Forschungsproduktivität und Patentlaufzeiten sind Treiber der Arzneimittelindustrie
10.03.2014
Harald Schwarz
Das Wachstum der Arzneimittelindustrie ist nicht von Konjunkturzyklen abhängig. Entscheidend sind vielmehr Fortschritte der Forschungsproduktivität sowie die Patentlaufzeiten. Exemplarisch wurde dies am Pharma-Sektor, der seit Anfang des Jahrtausends bis zum Jahr 2010 ca. 20 % seiner aggregierten Marktkapitalisierung verlor.
Wertvernichtung durch Patentabläufe
Der aggressive Ersatz von patentfreien Original-Präparaten durch preiswerte Generika – vorangetrieben durch US-Krankenversicherer - mit einer entsprechend schnellen Erosion der Umsätze des Originalpräparates schreckte Industriebeobachter erstmalig am Beispiel von Eli Lillys Blockbuster-Produkt Prozac auf, das in wenigen Wochen 80 % seines Umsatzes in den USA einbüßte. In den folgenden Jahren bis Ende 2012 verloren Produkte mit Jahresumsätzen von insgesamt fast 200 Mrd. USD ihre Patente. Dies traf die zuvor erfolgsverwöhnte Pharmaindustrie unvorbereitet, denn den laufenden Patentverlusten standen nur leere Pipelines gegenüber.
Biotech-Industrie als Retter
Die finanzstarke Pharma-Industrie musste ihre Pipelinelücken durch Einlizensierungen und Zukäufe auffüllen. Innovationen und zukünftiges Wachstum gab es nur in der Biotech-Industrie. Seit 2002 übernahm sie daher Biotech-Unternehmen mit einer gesamten Marktkapitalisierung von über 150 Mrd. USD. Seit dem Patentklippenjahr 2012 zeigten sich erste Früchte dieser Strategie. Insbesondere die Aussicht auf eine Reihe neuer Produkte wie den immuntherapeutischen Krebsmedikamenten führte wieder zu einer Erholung der Bewertungen, so dass der aggregierte Wert der Industrie auf 1.700 Mrd. USD stieg, bescheidene 13 % über dem Wert von 2001.
Die Biotech-Industrie hingegen blieb beständig auf ihrem innovativen Wachstumspfad. Trotz der Übernahme einer Vielzahl ihrer führenden Unternehmen durch die Pharma-Industrie erreichte sie zum Jahresende 2013 eine aggregierte Marktkapitalisierung von ca. 700 Mrd. USD und konnte damit ihren Wert gegenüber 2001 mehr als verdoppeln. Angesichts des Beginns eines neuen Innovationszyklus und der Zulassung von ca. 100 neuen Produkten seit 2011 durch die US-Arzneimittelbehörde FDA sind die Aussichten mit jährlichen Wachstumsraten von über 20 % bis 2017 exzellent. Umsatz- und Wertverluste durch Generika bzw. Biosimilars spielen noch keine Rolle, sind jedoch noch vor 2020 zu erwarten.
Investieren in den beständigen Innovationsnachschub
Die Pharma-Industrie und bald auch die großen Unternehmen der Biotech-Industrie brauchen einen beständigen Zufluss innovativer Medikamente, denn nicht nur Patentabläufe sondern auch durch den Innovationswettbewerb veraltete Medikamente bedrohen Umsatz und Bewertungen. Die langfristige Anlagestrategie des Medical BioHealth-Trends wird diesem dringenden Bedarf nach Innovation gerecht. Dieser Fonds investiert schwerpunktmäßig in junge Arzneimittelunternehmen, deren Produktinnovationen letztlich die Basis für Wachstum und Wertsteigerung der Industrie bilden.
(Autor: Harald Schwarz, Geschäftsführer bei Medical Strategy Healthcare Investment Advisors)