Die Zinsen bleiben niedrig!
24.08.2016
Mit der Geldpolitik ist es, wie mit einer ausgedrückten Zahnpasta. Ist sie erst draußen, es bekommt man sie nicht wieder zurück in die Tube. Eine schnelle Rückkehr zu einem „normalen“ Zinsniveau halte ich auf absehbare Zeit für unwahrscheinlich. Dabei dürfte es sich zeitlich vermutlich eher um Jahre als um Monate handeln. Bei aller Kritik an der lockeren Geldpolitik hat die EZB in der Euro-Krise in den vergangenen Jahren immerhin das gesamte Euro-Finanzsystem stabilisiert und eine Deflation verhindert. Trotz der ganzen milliardenschweren Rettungsmaßnahmen kamen die Märkte in der Eurozone 2012 nicht zur Ruhe. Erst mit seiner historischen Rede vom 26. Juli 2012, dem berühmten „Whatever it takes“ hat Mario Draghi die Akteure beruhigen können und die Staaten der Eurozone haben Zeit gewonnen, um die dringend notwendigen Strukturreformen einzuleiten. Allerdings wird die Zeit derzeit von den Politikern nicht ausreichend genutzt. Mit den niedrigen Zinsen hat die EZB den Schmerz der Staaten in der Eurozone gelindert, indem sie ihr gigantisches Anleihekaufprogramm gestartet hat. Für die Politik besteht keine Eile, etwas zu ändern. Deutschland erhält sogar noch Zinsen für seine Schulden und ein hoch verschuldetes Land wie Italien zahlt derzeit nur etwa 0,6 Prozent für seine Anleihen. Damit lässt es sich komfortabel leben. Da momentan keine Inflationswolke am Himmel zu sehen ist, ist davon auszugehen, dass die EZB auch weiterhin Anleihen der Euro-Staaten kaufen wird. Allein durch die geringe Zinslast sparen die Staaten Milliarden Euro an Zinsen – auf Kosten der Sparer. Warum sollte die Politik ein Interesse an steigenden Zinsen haben?
Die Sparer müssen umdenken
Eine Änderung der lockeren Geldpolitik mag man sich gerade in Deutschland wünschen. Allerdings mir fehlt mir der Glaube daran. Warum sollten die Zinsen jetzt angehoben werden? Die Wirtschaft in der Eurozone wächst nur moderat und die Aussichten sind verhalten. Solange es kleine Inflation gibt, besteht keine Notwendigkeit, die Zinsen anzuheben. Das Prinzip Hoffnung auf steigende Zinsen wäre mir für als Argument für eine rentenorientierte Anlagestrategie zu wenig – im Gegenteil, es wäre eine Zinswette! Die Anleger sind selbst gefordert, eine für ihre Bedürfnisse geeignete Vermögensstruktur aufzubauen, die nach dem Prinzip der Risikostreuung funktioniert und neben Zinsanlagen auch Sachwert- und Substanzanlagen berücksichtigt. Um zukünftig noch Geld zu verdienen, gehören unter anderem dividendenstarke qualitativ hochwertige Aktien genauso ins Depot wie Gold, Immobilien und Anleihen. Die richtige Mischung machts! Wenn die Anleger dann noch ihrer Strategie treu bleiben, ist eine gesunde Basis geschaffen für einen nachhaltigen Anlageerfolg.
Ein Beitrag von finanzwelt - online