EZB-Politik: Der Wunsch ist Vater des Gedankens
06.09.2016
"In der September-Sitzung dürfte die EZB ihre Marschroute taktisch anpassen. Wir erwarten, dass sie die Untergrenze für die Wertpapierkäufe durch die Bindung an den Einlagensatz aufhebt. Eine Senkung des Einlagensatzes oder Aufhebung des Kapitalschlüssels sehen wir nicht." "Gleichzeitig wird die Diskussion um die Nebenwirkungen der expansiven Geldpolitik zunehmen. Der Fokus der EZB dürfte erneut auf einer Forderung nach strukturellen Reformen liegen, auch um die einseitige Last von der Geldpolitik zu nehmen. Hier ist jedoch der Wunsch Vater des Gedankens. Im Hinblick auf das Referendum in Italien und Wahlen in Frankreich liegt der Schwerpunkt nicht auf Strukturreformen, sondern eher auf Ausgabeerleichterungen." "Bisher waren die Auswirkungen des Brexit auf die Stimmungsindikatoren in der EWU relativ begrenzt gewesen. Wir rechnen aber in den kommenden Monaten mit leicht negativen Effekten." "Insgesamt bleiben wir bei unserer moderaten Konjunktureinschätzung für die Eurozone: 2016 und 2017 erwarten wir einen BIP-Zuwachs von je 1,5 Prozent."
Ulrike Kastens, stellvertretende Leiterin Volkswirtschaft bei Sal. Oppenheim, über die aktuelle EZB-Politik und Europas Aussichten ohne Großbritannien und Inflation