Panik Fehlanzeige

13.10.2014

**Der DAX unter 9.000 Zählern und die Panik bei den Marktteilnehmern steigt. Kommt nun der Crash? Raus aus (deutschen) Aktien? Zumindest **Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, zeigt sich etwas gelassener und verweist auf die Stärke der deutschen Wirtschaft und die prognostizierten Gewinnaussichten in 2015.

(fw/ah) "Zu den Ursachen für die jüngste Kursentwicklung europäischer Aktien gehört die wachsende Sorge der Marktteilnehmer über den Verlauf der Erholung sowie ihre Angst vor einem erneuten Abgleiten in eine Rezession. Dazu kamen noch die schwachen Daten, die Deutschland vergangene Woche veröffentlicht hat. Die meisten Experten hatten diese Volkswirtschaft bisher optimistisch eingeschätzt. Meiner Ansicht nach besteht das Risiko, dass Anleger sich zu stark auf kurzfristige Daten konzentrieren und dabei das mittelfristige Erholungspotenzial übersehen. Und dabei beziehe ich mich nicht nur auf die deutsche und die gesamteuropäische Wirtschaft, sondern auch auf die Gewinne der europäischen Unternehmen.

Natürlich stimmt es, dass große Exportländer eine etwas schwächere Nachfrage spüren. Anlegern könnte dabei aber entgehen, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland auf zunehmend breiter Basis steht und ein immer größerer Anteil des Bruttoinlandsprodukts auf den privaten Konsum entfällt. Darüber hinaus dürften viele Unternehmen auch von der Abwertung des Euro profitieren. Erstens schlägt sich dies aufgrund der Wechselkursauswirkungen in ihren ausgewiesenen Gewinnen nieder und zweitens - und das ist der wichtigere Punkt - werden europäische Konzerne damit auf dem globalen Markt wettbewerbsfähiger. Die kurzfristige Reaktion ist zwar verständlich, doch das große Ganze könnte dabei aus dem Blickfeld geraten.

Die Einzelhandelsumsätze und der Konsum sind im Sommer weiter gestiegen. Alle Komponenten des verfügbaren Einkommens, darunter der Anstieg der Reallöhne und die Prognosen zur Beschäftigungsentwicklung, deuten in die richtige Richtung. Die deutschen Verbraucher widersetzen sich der Marktstimmung und tragen maßgeblich zur Wirtschaftsentwicklung bei. Der Konsum dürfte auch in Zukunft der stärkste Konjunkturpfeiler bleiben. Die geopolitischen Spannungen rund um die Ukraine haben zwar vorübergehend für Unruhe und Nervosität auf dem Exportmarkt gesorgt, dies sollte jedoch nicht das Potenzial deutscher Unternehmen und deren deutlich breitere Diversifikation bei den Exporten in strukturell wachsende Märkte verbergen.

Markenstärke, Innovationen, günstige Finanzierungsbedingungen sowie niedrige Lohnstückkosten haben deutschen Unternehmen steigende Marktanteile beschert. Der schwächere Euro dürfte ihre Wettbewerbsfähigkeit 2015 noch verbessern. Zusammen mit den aktuellen Effizienzprogrammen und Preisanhebungen wird sich dies in höheren Gewinnen niederschlagen.

Ausgehend von unseren jüngsten Gesprächen mit Vertretern deutscher Unternehmen und unseren eigenen Analysen rechnen wir für das nächste Jahr mit einem Gewinnwachstum von rund 7 bis 10 % sowie einer Dividendenrendite von 3 %. Außerdem sind die Bilanzen der deutschen Unternehmen so schuldenfrei wie selten zuvor. Gleichzeitig sind die Bewertungen attraktiv: Sie liegen rund 25 % unter ihrem historischen Durchschnitt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX liegt bei 11,5. Auch gegenüber Titeln aus dem restlichen Europa notieren deutsche Papiere derzeit mit einem selten hohen Abschlag - trotz ihrer langfristig guten fundamentalen Stärke."

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