HDI Berufe-Studie 2022 – Arbeit schadet

27.09.2022

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Deutschlands Berufstätige streben deutlich veränderte Arbeitsmodelle an. Fast jeder zweite Vollzeit-Beschäftigte will zur Teilzeit-Arbeit wechseln, wenn er dazu die Möglichkeit vom Arbeitgeber bekommt (48 %). Am stärksten ist der Wunsch nach kürzerer Arbeitszeit bei den Beschäftigten unter 40 Jahren. Drei Viertel aller Beschäftigten plädieren zudem für die Einführung der 4-Tage-Woche in ihren Unternehmen (76 %). Besonders stark ist das in der Industrie der Fall (86 %). Hier wäre sogar jeder Vierte (24 %) auch bereit, dafür auf einen Teil des Lohns zu verzichten, insgesamt sind das aber nur 14 % aller Beschäftigten. Zugleich sehen 41 % aller Berufstätigen in Deutschland durch mobiles Arbeiten qualitativ verbesserte Ergebnisse, nur 29 % bestreiten das.

Ein Treiber dieser Entwicklungen scheint die massive Digitalisierung der Arbeitswelt seit 2019 zu sein, die durch die Corona-Pandemie deutlich beschleunigt wurde. So loben heute 60 % aller Beschäftigten, das sind fast ein Drittel mehr als vor der Corona-Zeit, die Digitalisierung im Beruf als hilfreich. Zugleich geht die Sorge vor Jobverlusten durch die Digitalisierung in Deutschland weiter zurück. Allerdings nimmt auch die Bindung zum Job und Unternehmen gerade bei jungen Beschäftigten signifikant ab – zugunsten einer angestrebten verbesserten Work-Life-Balance. War etwa 2020 für 69 % der Berufstätigen unter 25 Jahren „ein Leben ohne Beruf nicht vorstellbar“, sind es jetzt 58 %.

Dr. Christopher Lohmann, Vorsitzender des Vorstands von HDI Deutschland: „Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf. Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten. Ihre Vorstellungen weichen dabei deutlich von den tradierten Arbeitsmodellen ab. Die Corona-Erfahrungen haben diese Einstellungen offenbar stark befördert.“

Torsten Withake, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, kommentiert die Studienergebnisse so: „Wir leben in einer Zeit umfassenden Wandels am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft. Es verwundert nicht, dass die Anforderung von Unternehmen wie auch die Erwartungen der Beschäftigten an ihr Arbeits- und Alltagsleben sich rasant verändern. Digitalisierung und Automatisierung ermöglichen aber, dass zeigen auch die HDI-Zahlen, neue und bedarfsgerechte Angebote für Beschäftigte und Unternehmen. Als Begleiterin in der Transformation kann die Bundesagentur für Arbeit dabei beraten und unterstützen, die für diesen Wandel individuell richtigen Qualifizierungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu finden – und auch fördern.“

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