Finance for Future

30.04.2021

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Das Thema Nachhaltigkeit geistert schon lange durch die Finanzindustrie. Ökologie und Nachhaltigkeit ist in der Finanzindustrie schon lange präsent. Versteckt sich allerdings oft hinter kryptischen Bezeichnungen. Finance for Future wäre hier sicherlich der bessere Slogan.

Denn Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg schließen sich nicht aus – ganz im Gegenteil. Wie zahlreiche Studien der vergangenen Jahre zeigen, lassen sich mit nachhaltigen Investments sogar überdurchschnittliche Gewinne erzielen. Denn nachhaltige Unternehmen agieren häufiger in zukunftsträchtigen Branchen und leiden weniger unter Reputationsrisiken, die bei umweltschädlichen, unsozialen sowie schlecht geführten Unternehmen auftreten können. Dabei setzen vor allem jüngere Anleger vermehrt auf nachhaltige Geldanlagen. Die Nachfrage nach solchen Anlageformen ist in den letzten Monaten stark gestiegen. Kräftig unterstützt wird diese Entwicklung von der Politik.

ESG-Kriterien

Bereits im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen auf einem spezifischen Nachhaltigkeitsgipfel eine Agenda mit 17 Nachhaltigkeitszielen verabschiedet, welche bis 2030 zunehmend umgesetzt werden sollen. Die Europäische Kommission hat am 8. März 2018 einen Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums (Sustainable Finance) vorgelegt. In Zukunft sollen Anleger ESG-Kriterien bei der Analyse von Unternehmen berücksichtigen, in die sie investieren. Das Akronym ESG steht dabei für E wie „Environment“ (Umwelt), S wie „Social“ (Soziales) und G wie „Governance“  (Unternehmensführung). Seitdem wächst das Angebot an ESG-Fonds rasant.

Starkes Wachstum bei ESG-Fonds

Trotz der Corona-Pandemie konnten nachhaltige Fonds 2020 ihr verwaltetes Vermögen auf einen neuen Höchststand steigern. Per Stichtag 31. Dezember 2020 managten Portfolios, die bei der Anlage die ESG-Kriterien berücksichtigen, insgesamt 147 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum in Höhe von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zahl der in Deutschland neu zugelassenen ESG-Fonds wider. In Deutschland waren Ende 2020 damit nun insgesamt 1.417 ESG-Fonds zugelassen. Bei den Assetklassen dominieren dabei die Aktien. Im letzten Jahr wurden in Deutschland 152 neue ESG-Aktienfonds aufgelegt. Auch die Rentenseite holt mittlerweile auf. Das Angebot nachhaltiger Anleihen ist zuletzt spürbar breiter geworden.

Gefahr von Greenwashing

Dabei wird allerdings auch das sogenannte Greenwashing von Fonds zunehmend zu einem Problem. Einer Analyse der Ratingagentur Morningstar zufolge waren im letzten Jahr ungefähr die Hälfte der „neuen“ grünen Fonds bereits bestehende konventionelle Produkte, bei denen die Anbieter das Anlagekonzept änderten. Insbesondere bei sogenannten nachhaltigen ETFs ist es häufig mit der Nachhaltigkeit nicht weit her. Denn in angeblich grünen ETFs stecken oft Aktien von Unternehmen, die man nicht sofort als nachhaltig einstufen würde. In vielen als nachhaltig bezeichneten ETFs finden sich Aktien von Kohlekonzernen, Ölmultis, Fluglinien oder Kreuzfahrtanbieter.

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