Fidelity: Italiens Schicksal hängt an Berlusconi
17.02.2013
Showdown in Italien - am kommenden Sonntag wählen die Italiener ein neues Parlament und damit einen neuen Regierungschef. Kommt Signore Silvio Berlusconis nochmals zurück? Oder schicken ihn die Italiener in die Wüste? Alberto Chiandetti, Manager des Fidelity Italy Fund, erklärt, welchen Wahlausgang er erwartet und was das für den italienischen Aktienmarkt bedeutet.
"Die leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit, dass die Italiener eine konservative Regierung und mit ihr Silvio Berlusconi an die Schalthebel der Macht wählen könnten, hat ausgereicht, um die Märkte in Aufregung zu versetzen und die Renditen italienischer Staatsanleihen deutlich nach oben zu treiben. Auch die Aktienmärkte haben daraufhin einen Teil der guten Gewinne des letzten Monats wieder abgegeben. Neben einer starken Marketingoffensive half Berlusconi der Skandal um die Monte Dei Paschi di Siena. Denn Verbindungen des Mitte-Links-Bündnisses zu dieser Bank haben es den Gegnern leicht gemacht, negative Stimmung gegen den Spitzenkandidaten Pier Luigi Bersani zu machen. Aber es ist noch alles offen und ich messe der Aufmerksamkeit für Berlusconis Wahlversprechen - die zuletzt vom Papstrücktritt in den Medien verdrängt wurde - nicht zu viel Bedeutung zu. Am wahrscheinlichsten ist meiner Meinung nach eine Mitte-Links-Koalition unter Bersani und Mario Monti. Tritt dieses Ergebnis ein, wird die allgemeine Erleichterung zu einer Rallye am italienischen und anderen europäischen Aktienmärkten führen. Selbst wenn die Wahl überraschend eine Regierung unter Berlusconi hervorbringen sollte, die sich nicht an den eingeschlagenen Austeritätspfad hält, werden die Märkte die Rückkehr zum Sparkurs durch Abstrafen sehr schnell erzwingen. Die Aussicht auf eine negative Wachstumsentwicklung in Italien haben die Märkte schon voll eingepreist. Insofern lohnt es sich jetzt, darauf zu schauen, wie viel Potenzial für eine positive Überraschung in Italien steckt. Es ist jetzt wenig sinnvoll, sich ausschließlich defensiv aufzu-stellen. Das gilt umso mehr, als Italien das dritthöchste Bruttoinlandsprodukt in Kontinental-europa erwirtschaftet. Die Unternehmen des Landes sind exportorientiert und ihre Absatz-märkte und Waren gut diversifiziert. Ein Blick auf die italienische Börse zeigt die Internatio-nalität der Firmen: Die 60 größten Unternehmen im Index erzielen mehr als die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb der Heimat. Zudem erwirtschaftet Italien trotz einer tiefen Rezession wie-der einen Haushaltsüberschuss. Es steht also gar nicht so schlecht um Italien. Dazu trägt si-cherlich auch die allgemeine Verbesserung der weltweiten Wirtschaftsaussichten bei, die zu geringerer Volatilität, gestiegenem Vertrauen der Investoren und zu einer Normalisierung der Finanzierungskonditionen geführt hat. Von dieser Entwicklung profitiert auch in Italien besonders der Finanzsektor."