„Gold ist weiter im Bullenmarktzyklus“
19.03.2025

Achim Reppert - Foto: Copyright LAIQON
In den vergangenen Jahren hat der Goldpreis eine beeindruckende Entwicklung hingelegt und neue Rekordhöhen erreicht. Viele Anleger fragen sich nun, ob dieser Aufwärtstrend weiter anhält oder ob es Zeit für eine Neuausrichtung ihrer Anlagestrategie ist. finanzwelt sprach mit Achim Reppert, Vermögensverwalter bei der LAIQON-Tochter BV Bayerische Vermögen GmbH.
finanzwelt: Herr Reppert, der Goldpreis hat eine beeindruckende Rallye hingelegt. Wie bewerten Sie die Situation?
Achim Reppert: Tatsächlich hat sich der Goldpreis in den vergangenen Jahren außergewöhnlich stark entwickelt. Seit Anfang 2021 hat er rund 70 Prozent zugelegt. Allein 2024 hat Gold in Euro mit einem Anstieg von 36 Prozent geglänzt. Diese günstige Entwicklung wurde durch verschiedene Faktoren getrieben: Sinkende Zinsen, geopolitische Unsicherheiten und massive Käufe durch Zentralbanken, waren hier die wichtigsten Treiber.
finanzwelt: Sie haben sinkende Zinsen und Zentralbankkäufe genannt: Das hört sich an, als hätten die Notenbanken erheblich zu der Goldpreisrally beigetragen?
Reppert: Sicherlich, aber nicht nur. In erster Linie orientiert sich die Notierung für Gold an der Angebots- und Nachfragesituation. Neben den Goldfördermengen beeinflusst auch das Anlegerverhalten die Wertentwicklung. In einem Niedrigzinsumfeld wird Gold als zinslose Anlageform attraktiver, da die Opportunitätskosten geringer sind. Insofern haben die Zinssenkungen etwa der EZB oder der Fed sicherlich zu einer höheren Nachfrage beigetragen.
finanzwelt: Darüber hinaus haben die Zentralbanken mit eigenen Zukäufen aber auch selbst für eine höhere Nachfrage gesorgt …
Ja, einige Zentralbanken, insbesondere in Schwellenländer, haben ihre Goldreserven in den vergangenen Jahren erheblich aufgestockt. Im Jahr 2024 waren besonders Polen, Indien und China nennenswerte Goldkäufer. Übrigens ist auch die Nachfrage in der Industrie gestiegen: Gold ist eben nicht nur eine Wertanlage, sondern kommt als Rohstoff auch in der Elektronik- und Medizintechnik zum Einsatz.
finanzwelt: Als weitere Treiber haben Sie auch die geopolitischen Unsicherheiten genannt.
Krisen und politische Spannungen – wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg – treiben Investoren in sichere Häfen wie Gold. Ähnlich verhält es sich mit der hohen Inflation. In Zeiten hoher Preissteigerungen wie in den Jahren 2022 und 2023 suchen Anleger nach Vermögenswerten mit Werterhalt. Gold steigt tendenziell, wenn Währungen ihre Kaufkraft verlieren.
finanzwelt: Analysten prognostizieren, dass der Goldpreis bis Ende 2025 auf 3.000 US-Dollar pro Unze steigen könnte. Teilen Sie diese Einschätzung?
Reppert: Das lässt sich natürlich schwer vorhersagen. Trotz langjähriger Erfahrung sind präzise Vorhersagen an den Kapitalmärkten nicht möglich. Wir schätzen daher mithilfe unserem umfangreichen Indikatoren-Setup regelmäßig die aktuelle Marktlage ein. Hier befindet sich Gold übergelagert in einem Bullenmarktzyklus. Rein aus technischer Sicht ist ein Anstieg bis in den Bereich von 3.100 bis 3.200 US-Dollar pro Unze durchaus möglich, solange der Aufwärtstrend nicht nachhaltig gestört wird.
finanzwelt: Was bedeutet das für Anleger? Sollten sie jetzt in Gold investieren?
Reppert: Auch wenn die „fetten Jahre“ vielleicht hinter uns liegen, bleibt Gold ein stabilisierendes Element im Portfolio. Es trägt zur Diversifikation bei und reduziert das Risiko, da das Edelmetall eine geringe Korrelation mit Aktien und Anleihen aufweist. Es fungiert sozusagen als eine Art Versicherung gegen wirtschaftliche und politische Unwägbarkeiten wie wir sie aktuell erleben. Darüber hinaus hängt jede Anlageentscheidung von der finanziellen und persönlichen Situation des Einzelnen und seinen Zielen ab.
finanzwelt: Auf was sollten Anleger achten, wenn sie in Gold investieren?
Reppert: Das fängt bei ganz praktischen Überlegungen wie Liquidität und Handbarkeit an: So sollten sich Anleger darüber informieren, wie sie ihr Gold bei Bedarf schnell und zu fairen Preisen handeln können. Ein anderes Thema sind Nebenkosten. Da es sich bei Gold um ein reales Gut handelt, müssen bei Anlageentscheidungen neben Kauf- und Verkaufskosten auch Lager- und Versicherungskosten berücksichtigt werden. Und auch steuerliche Aspekte spielen eine Rolle: So lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen mit physischen Goldinvestments steuerfreie Kursgewinne erzielen. Für einzelne Finanzprodukte auf Edelmetalle gilt dies ebenso. Bei Überlegungen über Investments lohnt sich jedoch auch ein Blick auf aktuelle Trends.
finanzwelt: Was wären Beispiele dafür?
Reppert: ESG spielt etwa eine wichtige Rolle, weil immer mehr Investoren Wert auf nachhaltige Fördermethoden. Oder auch Technologische Entwicklungen: So könnten Fortschritte im Tech-Sektor die industrielle Nachfrage von Gold oder auch anderer Edelmetalle wie Silber weiter nach oben treiben.
finanzwelt: Welche Rolle sollte Gold in einem privaten Portfolio spielen?
Reppert: Gold bleibt in meinen Augen eine wertvolle Ergänzung für ein breit diversifiziertes Portfolio. In Anbetracht der turbulenten Wirtschaftslage und einer weltweit steigenden Staatsverschuldung rückt Gold immer mehr in den Fokus der Anleger. Dennoch müssen die Einflussfaktoren genau beobachtet und Anlagestrategien regelmäßig überprüft werden. Mein Rat ist, sich nicht allein auf Gold zu verlassen, sondern eine ausgewogene Anlagestrategie zu verfolgen. (ah)

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