MFS: Aktien sind nicht die neuen Anleihen

20.09.2016

James Swanson, MFS Chief Investment Strategist

2016 ist in zweierlei Hinsicht ein beachtenswertes Jahr: zum einen wegen seiner Dürreperioden zum anderen aufgrund des Hochwassers. Eine einheitliche Wetterlage gab es bislang nicht. Das traf - wenn man so will - auch auf den Finanzmarkt zu.

(fw/rm) Eine Assetklasse nach der nächsten stieg im Wert trotz weltweit stagnierendem Wirtschaftswachstum und schwächelnden Unternehmensgewinnen. Warum treiben Investoren den Markt nach oben? Die extrem akkommodierende Geldpolitik der Zentralbanken ist die plausibelste Erklärung. Da ein beträchtlicher Teil der weltweiten Renditen langfristiger Staatsanleihen im negativen Bereich liegt, fließen Kapitalströme, statt wie normalerweise in hochwertige festverzinsliche Wertpapiere, nun in Dividendenwerte. Diese Renditejagd treibt dividendenstarke Unternehmen wie etwa Immobilienaktien (REITs), Versorger- und Telekommunikationsaktien zu historisch hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Das ist der seit Jahren offensichtlichste Beweis dafür, dass Investoren Anleihen durch Aktien ersetzen.  Anleihen sind nicht austauschbar  Es gibt zwei wesentliche Gründe warum Aktien jedoch kein Ersatz für Anleihen sind. Dazu zählt erstens die relative Volatilität beider Asset-Klassen. Aktien sind im Vergleich zu Anleihen etwa dreimal so volatil. Investoren erwarten daher höhere Renditen im Gegenzug dafür, dass Sie größere Risiken eingehen. Zweitens sind Dividendenzahlungen an Aktionäre nicht obligatorisch. Unternehmen sind also rechtlich nicht dazu verpflichtet regelmäßig Dividenden auszuschütten. Nicht selten bleiben Dividendenzahlungen bei den ersten Anzeichen von Problemen eines Unternehmens aus.  Aktieninvestoren sollten besonders auf mögliche wirtschaftliche Wendepunkte Acht geben. Die Geschichte zeigt, dass die Märkte immer dann besonders euphorisch reagieren, wenn der kritischste Punkt im Konjunkturzyklus erreicht ist. Die aktuelle, wirtschaftliche Expansion in den USA dauert bereits acht Jahre an. Ein durchschnittlicher Wirtschaftszyklus liegt allerdings bei fünf Jahren. Der Aktienmarkt hat bislang seinen Höhepunkt immer sechs bis acht Monate vor dem Beginn einer Rezession erlebt, wenngleich die Vorhersagen von Rezessionen natürlich nicht ganz einfach sind. Wenn Rezessionen eintreten, fallen Unternehmensgewinne und auch Aktienmärkte im Schnitt um etwa 26 Prozent. Lässt man sich als Investor also auf eine spätzyklische Euphorie ein ­ kann das am Ende sehr teuer werden, insbesondere dann, wenn man aus den falschen Gründen in Aktien investiert hat.  Nur nicht zu spät dran sein  Statt im späten Wirtschaftszyklus auf Aktien zu setzen, sollten renditehungrige Investoren Unternehmensanleihen in Erwägung ziehen. Investmentgrade-Anleihen sind gemessen an historischen Standards aktuell zwar nicht gerade günstig, aber auch nicht übermäßig teuer. Investoren finden attraktive Anlagemöglichkeiten bei den Unternehmensanleihen, zumal die Renditen vergleichbar sind mit den zu erwartenden Dividenden bei einer Anlage in Aktien, jedoch weniger Volatilität mit sich bringen. Die Zentralbanken haben neue Mittel und Wege gefunden, die weltweiten Anleihenmärkte zu stützen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Inflation zu stimulieren. Meiner Meinung nach gehört es nicht zu einer fundierten Investment-Strategie zu antizipieren, wohin die Geldpolitik der Zentralbanken als nächstes führt. Um Kapital zu erhalten und gleichzeitig Wachstum zu generieren müssen die Fundamentaldaten immer im Blick behalten werden. Zudem gilt es,  bezüglich möglicher Gewinnmargen vorsichtig zu sein und Schnellschüsse zu vermeiden. Emotionalen Marktschwankungen sollte man nicht folgen, vor allem wenn schnelles Geld die Märkte anheizt, die Fundamentaldaten parallel dazu jedoch fallen.

 Von James Swanson, MFS Chief Investment Strategist 

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