Lässt Trump versehentlich die Blase platzen?

06.03.2017

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Aber auch die Privaten haben ein Kreditproblem. Die Ausfallquote aus Kreditkarten-Schulden ist auf den höchsten Stand seit 2012 gestiegen. Etwa ein Drittel der Amerikaner sind mit ihrer Schuldentilgung im Rückstand. Sowohl die Autokredite (1,6 Billionen) als auch die Studentenverschuldung (1,4 Billionen) sind auf Höchstniveau. Zwei Drittel der Bevölkerung hat weniger als 1.000 Dollar Rücklagen, das heißt sie leben von Gehalts-Scheck zu Gehalts-Scheck. Die Zuschüsse des Staates für Lebensmittel erreichte 2016 ein All-Time-High. Dazu passt, dass Wal-Mart erstmals in der Firmengeschichte mehr Filialen geschlossen hat als neu eröffnet.

Gemäß einer Handelsblatt-Grafik ist der Anteil der Immobilienbesitzer seit 2000 rückläufig. Im gleichen Zeitraum sind nämlich die Verbraucherpreise schneller gestiegen als das Familieneinkommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass 20 Prozent der jungen Erwachsenen noch bei ihren Eltern leben. Das Aufbrausen der Wirtschaft auf den geplanten Trump-Protektionismus beweist, dass die negativen Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft größer sein werden, als die Gehirnspatzen um Trump sich vorstellen.

Das Zünglein an der Waage werden die Zinsmärkte sein. Eines vorweg: Alle Märkte sind so sehr mit einander verbunden, so dass eines nahezu sicher ist: Platzt die Blase am Rentenmarkt, gibt es auch einen Aktien-Crash. Platzt die Blase in USA, kollabieren die Märkte in Europa und selbstverständlich weltweit.

Wer sich die obigen Schuldenzahlen verinnerlicht, dem wird klar, dass die prognostizierte Zinswende überhaupt nicht machbar ist. Das wissen auch die Notenbanken und wahrscheinlich sogar Herr Trump. Die Notenbanken werden also auch dann sehr vorsichtig agieren, wenn die Inflationszahlen ihr Ziel von zwei Prozent deutlich überschreiten. Die Androhungen etlicher Zinserhöhungen von FED Mitgliedern ist daher nur Beruhigung (Bernanke drohte zehn Jahre lang). Bis jetzt glauben es die Märkte noch (nach Bernanke nicht nachvollziehbar).

Die große Gefahr stellen demnach die Rentenmärkte dar. Nämlich dann, wenn entweder die Realzinsen weiter sinken und/oder das von Trump initiierte Wachstum ausbleibt, weil seine Maßnahmen nicht bzw. nicht in vollem Umfang genehmigt werden. Die Kurse fallen. Dann werden die Risiken der Kreditmärkte wieder laut, weil sich Ausfallrisiken erhöhen. Für dieses höhere Risiko „verlangt“ der Markt eine höhere Risikoprämie, sprich höhere Zinsen. Die können sich viele Kreditnehmer nicht leisten. Die Kreditausfälle und die Ausfallrisiken steigen weiter. Der Markt will noch höhere Zinsen. Der Fuchs beißt sich in den Schwanz.

Die Rentenmärkte sind mit unvorstellbaren 500 Bill. (Billionen!!!!) Derivate-produkten gehebelt. Hinzu kommen noch kreditfinanzierte Hedge-Fonds, Rentenfonds und andere Marktteilnehmer. Nach dem Motto „rette sich wer kann“ wird der Anleihemarkt zum Schneeballsystem.

Und dass Notenbanker oder gar Politiker in der Lage sind, die Luft aus einer Blase in kontrollierter Weise abzulassen, glauben selbst die größten Optimisten nicht. Dann wird eine alte Börsenweisheit zur Gewissheit: Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer. Wer als Anleger glaubt, noch vor einem solchen Ereignis rechtzeitig reagieren zu können, wird sich irren. Er muss für diesen Fall vorsorgen. Man muss also nicht das Hochwasser richtig vorausgesagt, sondern man muss ein Boot gebaut haben.

Fazit für den Anleger: Keine Anleihen (gute Bonitäten werfen sowieso keine Rendite ab), keine hohen US-Dollar Bestände, Liquidität ebenso erhöhen wie den Anteil an Edelmetallen und nur Qualitätsaktien halten. Wer dann noch eine schuldenfreie Immobilie bewohnt, kann mutig (und optimistisch) in die Zukunft schauen.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH