Japan-Optimismus treibt positiven Aktienausblick an
27.12.2017
Maya Bhandari, Portfoliomanagerin Multi-Assest Columbia Threadneedle Investments / Foto: © Columbia Threadneedle Investments
Wir haben unseren Ausblick für den japanischen Aktienmarkt von positiv (favour) auf sehr positiv (strongly favour) angehoben und damit unsere erste derartige Hochstufung eines Aktienmarktes vollzogen. Unsere Asset-Allocation-Strategien sind seit Sommer 2013 in japanischen Aktien übergewichtet/investiert. In diesem Zeitraum hat dieser Markt nicht nur eine insgesamt gute Performance verzeichnet – durch das starke Ertragswachstum hat sich auch die relative Bewertung verbessert.
Fünf Faktoren haben uns dazu veranlasst, unser Engagement in diesem Markt weiter auszubauen: die höhere Profitabilität der Unternehmen, Hinweise auf erfolgreiche Unternehmensreformen, die höhere Wertsteigerungen für die Aktionäre ermöglichen, solide Wachstumsaussichten, rückläufige politische Risiken nach Abes Sieg in den vorgezogenen Wahlen und die Tatsache, dass die japanischen Unternehmen sehr stark vom synchronisierten globalen Wachstumsaufschwung profitieren.
Trotz einer herausragenden Gesamtrendite von 20% seit Jahresanfang (die über dem globalen Aktienmarktdurchschnitt auf US-Dollar-Basis liegt) notieren japanische Aktien immer noch mit einem Abschlag gegenüber den globalen Aktienmarktindizes. Nach seinem Wahlsieg kann Premier Abe sein Abenomics-Programms jetzt fortsetzen und eine zweite Amtszeit des Gouverneurs der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, erscheint wahrscheinlich. Das sollte japanische Risikoanlagen in den kommenden Monaten stützen.
Vor dem Hintergrund des anhaltenden globalen Wachstums und der wieder anziehenden Inflation setzen wir stärker auf Aktien als auf Anleihen und Cash. Unsere Positionen konzentrieren sich auf die Segmente, die im aktuellen Umfeld am stärksten profitieren sollten – neben Japan sind das Aktien aus Kontinentaleuropa und asiatischen Schwellenländern, in denen die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Straffung gering ist und kein fiskalpolitischer Kurswechsel in Aussicht steht. Für diese Märkte sind wir mit Blick auf 2018 am optimistischsten.
In den USA scheint die Trump-Regierung kurz vor der Verabschiedung einer Steuerreform zu stehen. Offen bleibt, wie bedeutend diese sein wird. Seit einer Herabstufung von neutral auf negativ (dislike) im März dieses Jahres sind unsere Fonds in US-Aktien untergewichtet. Angesichts der positiven Dynamik, die es hier durchaus gibt, behalten wir diesen Markt jedoch genau im Auge.
US-Aktien sind gut aufgestellt, um von langfristigen Megatrends im Technologiesektor und anderen Bereichen zu profitieren. Beispiele sind der Trend zum Cloud-Computing, künstliche Intelligenz, vernetzte Autos und der 5G-Mobilfunkstandard. Diese Entwicklungen werden die bereits 350 Milliarden US-Dollar schwere globale Halbleiterindustrie in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um weitere 100 Milliarden US-Dollar wachsen lassen. In vielen Fällen profitieren davon monopolistische Akteure. Auf dem aktuellen Bewertungsniveau (gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis) ist der US-amerikanische Tech-Sektor sicherlich nicht mehr günstig, aber auch noch nicht extrem überbewertet. Auf Basis des Forward-KGV sind die Tech-Werte in den USA im historischen Vergleich immer noch günstig.
Was die Steuerpläne der Trump-Regierung angeht, rechnen wir mit etwas höheren Steuersenkungen als der Marktkonsens. Am Aktienmarkt könnten die größten Gewinner einer Senkung der Unternehmenssteuern die sehr stark binnenwirtschaftlich orientierten Unternehmen sein, die bereits direkt nach Trumps Wahlsieg die höchsten Kursgewinne verzeichnet hatten. Unsere Analysen widersprechen unserer eigenen Intuition und dem Marktkonsens jedoch etwas: Sie signalisieren ein lediglich begrenztes Kurspotenzial durch erfolgreiche Steuersenkungen. Innerhalb unserer US-Portfolios sind wir insbesondere in Technologie- und Gesundheitswerten (vor allem Biotech-Aktien) sowie großen Finanztiteln übergewichtet, die allesamt von Deregulierungsmaßnahmen profitieren würden. Untergewichtet sind wir dagegen in anleihenähnlichen ‚Bond Proxies‘ wie Basiskonsumgüterwerten, Versorgeraktien und REITs. Unsere am stärksten untergewichtete Position im Einzelhandel ist auf das negative Wachstum und den scharfen Wettbewerb in dieser Branche zurückzuführen. Ohne Berücksichtigung der positiven Wirkung einer möglichen Steuerreform rechnen wir für 2017 und 2018 aktuell mit einem Gewinnwachstum von 10%. Dieses könnte jedoch niedriger ausfallen, falls die Energiepreise erneut einbrechen sollten, die Bankenregulierung verschärft wird, der US-Dollar stark aufwertet oder die Fed eine geldpolitische Fehlentscheidung trifft.
Der Ausblick für Zinsprodukte erscheint weniger positiv, da wir uns dem Ende des aktuellen Kreditzyklus nähern. Hinter uns liegt eine ungewöhnlich lange Aufwärtsphase, in der die Aktienmärkte seit 2012 in jedem Jahr einen höheren positiven Ertrag generiert haben als die Kreditmärkte (was typisch für eine Aufschwungphase ist). Einige Beobachter zeigen sich besorgt über die zuletzt wieder höhere Unternehmensverschuldung. Unseren Analysen zufolge ist diese jedoch das Ergebnis bewusster Unternehmensentscheidungen. Dass die Fremdfinanzierungsquoten trotz der hohen Unternehmensgewinne weiter so hoch sind, liegt schlicht und einfach daran, dass es für die Unternehmen derzeit sinnvoller ist, Aktien zurückzukaufen als Schulden zurückzuzahlen. Wichtige Bonitätskennzahlen wie die Zinsdeckung sind bemerkenswert solide.
Unsere Asset Allocation Group hat eine neutrale Allocation in Investment-Grade (IG)-Unternehmensanleihen, obwohl unser Global Fixed Income Team IG-Anleihen vor kurzem auf negativ herabgestuft hat. Wir werden an unserer neutralen Allocation in IG-Unternehmensanleihen festhalten, solange es nicht zu schnelleren Zinserhöhungen oder einer Verschlechterung des globalen Wachstumsumfelds kommt. Das Potenzial für weitere Wertzuwächse mag aktuell eher begrenzt sein - Hinweise auf einen bevorstehenden Ausverkauf gibt es aber auch noch nicht.
Kolumne von Maya Bhandari, Portfoliomanagerin Multi-Assest Columbia Threadneedle Investments und Toby Nangel, Global Co-Head of Asset Allocation, Head of Multi-Asset EMEA Columbia Threadneedle investments