Krankenversicherung - „Mehr Argumente, weniger Stammtisch“

07.02.2013

Quo vadis, Krankenversicherung? Seit Jahren befasst sich der Gesetzgeber in Deutschland mit den ausufernden Kosten im Gesundheitssystem. Dabei geht es um nicht weniger als die Frage, wie die Leistungsfähigkeit langfristig gewährleistet werden kann. Dass in diesen Diskussionen bisweilen heftige Auseinandersetzungen stattfinden, auch zwischen den Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen auf der einen und den Anbietern der privaten Krankenversicherung auf der anderen Seite, überrascht nicht. Denn, was die achte Gesundheitsreform in nur 20 Jahren bei den Bürgern vielfach bewirkte, steht indes fest: eine mitunter große Verunsicherung. finanzwelt unterhielt sich hierzu mit Wolfgang Kallmeier, Geschäftsführer der Kieler nordias GmbH Versicherungsmakler.

finanzwelt: Herr Kallmeier, fast täglich begegnen einem in den Medien neue Meldungen. Wie stellt sich Ihnen die Debatte zu unserem Gesundheitssystem, zur gesetzlichen und privaten Krankenversicherung dar?

Wolfgang Kallmeier: "Es handelt sich hierbei um eine Debatte, die mit unterschiedlichen Akzenten bereits über viele Jahre geführt wird. Fest steht: Es sind gleichrangige Systeme, die beide ihre Daseinsberechtigung haben. Die jetzige Regierung unterstreicht mit ihren Entscheidungen diese Einschätzung. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die gesetzlich Versicherten vermehrt Zuzahlungen - sprich: eine stärkere Eigenbeteilung - zu leisten haben. Auch aus diesem Grund wird nun häufiger auf private Ergänzungen zurückgegriffen - beispielsweise ambulante und stationäre Zusatzversicherungen sowie Zahnzusatzversicherungen. Die Versicherten sind immer mehr gewillt, ihre Versorgungslücken zu schließen. Ein ganz anderer Aspekt in dieser Debatte ist, dass die Anforderungen an ein Beratungsgespräch deutlich gestiegen sind. Es wurden mittlerweile so viele Reformen, Korrekturen und Paragraphen zu diesem Thema erlassen, dass kaum ein Verbraucher auf sich allein gestellt in der Lage ist, die Situation zu überblicken. Hier sieht die nordias GmbH ihre anspruchsvolle Aufgabe, umfassend und zukunftsweisend zu beraten."

finanzwelt: Die nordias GmbH Versicherungsmakler hat jüngst die "Qualitätsoffensive private Krankenversicherung" gestartet. Was genau verbirgt sich dahinter?

Wolfgang Kallmeier: "Gerade erst haben wir die Anforderungen, die ein Tarif erfüllen muss, bevor wir diesen im Verkauf anbieten, deutlich erhöht. Unsere Krankenversicherungsexperten haben eine Art Checkliste entwickelt, mit der die Produkte der einzelnen Gesellschaften auf Herz und Nieren geprüft werden. Wichtig ist für uns, dass klar definierte Leistungen nicht nur im Tarif, sondern in den Bedingungen verankert sind. Nur dann können wir im Verkaufsgespräch die Kunden von unserem Angebot überzeugen. Die individuelle Beratung - orientiert am Bedarf des Interessenten - steht im Vordergrund. Wir verkaufen über den Versicherungsschutz, nicht über den Preis."

finanzwelt: Wann kann ein Arbeitnehmer in die private Krankenversicherung wechseln?

Wolfgang Kallmeier: "Immer wenn man über der sog. Jahresarbeitsentgeltgrenze für die Krankenversicherung liegt, diese wird im nächsten Jahr € 49.500 betragen. Konkret bedeutet das: Arbeitnehmer werden mit Ablauf des Kalenderjahres versicherungsfrei, in welchem ihr Gehalt die Jahresarbeitsentgeltgrenze (bzw. Versicherungspflichtgrenze) übersteigt. Aber auch dann, wenn im Laufe des Jahres das monatliche Bruttogehalt auf mindestens € 4.125 angehoben wird. Der Gesetzgeber unterstellt in diesem Fall, dass in der Folgezeit die Jahresarbeitsentgeltgrenze überschritten wird. Natürlich wird die private Krankenversicherung auch bei einer Statusveränderung - bei einem Wechsel in die Selbstständigkeit - ein Thema. Nicht selten ist die private Krankenvollversicherung sogar eine günstigere Alternative. Die Kernfrage in diesem Zusammenhang lautet ‚Was ist mir ein Mehr an Leistungen bzw. ein besserer Versicherungsschutz wert?’ Die entsprechende Antwort kann nur in einer Qualitätsberatung ermittelt werden."

finanzwelt: Herr Kallmeier, wagen Sie eine Einschätzung zur Zukunft der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung?

Wolfgang Kallmeier: "Die gesetzliche und die private Krankenversicherung werden auch zukünftig parallel fortbestehen. Nur so kann eine flächendeckende medizinische Versorgung - auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten für Arztpraxen - gewährleistet werden. Allerdings muss ich an dieser Stelle ganz klar hervorheben, dass eine langfristige Prognose kaum möglich ist, da die politischen Parteien bekanntermaßen sehr unterschiedliche Auffassungen haben. Wünschenswert wäre aber in jedem Fall, dass man sich in der Diskussion um die zukünftige Ausgestaltung des Gesundheitswesens stärker an den Realitäten orientiert - mehr belastbare Argumente, weniger Stammtisch."

Das Interview führte Marc Oehme