"Reizvolle Abschläge bei europäischen Aktien "
06.05.2013
Patrick Zimmermann
**Man muss nicht immer in die Ferne schweifen - auch auf dem europäischen Kontinent gibt es attraktive Investmentoptionen, speziell im Aktienbereich. "finanzwelt" fragte **Patrick Zimmermann, Lead Portfolio Manager des UBS European High Dividend Fund bei UBS Global Asset Management
finanzwelt: Das Bild eines zweigeteilten europäischen Kontinents ist präsenter denn je. Wenngleich das Thema Schuldenkrise momentan etwas in den Hintergrund gerückt ist, so sind die Probleme noch nicht behoben. Ihr Ausblick auf die europäischen Aktienmärkte (i.B. Deutschland)?
Zimmermann: Es gibt keine Zweifel daran, dass die Ankündigung von Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), "alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten" im Juli letzten Jahres ein für die Finanzmärkte ausschlaggebendes Ereignis war. So hat genau diese Bekanntgabe zu einer deutlichen Stimmungsverbesserung auf den europäischen Aktienmärkten geführt. Gleichzeitig ist aber auch offensichtlich, dass es keine schnellen Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme Europas geben wird: Die Entschärfung der hohen Verschuldung sowie der hohen strukturellen Arbeitslosigkeit in einigen Mitgliedsstaaten wird Jahre dauern. Das Wirtschaftswachstum Europas wird daher während einer längeren Periode unterhalb des globalen Trends verharren. Der Ausblick für Deutschland ist besser als in anderen Ländern, dank einer niedrigeren und nachhaltigeren Verschuldung sowie einer geringeren Arbeitslosigkeit. Jedoch wird die enge Verflechtung mit dem restlichen Europa zweifellos einen negativen Einfluss auf die Wachstumsrate Deutschlands haben.
finanzwelt: Value, Growth, Dividenden – Schlagworte, um Investments in Aktien zu tätigen. Wie beurteilen Sie diese Strategien und auf was sollte der Anleger derzeit setzen?
Zimmermann: Dass der Ausblick für Europa unter seinem Potenzial liegt, ist in der Bewertung der europäischen Aktienmärkte enthalten. Europäische Aktien werden zu einem deutlichen Abschlag gehandelt, sei es im relativen Vergleich zu US-amerikanischen Aktien oder zu ihrer eigenen Vergangenheit. Dies eröffnet Anlegern eine exzellente Kaufgelegenheit für europäische Aktien hoher Qualität zu sehr attraktiven Kursen. Firmen in Europa bieten ebenfalls sehr hohe Dividendenrenditen mit guten Wachstumsaussichten. Das ist einer der Hauptgründe, warum wir in Europa sehr hohe Mittelzuflüsse in Strategien mit hohen Dividendenrenditen beobachten. Die Differenz zwischen Dividendenrenditen und den Renditen von Staatsanleihen befindet sich historisch auf einem extrem hohen Wert. Wir glauben, dass Anleger künftig ihre Allokation in Aktien auf Kosten von flüssigen Mitteln oder Staatsanleihen erhöhen werden.
finanzwelt: Ihr Haus deckt ein breites Spektrum an Anlagemöglichkeiten ab – beispielsweise der UBS European High Dividend. Was kennzeichnet diesen Fonds und wie schätzen Sie aktuell die wirtschaftliche Situation in Großbritannien (UBS European High Dividend investiert zu 1/3 in angelsächsische Unternehmen) ein?
Zimmermann: Der UBS European High Dividend Fond wurde dafür konzipiert, dass Anleger in Europa an den sehr hohen Dividendenrenditen teilhaben können. Der Fokus der Anlage-strategie liegt auf der Qualität und Diversifikation: wir verwenden dazu einen regelbasierten und strukturierten Ansatz. Wir investieren in Firmen mit attraktiven Dividendenrenditen, welche ihre Dividenden nachhaltig erwirtschaften und künftig steigern können. Die aktuelle Dividendenrendite des Fonds beträgt 4,1 Prozent (per 30. April 2013) und das erwartete Dividendenwachstum für 2014 und 2015 beträgt 4,4 Prozent beziehungsweise 4,7 Prozent.
Viele Unternehmen Großbritanniens sind global ausgerichtet und 70 Prozent der Einkünfte des Aktienmarktes stammen aus Ländern außerhalb des Vereinigten Königreichs. Dies erlaubt diesen Firmen stärker am Wachstum in Asien und den Schwellenländern sowie der US-amerikanischen Wirtschaft zu profitieren. Gleichzeitig bietet gerade dieser Markt sehr hohe Dividendenrenditen.
finanzwelt: In Krisenzeiten richten wir oftmals den Blick gen Norden – sehen Sie die skandinavischen Märkte als Hort der „Sicherheit"?
Zimmermann: Es ist richtig, dass die skandinavischen Länder wirtschaftlich in einer viel stärkeren Position sind, mit tiefer und nachhaltiger Verschuldung und Arbeitslosigkeit. Wir sehen viele exzellente Kaufmöglichkeiten für führende Firmen mit hoher Qualität und attraktiven Dividendenrenditen in diesen Märkten wie beispielsweise Sampo Oyj, Stora Enso Oyj und Telenor ASA.
Das Gespräch führte Alexander Heftrich