach dem genossenschaftlichen Prinzip – Teilhaber des Unternehmens. Erwirtschaftete Überschüsse bleiben im Unternehmen, so werden die Versicherten an guten Geschäftsergebnissen beteiligt.

Privatversicherte werden bevorzugt

Ärzte sind bei Kassenpatienten an bestimmte Pauschalen gebunden, was sich auf die Medikamentenverschreibung auswirkt. Auch bei alternativen Heilmethoden oder Krankenhausaufenthalten gibt es Einschränkungen für Kassenpatienten. Bei Privatpatienten hingegen sind die Ärzte wesentlich freier in der Therapie- und Medikamentenwahl. Jeder gesetzlich Versicherte kann aber eine private Zusatzversicherung abschließen und so auch von den Vorteilen profitieren.

Fazit: Je weniger Soziales bei Nahles droht, umso mehr müssen Individualversicherer, wie die SDK, die Position der Branche betonen und über deren Vorteile für die Bürger informieren. Das gilt in der Diskussion um eine allgemeine Bürgerversicherung, wie in der Diskussion um die „Nahles-Rente“, die eine Art staatliche betriebliche Altersvorsorge unter der Verwaltung von Gewerkschaftsfunktionären werden soll. Die finanzwelt informiert ihre Leser über die Argumente der Assekuranz.

Dietmar Braun