Out of the Dark, into the Light

16.08.2019

Foto: © Elena Schweitzer - stock.adobe.com

Das eigene Interesse der Versicherer

Von nachhaltigen Versicherungen profitiert übrigens nicht nur der Kunde, sondern auch die gesamte Versicherungswirtschaft. Denn die Zerstörung der Umwelt birgt Risiken, die schwer kalkulierbar sind und im schlimmsten Fall sehr teure Schadensfälle bedeuten. Schon im vergangenen August warnte der Vorstandschef von Munich Re, Joachim Wenning, vor einschneidenden Folgen, wenn die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad nicht gelingt. Daher hat der Branchengigant, der größte Rückversicherer der Welt, beschlossen, sein ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen. Er will nun die eigene Klimastrategie an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens koppeln. Auch andere Versicherungsriesen beginnen zu handeln. Im Mai 2018 kündigte die Allianz an, auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau zu verzichten. Nach dem Plan soll es bis 2040 keine Art von Kohlerisiko mehr geben. Denn die Allianz hat bewusst ihre Rolle angenommen als wichtiger „ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Gestalter“, wie das Unternehmen auf seiner Website verkündet. Tatsächlich zählt die Allianz weltweit zu den größten Investoren und kann mit ihrem ökonomischen Einfluss maßgeblich das Thema Nachhaltigkeit auf die Agenda der Weltwirtschaft setzen.

Ein deutscher Versicherer ist Weltmeister

Und das tut sie eindrucksvoll: Die Allianz hat im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) den 1. Platz belegt und gilt zum 2. Mal in Folge als nachhaltigster Versicherer der Welt! Im Jahr 2017 bot der größte deutsche Versicherer 165 Versicherungs- und Finanzprodukte mit ökologischem oder sozialem Nutzen und investierte 5,6 Mrd. Euro in Erneuerbare Energien. Gleichzeitig vermeidet die Allianz Investments, die schädliche, riskante oder inhumane Aktivitäten fördern. Darüber hinaus hat das Unternehmen seit 2006 die CO2-Emissionen pro Mitarbeiter um über 40 % gesenkt. Eine starke Bilanz! Auch in einer Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte der deutschen Versicherer durch das Analysehaus Zielke Research Consult setzt sich die Allianz gegen die Konkurrenz durch. Zusammen mit Debeka hat sie in einer Auswertung von 42 Versicherern am besten abgeschlossen. Dies ist das Ergebnis des erfolgreich implementierten, gesamtheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes der Allianz. Diese Strategie verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer Selbstverpflichtung, sozialer Verantwortung und guter Unternehmensführung.

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt

Leider fiel das Ergebnis der Untersuchung insgesamt enttäuschend aus. Nur 12 der 42 Versicherer würden demnach nachweislich Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Kapitalanlage einbeziehen. Für die nachhaltigen Versicherer ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil in einem Umfeld, in dem Kunden immer klima- und umweltbewusster werden. Die bekannte Protestbewegung „Fridays for Future“, die starken Ergebnisse der Grünen bei den Europawahlen, die ausführliche Berichterstattung der Medien über Klimawandel und Klimapolitik – all diese Faktoren pushen das Thema Nachhaltigkeit nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch in der Gesetzgebung der Parlamente. Das Europa-Parlament arbeitet gerade an der ambitionierten gesetzlichen Regelung zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums. Die wohl wichtigste Vorschrift in diesem Gesetzespaket: Banken und Versicherer sollen den Kunden künftig in jedem Gespräch zur Finanzberatung fragen, ob er eine Präferenz hat nachhaltig zu investieren. Richtig, Investment heißt nicht Versicherung, aber dann ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin. Dann werden nachhaltige Versicherer beste Chancen haben, deutlich an Marktanteil zu gewinnen. (sh)