„Gold ist für uns eine wichtige Komponente bei der Asset-Allokation“
26.06.2020
Dr. Dirk Rüttgers / © Do Investment AG
Wie herausfordernd war es, in turbulenten Zeiten ein gemischtes Portfolio erfolgreich zu managen? Das wollte finanzwelt von Dr. Dirk Rüttgers, Vorstandschef der Do Investment AG, wissen. Er betont derweil die Bedeutung von Edelmetallen in schwierigen Kapitalmarktphasen.
finanzwelt: Der Abverkauf an den Märkten im März war eine Zäsur. Wie herausfordernd war es, in diesen Zeiten ein gemischtes Portfolio zu managen?
Dr. Dirk Rüttgers: Die Corona-Pandemie führte zu einem historisch starken Anstieg der Multi-Asset-Volatilität. Nahezu alle Anlageklassen wiesen während der akuten Phase eine negative Wertentwicklung auf. Das war natürlich auch für uns als Portfoliomanager eine sehr intensive Zeit, in der es galt, das Geschehen an den Märkten noch intensiver im Blick zu behalten und proaktiv zu agieren.
Obwohl wir bereits aufgrund der sich kontinuierlich abschwächenden Konjunkturdaten schon Ende 2019 Risiken reduziert hatten, haben wir im laufenden Jahr aktiv Veränderungen in der Portfolio-Allokation vorgenommen. Beispielsweise veräußerten wir teilweise Hochzins-, Unternehmens- und Schwellenländeranleihen. Damit konnten wir die Liquidierungsphase an den Rentenmärkten relativ unbeschadet überstehen. Im Folgenden haben wir den Anteil an Unternehmensanleihen mit sehr guter bis guter Bonität wieder erhöht. Aufgrund der hohen Volatilität und der langfristigen Veränderungen, die die Corona-Krise mit sich bringen wird, stellten wir uns auf der Aktienseite unter Diversifikationsgründen breiter auf und bauten Übergewichte ab. Während der Aktienmarktkorrektur Ende Februar bis Mitte März konnten wir durch unsere Aktieneinzeltitelselektion einen Mehrertrag gegenüber dem globalen Aktienindex MSCI World erzielen.
finanzwelt: Wie viele Assetklassen sind von Nöten, um sich vernünftig im Multi-Asset-Bereich aufzustellen?
Dr. Rüttgers: Mit unserer strategischen Asset-Allokation mit Aktien, Anleihen und Gold sehen wir uns gut positioniert. Für die taktische Allokation nutzen wir auch Derivate. In Phasen mit einer geringen Aktienmarkt-Volatilität kaufen wir günstige Put-Optionen, um die Portfolios vor starken und schnellen Marktkorrekturen zu schützen. Futures setzen wir ein, um das Risiko-Exposure in teuren und stark überkauften Marktphasen kurzfristig zu senken und nach einer Marktkorrektur wieder erhöhen zu können. Abschließend ist natürlich auch die Kasse-Position wichtig, um in Korrekturphasen aktiv Chancen ergreifen zu können.
finanzwelt: Haben Sie Ihre Aktienquote in den vergangenen drei Monaten deutlich verändert? Wie schaut es mit der Cash-Position für eventuelle Zukäufe aus?
Dr. Rüttgers: Wir haben bereits in 2019 in unseren Portfolios sukzessive Risiken und im Zuge dessen u.a. auch die Aktienquoten reduziert. Grund hierfür waren die sich kontinuierlich abschwächenden Konjunkturdaten, die nur durch die Zentralbankmaßnahmen überspielt wurden. Somit sind wir mit vergleichsweise niedrigen Aktienquoten in die Corona-Krise gestartet. Die Verwerfungen im Februar und März haben zu einem starken Anstieg der Volatilität geführt. Wir haben die Zeit genutzt, um unsere Risikogewichtung zu erhöhen und Engagements in den Sektoren Pharma, Gesundheitswesen und Technologie zu erhöhen. Goldminen bleiben weiterhin ein wichtiger Bestandteil für uns. Zusätzlich haben wir Titel aus dem Nahrungsmittel-, Konsum- und dem Industriesektor ergänzt.
Seit April haben sich die globalen Aktienindizes erholt und zum Teil sogar Allzeit-Höchststände ausgebildet – trotz anhaltender Krise und trüber Konjunkturaussichten. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Irrationalität an den Märkten noch einige Wochen anhält und dazu führt, dass neue Höchststände erreicht werden. Grundsätzlich gehen wir von einer weiteren Aktienmarktkorrektur im laufenden Jahr aus. Deshalb haben wir bereits Gewinne realisiert, Positionen umgeschichtet und erste Absicherungsmaßnahmen getroffen. Mit der zur Verfügung stehenden Liquidität gilt es Rücksetzer für Neuinvestitionen zu nutzen.
finanzwelt: Rohstoffe haben mitunter einen ordentlichen Beitrag zur guten Wertentwicklung einiger Fonds geliefert. Wie stehen Sie speziell zu Gold?
Dr. Rüttgers: Gold ist für uns eine wichtige Komponente bei der Asset-Allokation. Zum einen gilt das Edelmetall als sicherer Hafen in schwierigen Kapitalmarktphasen, zum anderen bietet es einen Inflationsschutz in einem von Zentralbankliquidität dominierten Kapitalmarkt. Wir haben unser Gold-Engagement in unseren vermögensverwaltenden Fonds zu Beginn des Corona-Crashs im Februar um etwa 30 Prozent erhöht. (ah)