Innovation und Risiken: Die Versicherungsbranche 2025

20.01.2025

Foto: René Schoenauer, Director Product Marketing EMEA bei Guidewire Software. © Guidewire

Seitdem generative KI die Welt in ihrem Bann hat, arbeiten hinter den Kulissen bei Versicherern Entwickler und Experten fieberhaft an konkreten Tools und Workflows für Anwendungsszenarios. Viele dieser Technologien sind bereits einsatzfähig oder stehen kurz davor es zu sein. Von Klima- bis Cyber-Risiken, dem Fachkräftemangel und Betrugsaufklärung und -Prävention, immer konkreter werdende KI-Lösungen begleiten beinahe alle Trendthemen 2025. Ein Kommentar von René Schoenauer, Director Product Marketing EMEA bei Guidewire Software.

Underwriting und Schadenbearbeitung waren von Anfang an vielversprechend für KI-Lösungen. Für das Underwriting scheinen Gewerbeversicherungen als bestes erstes Anwendungsszenario für neue KI-Lösungen wahrscheinlich. Besonders bei Gewerbeversicherungen stehen Underwriter vor der Herausforderung große Mengen an Unterlagen zu sichten und die dazugehörigen Informationen verarbeiten zu müssen. Technologien auf Basis von Large-Language-Models (LLMs) wie ChatGPT können hier glänzen, da diese nicht nur die Unterlagen sichten, sondern dem Underwriter auch ihre Erkenntnisse als Briefing präsentieren können. Dadurch wird KI zu einem mächtigen Werkzeug für Underwriter in der Bewältigung der Informationsflut und nimmt eine den Menschen unterstützende Rolle ein.

Hoffnungsträger KI

Auch das Potential von Automatisierungsmaßnahmen in der Schadenbearbeitung wird bereits seit Beginn des Hypes rund um generative KI viel diskutiert. Jedoch liegt das weniger an den neuen Möglichkeiten, die LLMs darstellen, sondern eher daran, dass die Schadenbearbeitung sich einerseits durch Kleinteiligkeit und andererseits durch die Vergleichbarkeit einzelner Schadensfälle besonders zur Automatisierung einfacher Schadenfälle eignet.

Neu ist hier, dass Versicherer sich künftig wahrscheinlich auf Automatisierungsmaßnahmen, oder den Einsatz von KI allgemein, in der Schadenbearbeitung im Privatkundengeschäft konzentrieren werden. Dort ist der Hebel, den künstliche Intelligenz bewegen kann, ob LLM oder nicht, sehr groß. Hinzukommt, dass dieser Bereich auch von einer Simplifizierung der Prozesse profitieren würde. So wären sowohl Konzepte vielversprechend, die vollständig automatisieren als auch Konzepte, die die Mitarbeiter der Schadenbearbeitung unterstützen. Und beide Wege könnten auch eine Antwort auf ein ganz anderes Problem sein: Der Fachkräftemangel.

Der Fachkräftemangel trifft die Versicherungsindustrie von zwei Seiten gleichzeitig: Einerseits verlassen erfahrene Arbeitskräfte Unternehmen über den Renteneintritt, andererseits kommt weniger Nachwuchs hinzu – allein auf Grund der Altersverteilung in der Bevölkerung. Durch schrumpfende Teams wächst die Arbeitslast bei den verbleibenden Teammitgliedern, was Automatisierung als auch KI-Unterstützung umso attraktiver macht.

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