Mercer kritisiert deutsche Rentenpolitik
12.10.2014
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Im Vergleich von 25 ausgesuchten Altersversorgungssystemen weltweit liegt Deutschland nur auf Platz 11. Dänemark behauptet die Spitzenposition ein. Die Schlusslichter des Rankings bilden Indien, Südkorea und Japan.
(fw/hwt) Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Melbourne Mercer Global Pension Index 2014, der vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum sechsten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt wurde. Die Studie untersucht und bewertet die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Dabei wurden neben den staatlichen Rentensystemen und der bAV auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt. Gründe für das gute Abschneiden Dänemarks (82.4 von 100 möglichen Punkten) sind vor allem die solide Finanzierung und gute Versorgung auf Basis eines hohen Vermögens- und Beitragsniveaus. Ein weiterer Vorteil ist ein gut reguliertes privates Vorsorgesystem.
Das deutsche System hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr in allen drei Sub-Indices
leicht verbessert und damit auch eine höhere Durchschnittspunktzahl erreicht (62.2 im Vergleich zu 58.5 im Vorjahr). Allerdings handelt es sich hierbei nicht um eine objektive Verbesserung der Rahmenbedingungen, sondern die Steigerung ist lediglich der neuen Bewertung von Einzelpunkten geschuldet. So wurde beispielsweise dem Umstand Rechnung getragen, dass in der deutschen bAV auch ohne gesetzliche Verpflichtung überwiegend laufende Renten gezahlt werden. Aufgrund der guten Platzierung des Neueinsteigers Finnland ist Deutschland dennoch um einen Platz auf Rang 11 abgerutscht.
Die Studie mache deutlich, dass für das deutsche System weitere Reformen nötig seien, damit es den demografischen Herausforderungen besser gerecht werden und im weltweiten Vergleich bestehen könne. Mercer fordert dafür eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner, eine höhere Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer, eine bessere Kommunikation an die Leistungsempfänger und eine höhere Teilnahmequote in der bAV. „Platz 11 von 25 ist sicherlich kein schlechtes Ergebnis für Deutschland. Der relativ hohe Punkteabstand zur Spitze, zum Beispiel zu den skandinavischen Systemen, zeigt allerdings, dass es noch viel zu tun gibt", so Achim Lüder, Geschäftsführer von Mercer Deutschland. „Vor allem die Nachhaltigkeit des deutschen Modells ist weit entfernt vom Bestwert und liegt auch deutlich unter dem Durchschnitt." Momentan gebe einiges an Bewegung in Deutschland – nur gehe diese nicht unbedingt immer in die richtige Richtung. Hierzulande würden im Bereich der so wichtigen bAV einige Vorstöße aus Berlin und Vorgaben aus Brüssel mittel- und langfristig zu höherem Verwaltungsaufwand und auch weiteren Kosten für die Arbeitgeber führen. „So werden Unternehmen dauerhaft davon abgeschreckt, ihren Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung anzubieten. Gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen kommt aber noch hinzu, dass die zusätzliche Vorsorge überhaupt nicht als notwendig angesehen wird und die Arbeitnehmer sie nicht einfordern. Solange die Politik mit Neuerungen in der gesetzlichen Rente wie der „Rente mit 63" falsche Signale setzt, wird sich daran auch nichts ändern", so Achim Lüder.