„Forstwirtschaft ist kein Spekulationsobjekt"

18.11.2013

Michael Prinz zu Salm-Salm, geschäftsführender Gesellschafter Salm-Salm & Partner GmbH, Agrar- und Waldinvestitionen müssen in erster Linie langfristig angelegt sein.

„Bei der Suche nach Investments und Renditeoptionen schauen Investoren zunehmend auch abseits der eingetretenen Pfade. Dabei treffen sie auf viele als sicher und lukrativ dargestellte Agrar- und Waldinvestments. Doch was lohnt wirklich? Hier gilt es für Berater und Investoren, im wahrsten Sinne des Wortes die Spreu vom Weizen zu trennen, denn es gibt auch zahlreiche Risiken.

Einen erholsamen Schlaf haben Investoren in diesen unsicheren Zeiten sicher nicht. Die Eurokrise ist noch lange nicht ausgestanden. Sparbuch, Festgeld oder sicher geglaubte Staatsanleihen bieten nur magere Zinsen, die noch nicht einmal die Inflation ausgleichen können. Die Rallye am Aktienmarkt hat viele kalt gelassen. Entweder sind ihnen Aktien generell nicht geheuer (die Blase am Neuen Markt hat manche langfristig verschreckt) oder ist die zu schnelle Rallye an den Kapitalmärkten der Grund für ihre Zurückhaltung.

Wie verlockend erscheinen in diesem Zusammenhang Agrar- und Waldinvestments, die oft mit Versprechen von zweistelligen Renditen pro Jahr angepriesen werden? Das spricht manchen Investor an, schließlich handelt es sich um Sachwerte, die „im Ernstfall" Bestand haben. Beim Beispiel Holz liegen die Wachstumschancen buchstäblich auf der Hand: Die Weltbevölkerung wächst, besonders rasant in den sich entwickelnden Ländern. Die Folge ist ein deutlich und kontinuierlich steigender, globaler Holzverbrauch in der Möbel- und Bauindustrie. Gleichzeitig wächst der Energiebedarf unaufhaltsam. Eine viermal größere Weltwirtschaft wird nach Einschätzung der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) trotz Energiesparmaßnahmen rund 80 Prozent mehr Energie verbrauchen als heute. Während also die Nachfrage nach Holz steigt, wird Wald knapper. Weltweit werden laut des deutschen Landwirtschaftsministeriums jährlich 13 Millionen Hektar Wald zerstört – vor allem in tropischen Regionen. Daraus könnte man auf eine zukunftsträchtige Anlageidee schließen. Aber so chancenreich Holz ist, so stecken die Risiken doch im Detail. Oftmals sind Bäume durch Schädlinge und saure Böden geschädigt, ebenso stellen Naturkatastrophen oder Klimaveränderungen Risiken dar. Oder aber menschliches Fehlverhalten führt durch fehlende Optimierung oder sogar Misswirtschaft zu Einbußen. All diese Aspekte sollten Investoren unbedingt berücksichtigen, bevor sie vorbehaltlos schönen Marketingbroschüren Glauben schenken.

Um in den Geschäftsfeldern Landwirtschaft und Forst langfristig erfolgreich zu sein, bedarf es vor allem der Branchenkompetenz, eines umfangreichen Netzwerks und am besten einer generationenübergreifenden Erfahrung bei der professionellen Bewirtschaftung. Dazu muss der Aspekt der Rechtssicherheit des Investitionslandes bedacht sein. Die Bewirtschaftung sollte dem Prinzip des naturgemäßen Waldbaus folgen, also Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen. Ideal ist es, dem Dauerwaldgedanken zu folgen, der die Gesetzmäßigkeit von der permanenten Wechselwirkung zwischen Baumbestand, Bodenvegetation und Boden über einen kontinuierlichen Stoffkreislauf in den Mittelpunkt der waldwirtschaftlichen Strategie stellt. Das garantiert, im Gegensatz zur Plantagenwirtschaft, eine gesunde Vielfalt der Arten – also Biodiversität. Zum Wohl der Gesundheit des Waldes und dem Wachstum der Bäume; und damit der Qualität und der Diversifikation des Produktes Holz.

Agrar- und Waldinvestitionen müssen in erster Linie langfristig angelegt sein. Sie eignen sich nicht für gierige Leute, die morgen schon wieder weiterziehen. Ziel einer Investition in Land und Forstwirtschaft ist die langfristige, generationsübergreifende Sicherung und Mehrung des Vermögens."

(Michael Prinz zu Salm-Salm)

Meinung - Printausgabe 06/2013