Kalte Dusche

15.12.2020

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Es war schon ein ganzes Stück Arbeit, die Bundesbürger, die in Risikozonen leben, davon zu überzeugen, dass eine Versicherung von Hochwasserschäden unerlässlich ist. In den vergangenen Jahren ist mit lokalen Starkregenereignissen ein weiteres Risiko hinzugekommen – laut Experten ausgelöst durch den Klimawandel. Doch die Sensibilisierung steigt.

Die Folgen der globalen Erderwärmung werden in Deutschland spürbarer und lassen sich immer besser belegen. Das zeigt der zweite Monitoringbericht der Bundesregierung, der vom Umweltministerium und dem Umweltbundesamt (UBA) Ende 2019 vorgelegt wurde. Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagte bei der Vorstellung: „Die Folgen des Klimawandels treten immer deutlicher zu Tage. Dies bedeutet beispielsweise, sich bei allen Bau- und Infrastrukturprojekten besser vor Beeinträchtigungen durch Hitze, Starkregen oder Hochwasser zu wappnen.“ Die Bundesbürger müssten also logischerweise in Scharen Elementarschaden- Policen abschließen. Und sie tun es offenbar auch, folgt man Bozo Bilic aus der Abteilung Sachversicherungen Privatkunden der R+V: „Wir stellen eine deutliche Sensibilisierung gegenüber diesen Gefahren fest. Bis zum Jahr 2019 haben wir im Bereich der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung mehr als die Hälfte unserer Kunden absichern können und wir liegen damit deutlich über dem Markt.“ Auch beim neuen Baustein ‚Weitere Naturgefahren Spezial‘, welcher insbesondere auf die Folgen von Starkregenereignissen abziele, verzeichne man eine rege Nachfrage. Dies gilt offenbar auch für die ERGO. Deren zuständiger Abteilungsleiter Jens Birnbaum sagt zwar: „Die Quote zum Einschluss des Versicherungsschutzes für ‚Weitere Naturgefahren‘ ist in den letzten zwei bis drei Jahren stabil geblieben.“ Betrachte man im Vergleich den Zehn-Jahres-Zeitraum, sei eine deutliche Sensibilisierung feststellbar. Die Einschlussquoten seien bei seinem Unternehmen von rund 35 % auf 50 % (Wohngebäude) angestiegen. Dies liege neben der Häufung der Ereignisse an Kampagnen der Bundesländer und der breit angelegten Kommunikationsoffensive des GDV – unterstützt durch diverse Aktivitäten der Versicherungsunternehmen.

Schäden deutlich gestiegen

Im Gewerbebereich sieht dies nicht viel anders aus, wie sein Kollege Christopher Krahforst erklärt: „Die Schäden durch Elementarereignisse sind im gewerblichen Umfeld in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Gewerbetreibenden nehmen die Bedrohungslage wahr und in den Beratungsgesprächen wird immer über Starkregen oder Überschwemmung gesprochen.“ Die Durchdringungsquote von Elementarschadendeckungen sei im Markt und bei ERGO in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Sicherlich gebe es noch viele Unternehmen, die bislang eine Absicherung nicht erwägen würden: zum Beispiel Bürobetriebe oder Arztpraxen in oberen Etagen von Gebäuden, die durch Starkregen oder Überschwemmungen nicht direkt betroffen seien, aber einen Ausfallschaden erleiden könnten, wenn die Zugangswege zur Praxis nicht möglich seien. Immerhin – eine größere Sensibilisierung für das Thema ist bereits ein wichtiger Schritt. Dass sich dies direkt im Neugeschäft niederschlägt, beobachtet auch Bilic: „Gerade das Thema Starkregen, das nahezu jeden Betrieb – auch fern von Gewässern – treffen kann, wird mittlerweile viel stärker von unseren Kunden wahrgenommen als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war.“ Dies spüre man auch bei den Firmenkunden im sukzessiv steigenden Anteil an Elementarschadenversicherungen. (hdm)