Ein Muss fürs Depot?
13.07.2015
Die japanische Wirtschaft, ihre Unternehmen und der Aktienmarkt befinden sich im Wandel – viele positive Zeichen versprechen eine nachhaltig gute Entwicklung.
Ende 1989 erreichte der japanische Aktienleitindex Nikkei 225 mit rund 39.000 Punkten seinen Höchststand, während der Dax gerade einmal bei etwa 1.800 Punkten stand. Es war der Höhepunkt und gleichzeitig das Ende einer einmaligen Blase am Immobilien- und Aktienmarkt. Der japanische Index fiel 2007 sogar bis auf knapp 7.000 Punkte – ein Minus von fast 82 Prozent im Vergleich zum Höchststand. Heute steht der Nikkei wieder bei gut 20.000 Punkten – der Dax bei etwa 11.500 Punkten.
Durch das Platzen dieser Kreditblase schlitterte das Land der aufgehenden Sonne in einen grausamen Mix aus Nullwachstum und leichter Deflation. Neben einem massiven Schuldenproblem trugen die alternde Bevölkerung, die strengen gesellschaftlichen Normen und eine überholte und zu laxe Corporate Governance das ihrige dazu bei.
Alle politischen Ausgabeprogramme und Zentralbankmaßnahmen der vergangenen 25 Jahre konnten nur ein noch stärkeres Abfallen in die Stagnation verhindern. Maßgeblich waren es die strukturellen Defizite, die eine nachhaltige Erholung des Landes verhinderten. Die Börse war geprägt durch ein dichtes Geflecht von Überkreuzbeteiligungen. Die Unternehmen horteten Cash und zahlten kaum Dividenden – niedrige Eigenkapitalrenditen waren die Folge.
Mit der Wahl von Premierminister Shinzo Abe Ende 2013 scheint jedoch ein neues Zeitalter angebrochen zu sein. Eine extrem lockere Geldpolitik, weit über dem Niveau der vorherigen Regierungen, führte zu einer deutlichen Abwertung des Yen. Davon profitiert die nach wie vor starke Exportindustrie. Zudem rief Premierminister Abe die Unternehmen dazu auf, höhere Löhne zu zahlen, um somit auch den chronisch lahmenden privaten Konsum anzukurbeln.
Zugleich tritt dieses Jahr ein neuer Corporate Governance Code in Kraft. Das wird zu höheren Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen führen und somit die Erträge der Aktionäre steigern. Zusätzlich wird damit begonnen, die Unternehmensverflechtungen – etwa 37.000 mit einem Volumen von knapp einem Drittel der Marktkapitalisierung – aufzulösen. Dies wird von der Börse mit höheren Unternehmensbewertungen honoriert werden.
Die Kurse der japanischen Aktien sollten in den nächsten Jahren von diesen Entwicklungen profitieren. Zudem sind internationale Investoren signifikant unterinvestiert. Sollte der japanische Aktienmarkt weiter steigen, werden diese Investoren automatisch hineingezogen.
Des Weiteren hat auch ein gewisser gesellschaftlicher Wandel begonnen. Erste Kontaktaufnahmen von Abe mit der chinesischen Führung deuten auf eine mögliche Annäherung im langjährigen Streit zwischen Japan und China hin. China ist einer der wichtigsten Wirtschaftspartner Japans. Allein im ersten Quartal 2015 hat sich die Zahl der chinesischen Touristen in Japan aufgrund des billigen Yens nahezu verdoppelt.
Ein wachsamer Blick in den fernen Osten kann das Portfolio also durchaus bereichern.
Autor: Klaus Martini, Geschäftsführer Plückthun Asset Management