Mega-Börsengang von Coinbase: Top (HODL) oder Flop?

14.04.2021

Foto: © Coinbase

Heute geht Krypto-Gigant Coinbase im New Yorker NASDAQ an die Börse – seine Erstbewertung könnte laut „Forbes“ 100 Milliarden Dollar deutlich übersteigen. Damit würde die größte US-Handelsplattform für Kryptowährungen sogar das Ergebnis von Facebook übertreffen (104 Milliarden Dollar in 2012). Ist dieser wahnsinnige Wert gerechtfertigt?

Der eine oder andere Anleger wird daran zweifeln. Denn das Unternehmen wurde im Oktober 2018 bei einer Finanzierungsrunde auf gerade einmal rund acht Milliarden Dollar geschätzt. Also klarer Fall von übertriebenem Hype? So einfach ist es nicht. Im Vergleich zu vielen anderen Tech Shootingstars wirken die Geschäftszahlen von Coinbase sehr reif: im letzten Quartal haben die rund 56 Millionen User in über hundert Ländern für ein Handelsvolumen im Wert von 335 Milliarden Dollar gesorgt. In den Accounts der Nutzer befanden sich 223 Milliarden Dollar – mehr als ein Zehntel des globalen Wertes aller Kryptowährungen. Dies hat einen Nettogewinn von über 730 Millionen Dollar eingespielt!

Die Größe als zweischneidiges Schwert

Die aktuelle Rentabilität dürfte den Anlegern gefallen. Ob die Lage so rosig bleibt, steht hingegen auf einem anderen Blatt. Was passiert, wenn der Kryptomarkt einbricht? Das hätte wahrscheinlich weniger Handel zur Folge, was Coinbase direkt ins Mark träfe: Transaktionsgebühren machten letztes Jahr nämlich satte 96 Prozent der Einnahmen aus. Im Moment profitiert die Trading-Plattform jedenfalls maximal vom Bitcoin-Bullenmarkt: so verdoppelte sich der Bitcoin-Wert im ersten Quartal (Q1) 2021 im Vergleich zu Ende Dezember – und schon machte Coinbase allein in den ersten drei Monaten 2021 mehr als doppelt so viel Gewinn wie im gesamten 2020!

Ein weiterer wichtiger Faktor: die schiere Größe und Alleinstellung des Unternehmens. In der ersten Liga der Aktienwelt gibt es kein weiteres Krypto-Unternehmen. Das bedeutet, dass Coinbase wohl vermehrt Ziel von Kapitalzuflüssen der institutionellen Großinvestoren wird.  Schließlich erlaubt es deren Anlagepolitik oftmals nur, Aktien im höchsten Börsensegment zu erwerben. Diesen Vorteil der Konkurrenzlosigkeit könnten Anleger allerdings auch als nachteilig werten. Denn es besteht hier kein Verbesserungspotenzial – nur viel Luft nach unten.

Das Damokles-Schwert der Regulatorik

Die Mitbewerber schlafen nicht. Sollten andere Krypto-Finanzdienstleister wie Anchorage, Binance oder Kraken deutlich an Marktanteil gewinnen, würde der Coinbase-Kurs möglicherweise fallen. Erschwerend hinzu kommt, dass höhere Konkurrenz wahrscheinlich sinkende Margen bei den Transaktionen bedeutet. Und genau diese Trading-Gebühren sind momentan mit einem Spread von 0,5 Prozent plus 1,49 Prozent des Transaktionswertes bei Kauf und Verkauf vergleichsweise hoch angesetzt.

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