Sonne, Wind und Unsicherheiten
20.03.2025

ESG-Experte Thomas Hartauer, CAV Partners AG. Foto: © CAV Partners AG
Die Energiewende bleibt eine der größten Herausforderungen und zugleich bedeutende Investitionschance. Zum ersten Mal machten Erneuerbare Energien in 2024 einen Gesamtanteil von 60 Prozent der deutschen Stromerzeugung aus. Doch das laufende Jahr bringt neue politische Unsicherheiten und regulatorische Herausforderungen mit sich. Aktuell diskutieren Union und SPD in Sondierungsgesprächen über mögliche Maßnahmen zur Strompreissenkung – ein Schritt, der direkte Auswirkungen auf die Investitionslandschaft haben könnte. Zunehmende Netzüberlastungen, häufige negative Strompreise im Sommer, eine Verschärfung des Erneuerbare-Energien-Gesetz und unklare politische Rahmenbedingungen beschäftigen zudem den Markt. Für Investoren bedeutet dies: Wer seine Rendite sichern möchte, muss genau hinschauen. ESG-Experte Thomas Hartauer von der CAV Partners AG erklärt, wo für Anleger die größten Stolperfallen lauern.
Investitionen in Erneuerbare Energien sehen sich 2025 mit neuen Unsicherheiten konfrontiert. Politisch gesehen bringt die Phase der Koalitionsbildung wenig Bewegung in die Energiepolitik. Allerdings könnte ein mögliches Infrastrukturprogramm, die Senkung der Stromsteuer sowie der Ausbau von Speicherlösungen neue Impulse setzen. „Das größte Risiko für Investoren ist die Politik“, sagt Thomas Hartauer, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der CAV Partners AG. Der Asset Manager aus Regensburg gilt als Vorreiter für nachhaltige Energieprojekte, insbesondere Wind- und Solaranlagen in Deutschland. Regulatorisch bleibe laut Hartauer das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) das zentrale Steuerungsinstrument. Regelungen zur Vergütung von negativen Strompreisen haben insbesondere Photovoltaik-Investitionen komplizierter gemacht. „Betreiber müssen sich seit dem vergangenen Sommer und dem Boom von Photovoltaikanlagen auf häufigere Netzabschaltungen einstellen. Zudem können die Preise an der Strombörse in Leipzig vor allem an sonnigen Tagen über viele Stunden negativ sein“, so Hartauer. Netzabschaltungen als auch negative Strompreise resultieren aus dem Überangebot an Energie zu bestimmten Zeitpunkten, was zu einer notwendigen Reduzierung der Einspeisung führt. Laut Hartauer fehlt es in Deutschland aktuell an ausreichenden Speicherlösungen sowie Kapazitäten und einer entsprechenden Netzinfrastruktur, um diese Herausforderung schnell zu lösen: „Das EEG besagt, dass aktuell bereits bei drei aufeinanderfolgenden Stunden negativer Strompreise keine Vergütung des produzierten Stroms mehr erfolgt.“ Das sei für Investoren problematisch und erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl in der Portfoliogestaltung. „Um Risiken zu verringern, haben wir aus verschiedenen Strompreisprognosen unsere individuelle, deutlich konservative Entwicklung abgeleitet. Wir kalkulieren für die nächsten Jahre mit sechs bis sieben Cent pro Kilowattstunde“, so der CAV-Experte.
Negative Strompreise werden zum Problem für Investoren
Während in den vergangenen Jahren die Stunden mit negativen Strompreisen anzahlmäßig sehr überschaubar waren, hat sich die Situation im letzten Jahr deutlich verändert. „Für Photovoltaikanlagen bedeutet das teilweise Umsatzverluste von fünf bis zehn Prozent für das gesamte Jahr, wobei besonders neuere Anlagen von den herabgesetzten Stundenregelungen im EEG betroffen sind“, so Hartauer. Investoren rate er daher dringend auf dieses Detail zu achten. Kapitalgebern droht damit ein Szenario ohne Ausschüttungen und im schlimmeren Fall Nachinvestitionsbedarf. Neue EEG-Regelungen verschärfen diese Situation, da ab 2027 die Regelung zu negativen Strompreisen bereits ab einer Stunde gelten sollen „Investoren müssen dieses neue Risiko in ihren Prognosen berücksichtigen und richtig diversifizieren, etwa auf einen Mix aus etablierten und neuen Anlagen setzen“, so Hartauer. Zudem könne eine Absicherung zum Beispiel durch Stromabnahmeverträge (PPA) sinnvoll sein.
Bestandsanlagen oft die bessere Wahl für Investoren
Eine ganzheitliche, also vertikal wie auch horizontal diversifizierte Portfoliostrategie, so der Experte, bietet Investoren immer noch den besten Schutz vor Marktveränderungen. „Von Beginn an wurden die Portfolios der CAV-Beteiligungen aus vielen verschiedenen Einzelanlagen zusammengestellt, die sich in Alter, Standort und der Erzeugungsart, also Wind oder Solar, unterscheiden. Durch die Streuung über verschiedene Technologien, Regionen und Länder sowie Altersstufen der Anlagen lassen sich politische Unsicherheiten oder wetterbedingte Ertragsschwankungen am effektivsten abfedern“, weiß Hartauer. Der gezielte Erwerb von Bestandsanlagen, die zehn Jahre oder älter sind, biete dabei zusätzliche Sicherheit: „Diese Anlagen haben ihre Ertragsfähigkeit bereits unter Beweis gestellt, potentielle technische Schwachstellen sind bekannt und Planungen für eine mögliche Verlängerung der Betriebsdauer, das Repowering, lassen sich präziser kalkulieren.“
Aktives Management entscheidend
Das klassische Buy-and-Hold-Modell, bei dem ein Solarpark einfach 20 Jahre betrieben wird, greift heute laut Hartauer zu kurz. Vielmehr erfordern die mittlerweile sehr vielen älteren Anlagen, ein aktives Management. Die Betreiber müssen die Weiternutzung, den rechtzeitigen Austausch von Komponenten und eben gezielte Repowering-Maßnahmen optimal planen und umsetzen. Auch die Einführung neuer Speicher- oder Batterielösungen spielen eine zentrale Rolle, um Erträge auch bei negativen Strompreisen zu sichern. „Aus unserer Sicht ist aktives Management entscheidend, um das Potenzial bestehender Anlagen wirklich auszuschöpfen und zukünftige Wertsteigerungen systematisch zu realisieren“, so Hartauer. Die logische Konsequenz war für ihn daher für seine Mandanten alles aus einer Hand anzubieten, von der Projektentwicklung einzelner Anlagen, deren Betrieb bis hin zum Asset Management. „Je tiefer das Wissen und die Handlungsfähigkeit des Asset Managers ist, desto besser für die Investoren“, sagt Hartauer abschließend.
Markommentar von ESG-Experte Thomas Hartauer, CAV Partners AG.

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