Italien und Österreich haben klar entschieden

05.12.2016

Michael Beck © Ellwanger & Geiger

Und die wahrscheinlich zunächst unbegrenzt, da Draghi mit Sicherheit die Welt davon überzeugen möchte, dass die EZB Italien und die Eurozone unverbrüchlich stützen wird. Der Euro wird damit auf absehbare Zeit das tun, was Draghi möchte, nämlich zur Schwäche neigen und die europäische Wirtschaft damit stützen. Inwieweit der Euro die 1:1-Parität zum US-Dollar erreicht oder sogar unterschreitet, hängt von der Zinsentwicklung in den USA ab. Der Wachstumsschub, den sich viele Analysten von der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten versprechen, könnte sich schnell als Strohfeuer entpuppen, sodass die US-Notenbank Fed keine stärkeren Zinsmaßnahmen umsetzen muss. Eine Seitwärtstendenz des Euro wäre damit zu erwarten. Erst ein absehbarer stärker als erwarteter Zinsanhebungszyklus würde den US-Dollar weiter stärken.

Die Finanzmärkte schauen seit geraumer Zeit weniger auf fundamentale Konjunkturdaten als auf politische Ereignisse. Diese haben seit jeher eigentlich nur kurzzeitige Auswirkungen auf Kursverläufe an den Börsen. Leider reihen sich diese politischen Ereignisse wie Perlen auf einer Schnur aneinander und lösen sich in ihren Einflussnahmen ab. Zudem sind die letzten Abstimmungen und Wahlen (Brexit, US-Präsidentschaftswahl, Italien-Referendum) nicht im Sinne der meisten Marktteilnehmer ausgefallen. Es bestehen jedoch Chancen, dass die Finanzmärkte dennoch weiterhin gelassen reagieren werden. Das Jahr 2017 jedenfalls wird weiter mit politisch wichtigen Weichenstellungen aufwarten. Im März wählen die Niederlande, Ende April bzw. Anfang Mai Frankreich und im September kommt die spannende Wahl in Deutschland auf die Finanzmärkte zu. Irgendwo dazwischen dürfte eine Neuwahl in Italien stattfinden. Die Entzauberung einiger siegreicher Populisten, wie z.B. der Brexit-Befürworter, die sich am Morgen nach der gewonnen Abstimmung aus der Verantwortung stahlen, könnte viele Wähler in Europa dazu bewegen, wie in Österreich gesehen, doch gemäßigt abzustimmen und nicht den leeren Versprechungen von Populisten zu folgen.

2017 wird also ein spannendes Anlagejahr, aber das ist seit 2008 jedes Jahr der Fall. Es gibt aber Grund, doch mit einem guten Stück Grundoptimismus in das neue Jahr zu gehen, da das konjunkturelle Umfeld weltweit relativ stabil ist und zumindest im ersten halben Jahr 2017 auch bleiben dürfte. Zurzeit halten wir innerhalb unserer Aktienstrategie eine Cash-Quote von ca. 12% (Cash + Absicherungsposition für deutsche Aktien), um die Schwankungen der nächsten Zeit abfedern zu können. Eine sicherheitsorientierte, international ausgerichtete Risikostreuungspolitik ist darüber hinaus wie meist in von Unsicherheit geprägten Zeiten generell sehr anzuraten.

Kolumne von Michael Beck, Leiter Asset Management Ellwanger & Geiger