Die Suche nach den „sicheren Häfen“

26.05.2020

Torsten Reidel, Geschäftsführer Grüner Fisher Investments / Foto: © Fisher Investments

Nach dem wochenlangen Lock-Down durch die Covid-19-Krise ist die Wiedereröffnung der Geschäfte im Gange und eine Normalisierung der Konjunktur in Sicht. Für Investoren erscheint der Technologiesektor vor diesem Hintergrund besonders attraktiv, da er einige der nach Marktkapitalisierung größten und qualitativ hochwertigen Unternehmen der Welt umfasst, die stabile Bilanzen aufweisen und von geographisch unterschiedlichen Einkommensströmen profitieren.

Vor allem die Informationstechnologie gewinnt an Bedeutung: „Wir erwarten, dass der Informationstechnologiesektor vom steigenden Verbrauch von Online-Produkten und globalen IT-Ausgaben profitieren wird, die durch die wachsende Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen im Zusammenhang mit mobilem Cloud Computing und dem Internet der Dinge angetrieben werden“, sagt Torsten Reidel, Geschäftsführer von Grüner Fisher Investments. Ein genauer Blick auf die darunterliegenden Branchen verrät mehr „Jede Sub-Branche der MSCI World IT-Services verhält sich anders und bedarf gründlicher Analysen, um die Portfolios richtig zu positionieren“, betont Reidel. So war in der Vergangenheit beispielsweise zu beobachten, dass sich die MSCI World-IT-Services-Branche eher wie ein defensiver Teil des Technologiesektors verhielt, da er in Baissephasen besser und in Haussephasen oft schlechter abschnitt als der MSCI World Technology Sektor.

Widerstandsfähig: Datenverarbeitung

Historisch gesehen schnitten die einzelnen Subbranchen der MSCI World IT Services – Datenverarbeitung, IT-Consulting und Internetdienste – im Verlauf des Marktzyklus sehr unterschiedlich ab.

Die Datenverarbeitung als größter Teilsektor (68 %) besteht aus Zahlungsunternehmen – beispielsweise Visa oder Mastercard – aber auch aus Reisetechnologieunternehmen. Treiber des Zahlungsverkehrs sind Verbraucher- und Unternehmensausgaben, der säkulare Trend vom Bargeld zum bargeldlosen Zahlungsverkehr, E-Commerce und grenzüberschreitende Zahlungen. In vergangenen Zyklen erzielte die Datenverarbeitung in Baisse-Märkten in der Regel eine Outperformance, erfolgreiche Börsengänge im neuen Jahrtausend unterstützten nach anfänglichen Startschwierigkeiten auch im mittleren und letzten Drittel der Hausse eine gute Wertentwicklung. „Die persönlichen Konsumausgaben der Verbraucher erweisen sich als relativ widerstandsfähig, daher wächst das Zahlungsverkehrsvolumen während wirtschaftlicher Expansionen und hält sich in Rezessionen und Bärenmärkten recht gut“, erläutert Reidel. Der Experte erwartet, dass der steigende Verbrauch von Online-Produkten, insbesondere der Schwellenländer mit einer aufstrebenden Mittelschicht, neben verbraucherorientierten Technologien auch Zahlungsdienstleister unterstützen wird.

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