Nachhaltigkeit bleibt ein Problemthema im Vertrieb

06.02.2024

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Das Ergebnis des 16. AfW-Vermittlerbarometers liefert aktuelle Zahlen zu Nachhaltigkeitspräferenzen bei den Kunden und der schweren Umsetzbarkeit auf Vermittlerseite. Nicht zuletzt, weil auch die Kunden wenig Interesse daran zeigen.

Finanzanlagenvermittler sind seit 20. April 2023 dazu verpflichtet, Kunden nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen und ihre Produktempfehlungen darauf abzustimmen. Doch lediglich 22 % der Kunden sind laut der befragten Vermittler daran interessiert, über ihre Nachhaltigkeitspräferenzen zu sprechen. 16 % der Kunden lehnen es glatt ab und 62 % der Befragten ist das Thema schlichtweg egal.

Dies überrascht, weil noch im Vorjahr die Antwort auf diese Frage im AfW-Vermittler-Barometer ganz anders ausfiel: 2022 war eine Mehrheit von 53 % der Kunden bereit, über ihre Nachhaltigkeitspräferenzen sprechen, 22 % lehnten ab und 25 % war das Thema egal.

„In einem Jahr ist viel passiert. In der öffentlichen Diskussion ist der Klimawandel hinter aktuelle Themen wie steigende Preise, Wohnungsmangel und geopolitische Risiken wie der Krieg in der Ukraine und die kritische Lage im Nahen Osten zurückgetreten“, nennt Norman Wirth eine mögliche Begründung.

Für Versicherungsvermittler gelten die gleichen Vorgaben für die Nachhaltigkeitsabfrage wie für Finanzanlagenvermittler bereits seit 2. August 2022. Dort bestand anfangs die Schwierigkeit, dass viele Produkte zunächst noch gar nicht entsprechend kategorisiert waren und daher von den Vermittlern nicht zu den Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zugeordnet werden konnten. Viele Vermittler haben nach wie vor damit Schwierigkeiten.

So beurteilt in beiden Produktkategorien jeweils nur knapp die Hälfte der Vermittler – 46,7 % bei Finanzanlagen und 48,2 % bei Versicherungen – das Produktanagebot als ausreichend, um ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitswünschen entsprechend optimal zu beraten. Rund jeder vierte Vermittler hält das bestehende Produktangebot für unzureichend.

ESG-Ratings werden am häufigsten zur Orientierung genutzt

Fragt man konkret nach, woran sich die Vermittler in der Praxis bei der Suche nach nachhaltigen Investmentfonds für ihre Kunden orientieren, kann mehr als jeder dritte Vermittler keine Angabe nennen. 33 % orientieren sich an ESG-Ratings wie zum Beispiel Morningstar, 15 % beziehen sich auf Gütezeichen und -siegel wie zum Beispiel dem FNG-Siegel. Nur 6 % suchen auf Informationsportalen nach den passenden Fonds.

„Es bleibt problematisch für die Vermittlerschaft, sich objektiv orientieren zu können. In erster Linie müssen sich die Vermittler auf die Angaben der Produktanbieter verlassen. Das können sie auch. Wobei zum Beispiel Einstufungen nach Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung nicht zur Orientierung dienen sollten.“, erläutert der AfW-Vorstand  „Der AfW setzt sich zudem intensiv in Brüssel dafür ein, dass Kunden und Vermittler ein weniger aufwändiges und komplexes Prozedere bei der Nachhaltigkeitsabfrage durchlaufen müssen.“, so Wirth weiter. „Das ist natürlich ein ganz dickes Brett, aber dringend notwendig, um überhaupt das bezweckte Ziel der Regulierung zu erreichen.“ (ml)