„Nachhaltigkeitsvorreiter in der Versicherungsbranche“

18.03.2024

Foto: Stephan Bongwald, Nachhaltigkeitsbeauftragter und Anja Großhennig, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Kapitalanlagen der Barmenia Versicherungen. © Barmenia Versicherungen, Fotografin Kristina Malis

Wie sind Sie im Bereich „Soziales“ aufgestellt?

Bongwald: Seit dem Jahr 2005 trägt die Barmenia das Zertifikat zum „audit berufundfamilie“. Der Personalbereich nutzt diese Zertifizierung als ein unterstützendes strategisches Managementinstrument, die Personalpolitik familien- und lebensphasenbewusst auszurichten. Es gibt eine Vielzahl von umgesetzten Maßnahmen und mitarbeitergerechten Angeboten, die ich hier nur teilweise erwähnen kann, wie die betriebseigene U3-Kindertagesstätte namens „Barminis“, eine Kooperation mit dem deutsch-französischen Kindergarten, Ferienbetreuungen für Kinder von 6 bis 14 Jahren, Eltern-Kind-Büro, Elternzeitberatung, Pflegezeitberatung, Beratung zu Führen in Teilzeit, PME-Familienservice mit der Unterstützung in schwierigen Lebenslagen und bei der Pflegethematik von Angehörigen.

Eine Referentin Beruf & Familie ist interne Ansprechpartnerin zu den Vereinbarkeitsthematiken. Zu erwähnen sind natürlich auch die Vertrauensarbeitszeit und die Möglichkeit des mobilen Arbeitens bis zu 60 Prozent.

In unserer Nachhaltigkeitspositionierung „Nachhaltig aus Überzeugung“ erhält auch das Thema Vielfalt und Chancengleichheit eine besondere Bedeutung. Wir wollen diesem wichtigen Thema noch mehr Sichtbarkeit geben und deshalb hat der Vorstand die Charta der Vielfalt gezeichnet. Die Charta der Vielfalt ist eine Selbstverpflichtung, ein Arbeitsumfeld schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Der Vorstand setzt strategische Ziele, wie zum Beispiel verbindliche Frauenquoten. Ein bereichsübergreifendes Team von über 20 Personen macht das Thema sichtbar und jeder in der Barmenia kann mitmachen.

Die organisatorische Umsetzung der ESG-Kriterien im Unternehmen ist ein sehr komplexes Thema. Wie setzen Sie das konkret um?

Bongwald: Gesamtverantwortlich für die Umsetzung von Nachhaltigkeit ist der Vorstand, der auch die Nachhaltigkeitspositionierung „Nachhaltig aus Überzeugung“ mit den wesentlichen Themen auf den Weg gebracht hat. Der Vorstand wird zwei Mal jährlich durch den extern besetzten Nachhaltigkeitsbeirat beraten. Die Fachbereiche haben die Aufgabe, Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Für die gezielte Steuerung von regulatorischen Themen und die Ausgestaltung der Nachhaltigkeitspositionierung ist das interdisziplinäre Team Nachhaltigkeit zuständig, das der Nachhaltigkeitsbeauftragte, also ich, koordiniere. Anja Großhennig unterstützt und vertritt mich.

Großhennig: In dem Team sind neben der Kapitalanlage auch noch das Controlling, Risikomanagement, Produkte Lebensversicherung, Vertriebsmanagement und Recht vertreten. Bei Bedarf werden der strategische Bereich, das Produktmanagement und die IT hinzugezogen.

Die Teilnehmer haben eine koordinierende Funktion in ihre Fachbereiche hinein und können zusätzlich die notwendigen beschlossenen Maßnahmen und Prozesse verantwortlich umsetzen. Zwischen Vorstand und Team Nachhaltigkeit ist zusätzlich ein Lenkungsausschuss installiert, dessen Mitglieder die Vorschläge des Teams Nachhaltigkeit und deren Auswirkungen auf ihren jeweiligen Bereich prüfen, die erforderliche Entscheidungen treffen und die Umsetzung begleiten.

Bongwald: Es gibt eine Vielzahl weiterer bereichsübergreifender Teams, die Nachhaltigkeit in der Barmenia umsetzen, so die Koordinatoren der Fachbereiche zur Umsetzung der nichtfinanziellen Berichte, derzeit sog. NFRD-Berichte und ab dem Geschäftsjahr 2024 der CSRD-Berichte.

Wie schwer ist es, die ESG-Ziele und Maßnahmen zu priorisieren und in allen Geschäftsbereichen und Funktionen zu implementieren?

Bongwald: Der Vorstand hat jährlich Nachhaltigkeitsziele, an dem variable Vergütungen gekoppelt sind. Neben der Umsetzung der sich stets weiterentwickelnden ESG-Gesetze haben die Vorstandsziele oberste Priorität. Im letzten Jahr waren es beispielsweise die Weiterentwicklung des Risikomanagements hinsichtlich ESG-Kriterien und die Konzepterstellung zur CO2-Bilanzierung von Außenstellen. In diesem Jahr soll ein Konzept zur schrittweisen Reduzierung von CO2 erarbeitet werden, man spricht von Climate-Action-Plan oder auch Transition-Plan.

Großhennig: Über die Mitarbeiter des Teams Nachhaltigkeit ist das Thema in den beteiligten Fachbereichen des Unternehmens integriert, sie dienen als Multiplikatoren und fördern den bereichsübergreifenden Austausch. Etwa in der Kapitalanlage sind die Themen feste Bestandteile der wöchentlich stattfindenden Bereichsbesprechungen. Das gesamte Team wirkt bei der Entwicklung der Kapitalanlagenstrategie mit, wodurch eine hohe thematische Durchdringung und konsequente Umsetzung sichergestellt ist. Auch wenn das Thema in der Kapitalanlagerichtlinie stark verankert ist, können andere regulatorische Themen, geschäfts- und risikopolitische Ziele, wie z.B. das Kredit- oder Liquiditätsrisiko, stärker gewichtet werden müssen.