Fokus liegt auf Hidden Champions

15.12.2020

Markus Herrmann - Foto: © LOYS AG

finanzwelt: Sie sprechen von Digitalisierungsgewinnern, die zur Einzeltitelauswahl von 30 Titeln gehören. Können Sie uns ein Beispiel nennen? Herrmann: Wir beobachten hier mehrere Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Als Beispiel könnte man GFT Technologies anführen, wenn es um Digitalisierung geht. Das Unternehmen verfolgen wir schon länger. Es gehört zu den führenden IT-Entwicklungs- und Beratungshäusern in Deutschland mit einem Schwerpunkt im Finanzdienstleistungssektor. In den letzten Jahren hat der Titel stark darunter gelitten, dass der mit Abstand größte Kunde des Unternehmens – eine deutsche Großbank – ihr externes IT-Budget aufgrund von Sparzwängen massiv zurückgefahren hat. Bei einem Umsatzanteil von 50%, den GFT mit diesem Top-Kunden generiert hatte, hinterließ eine solche Entwicklung logischerweise ihre Spuren. Mit allen anderen Kunden konnte man aber in den letzten Jahren stark wachsen und da dieses große Institut mittlerweile nur noch einen Umsatzanteil von 10% bei GFT hat, könnte man erwarten, dass die vorangegangen Probleme bald überwunden sind.

finanzwelt: Wie wichtig ist Ihnen die Nachhaltigkeitskomponente im Investmentprozess? Herrmann: Aufgrund unserer langfristigen Ausrichtung ist das Thema Nachhaltigkeit im Investmentprozess seit jeher wichtig, schon bevor es die aktuelle mediale Aufmerksamkeit erhielt. Das Haus LOYS hat bereits vor einiger Zeit die UNPRI (UN Principles of Responsible Investment) unterschrieben und bindet die BVI-Standards in den Researchprozess ein. Wir nutzen zudem externe, globale Dienstleister als Informationsquelle, um zu bestimmen, wo ein Unternehmen in puncto ESG steht. Insbesondere die Governance-Komponente hat bei uns einen hohen Stellenwert, wenn es um die Beurteilung der Managementqualität geht. Aber wir berücksichtigen auch Ausschlusskriterien, von denen Tabak- oder Rüstungskonzerne betroffen sind. Insbesondere bei Unternehmen mit hohen CO2-Emissionswerten prüfen wir, wie und wieviel sie investieren, um diese zu reduzieren. Insofern werben wir zwar nicht damit, dass ESG-Kriterien eine zentrale Rolle für unsere Aktienauswahl spielen, aber sie haben bei uns einen hohen Stellenwert.

finanzwelt: Jüngst war viel über eine mögliche Rotation von Growth zu Value-Titeln zu lesen. Wie ist Ihre Einschätzung hierzu? Herrmann: Sie sprechen die explosiven Kursgewinne vieler zyklischer, niedrig bewerteter Aktien nach der Bekanntgabe erfolgreicher Impfstofftests an. Die zum Teil sehr euphorische Reaktion war auch Ausdruck einer zuvor extrem einseitigen Positionierung im Markt zugunsten der vermeintlichen Krisengewinner aus dem Technologiesektor. Von der Aufholjagd profitieren aber aus meiner Sicht nicht alle Value-Titel, die ja oft mit zyklischen Unternehmen gleichgesetzt werden. Ohnehin ist das eine sehr vereinfachte Betrachtung, besonders wenn man die Unterscheidung nur nach dem niedrigsten Kurs-Buchwert- oder Kurs-Gewinn-Verhältnis trifft. Da wurde zuletzt viel zu wenig differenziert. Einige dieser sogenannten Value-Werte haben strukturelle Probleme und sind überhaupt nicht werthaltig. Im Gegensatz dazu suchen wir aktiv nach niedrig bewerteten Unternehmen, die gut gemanaged sind. Mit etwas konjunkturellem Rückenwind sehe ich für solche Titel großes Potential und eine Fortsetzung der Rotation zu ihren gunsten.

finanzwelt: Vor einem Jahr sind Sie mit dem LOYS Premium Dividende auf den Markt gekommen. Wie fällt Ihr Fazit nach 12 Monaten aus? Herrmann: Genau zum Start des Fonds begann für viele Dividendentitel eine schwere Zeit. Das betraf auch Unternehmen, die normalerweise recht krisenfest sind und sogar die Finanzkrise 2009 gut gemeistert hatten. Sie wurden zu Beginn des Jahres 2020 infolge der Pandemie von Situationen überrascht, die in einer normalen Marktwirtschaft unvorhersehbar sind. Staatliche Eingriffe haben darüber bestimmt, wer sein Geschäft weiter betreibt und wer nicht. Im Fondsmanagement haben wir zügig reagiert und auch einige Positionen ausgetauscht. Das hat sich im Jahresverlauf bezahlt gemacht. Gegenüber anderen Dividendenfonds konnten wir uns jüngst sogar nach oben absetzen. Wenn im nächsten Jahr die Gewinne zurückkehren, lassen sich auch wieder Vorkrisen-Niveaus bei den Dividenden erreichen. In der letzten Dividendensaison mussten viele Unternehmen über ihre Ausschüttung zu einem Zeitpunkt entscheiden, als die Nacht am Schwärzesten war. Aber mit der laufenden Erholung, die übrigens genauso wenig vorhersehbar wie der vorangegangene Einbruch war, verfügen viele Titel wieder über genug Mittel. Dafür sind wir mit dem Portfolio im LOYS Premium Dividende gut aufgestellt. (ah)